Chicagoland Vampires 03 - Mitternachtsbisse
zeigte sie es nicht.
Er stand mit verschränkten Armen neben ihr. Sein Blick … war auf mich gerichtet. Unsere Blicke trafen sich über den anderen Vampiren, über der Musik, und der Lichtschein des Gartens spiegelte sich in seinen Augen, die die Geschichte von Jahrhunderten gesehen hatten. Jahrhunderte, die ihn hatten kalt werden lassen.
Und dann ertönte seine Stimme in meinem Kopf. Merit.
Er rief lautlos meinen Namen, obwohl er neben ihr stand.
Lehnsherr?, lautete meine Reaktion.
Seine Augen funkelten. Nenn mich nicht so.
Ich kann dich nicht mehr anders nennen. Du bist mein Arbeitgeber. So lautet die Vereinbarung, die wir getroffen haben.
Er warf mir einen hilflosen Blick zu, doch ich würde nicht mehr darauf hereinfallen. Ich wandte meinen Blick dem Feuer zu. Es züngelte gen Himmel, und seine Flammen warfen glühende Schatten.
Der würzige Geruch des brennenden Holzes erhob sich in die Luft, und der Duft war fast berauschend; er deutete eine Wildheit an, die Vampire mitten in Downtown Chicago sonst nicht erfahren konnten, da ihnen die Sonne verboten war. Ich starrte in die Flammen, bis das Lied zu Ende war, und schloss mich dem Applaus an, während Katherine und Thomas ein sanftes, trauriges Lächeln austauschten.
»Wo bist du gestern hingegangen?«, fragte Luc, als Katherine einen Schluck aus einem Becher nahm und Thomas seine Geige neu richtete. Ich nahm an, dass er nicht fragte, wo ich gewesen war – sondern wo Lindsey gewesen war.
»Temple Bar. Lindsey hielt es für eine gute Idee, mich aus dem Haus zu scheuchen.«
»Und wie kommst du zurecht?«
»Wenn du dich auf die Formwandler beziehst, ziemlich gut. Wenn du dich auf mein Privatleben beziehst – er hat seine Ex eingeladen. Du kannst dir vermutlich denken, was ich davon halte.«
Katherine und Thomas spielten ein weiteres Lied, diesmal etwas Munteres mit einem irischen Klang.
Luc und ich standen schweigend da und hörten Katherine zu, wie sie mit einem trällernden irischen Akzent sang, Thomas neben ihr, dessen Finger über die Geige flogen.
»Ich glaube, dass er sich wirklich etwas aus dir macht.«
»Er hat eine seltsame Art, das zu zeigen.«
»Er ist ein Vampir. Das macht ihn seltsam.«
Ich sah zu Luc hinüber. Selbst inmitten des schlimmsten übernatürlichen Chaos hatte er immer dieses eigenartige Grinsen im Gesicht. Doch diesmal wirkte er erschöpft, und ich war mir nicht sicher, ob wir noch über Ethan sprachen… oder über Lindsey. War etwas Ähnliches zwischen ihnen vorgefallen? Wenn ja, dann hatte er mein Mitgefühl. Es war schwer, die Last zu tragen, die einem das Bedauern eines anderen auferlegte – und die Reue, die offensichtlich darauf folgte.
»Lindsey und du, seid ihr okay?«
Sein Gesicht wurde ernst. »Lindsey und ich … sind es nicht. Aber das ist der Status quo.«
»Möchtest du darüber reden?«
Die Frage war typisch Frau, aber der Blick, den ich mir damit einhandelte – zusammengekniffene Augen, ausdruckslose Miene –, war typisch Mann.
»Nein, Hüterin. Ich möchte nicht darüber reden.«
»Na gut. Aber«, warf ich ein, »wenn das das Ergebnis unserer Unsterblichkeit ist, dann müssen wir uns fragen, ob sie ein solches Opfer wert ist.«
»Das gibt einem zu denken.«
Die Liebe war ganz bestimmt kein Zuckerschlecken.
Katherine und Thomas beendeten ihr Stück unter donnerndem Applaus, und als das Klatschen langsam aufhörte, ertönten leichte Celloklänge.
Luc seufzte. »Ich werde mich mal unter die Leute mischen. Kommst du hier zurecht?«
»Aber sicher doch«, sagte ich. »Tu dir keinen Zwang an.«
Ich sah ihn zwischen den anderen Vampiren verschwinden. Es war vermutlich kein Zufall, dass auch Lindsey in einem anderen Teil der Menge herumlief.
»Katherine und Thomas sind sehr talentiert.«
Ich sah neben mich. Ethan stand da, mit ausdruckslosem Gesicht, die Hände in den Taschen. »Sie sind sehr talentiert«, wiederholte er.
Ich richtete meinen Blick wieder auf die Leute und fragte mich, wo seine Begleiterin abgeblieben war. Ich entdeckte sie auf der anderen Seite des französischen Gartens im Gespräch mit Malik. Für den Augenblick schien die Gefahr weiteren Theaters gebannt zu sein. »Ja, das sind sie.«
»Gabriel hat angerufen«, sagte er. »Er hat bestätigt, dass die Formwandler, die ihn angegriffen haben, den Mordauftrag erledigen und das Geld einstreichen wollten.«
»Wer hat den Auftrag erteilt?«
»Das hat man ihnen nicht gesagt, und sie haben offensichtlich auch nicht danach
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