Chicagoland Vampires 03 - Mitternachtsbisse
Energie durch die Luft zu wirbeln begann, und das so stark wie die Ströme und Strudel in einem Fluss.
»Es ist nur eine Frage der Veränderung der Ströme«, sagte Malory.
Ich sah hoch. Die Möbel begannen zu vibrieren und dann auf ihren Füßen zu hüpfen. Ihr Zittern sorgte dafür, dass Putz von der Decke auf uns herabrieselte.
»Jetzt kommen wir zum schwierigen Teil der Übung«, sagte sie.
»Du schaffst es.«
Die Möbel begannen sich in Linien zu formieren und wie eine Blaskapelle in der Spielpause zu marschieren. Ich sah ehrfürchtig zu, wie das Zweiersofa der Couch folgte, die wiederum dem Beisteltisch folgte, während sie sich im Kreis drehte und nach einem kleinen Sprung auf der Wand landete. Die Schwerkraft schien dort genauso wenig von Bedeutung zu sein wie an der Decke, und die Möbel begannen sich wie im Disney-Klassiker Fantasia die Wände herab zu den Scheuerleisten zu bewegen.
»Jetzt wird’s kompliziert«, sagte Malory, als das erste Möbelstück wieder den Boden berührte.
Ich sah zu ihr hinüber. Ihre ausgestreckten Arme zitterten vor Anstrengung und glänzten vor Schweiß. Ich hatte sie schon einmal so erlebt, bei einer der ersten Gelegenheiten, als sie Magie gewirkt hatte. Damals waren wir am Schauplatz eines Raves gewesen, und sie hatte eine Prophezeiung verkündet.
Aber es hatte sie viel Kraft gekostet, und auf dem Rückweg hatte sie im Auto geschlafen. Das hier sah genauso aus – nur würden die Folgen viel schwerwiegender sein.
»Malory? Brauchst du Hilfe?«
»Ich schaff das schon«, sagte sie mit gepresster Stimme, und die Möbel fuhren mit ihrem Tanz fort.
Der Boden unter uns vibrierte, als sie sich wieder an ihren alten Platz begaben.
»Oh-oh«, sagte sie.
»Oh-oh?«, wiederholte ich und wich einen Schritt zurück. »Mir gefällt das ›Oh-oh‹ nicht.«
»Ich glaube, ich werde ein wenig Staub aufwirbeln.«
Ich schaffte es gerade noch zu fluchen, bevor sie nieste und der Rest der Sachen an der Decke zu Boden krachte. Glücklicherweise waren alle elektronischen Geräte schon unten. Doch alles andere, was ich sehen konnte, nachdem ich mit einer Hand durch den von Malory aufgewirbelten Staub gewedelt hatte, glich einem einzigen Schlachtfeld.
»Malory?«
»Alles in Ordnung«, sagte sie und tauchte aus dem Staub auf, der sich in den zwanzig Jahren, die ihre Tante in dem Brownstone lebte, angesammelt hatte.
Malory kam neben mich, drehte sich um, und wir begutachteten den Schaden.
Ziemlich viel verstaubter Schnickschnack lag vor uns auf dem Boden – Kätzchen und Porzellanrosen und andere Gegenstände, die ihre Tante in regelmäßigen Ab-ständen anfallartig im Einkaufsfernsehen und andere Gegenstände, die ihre Tante in regelmäßigen Abständen anfallartig im Einkaufsfernsehen erstanden hatte. Die Couch hatte ihre Rückreise richtig herum beendet, doch das Zweiersofa lag wacklig auf der Seite.
Das Bücherregal stand auf dem Kopf, aber der Inhalt befand sich sauber aufgestapelt daneben.
»He, die Bücher sehen nett aus.«
»Pass auf, was du sagst, Klugscheißer.«
Ich verkniff mir ein Kichern, das sich mit aller Macht bemerkbar machen wollte, und es kostete mich alle Kraft, nicht in schalendes Gelächter auszubrechen.
»Ich lerne noch«, sagte sie.
»Selbst Vampire brauchen Übung«, sagte ich, um sie zu unterstützen.
»Ja, genau. Wo dich doch Celina durch die Gegend gekickt hat, als ob du Tom und sie Jerry gewesen wäre.«
Ich sah sie schräg – und nicht sonderlich wohlwollend – von der Seite an.
»Was denn?«, fragte sie mit einem Achselzucken. »Celina spielt halt gern mit ihrem Fressen.«
»Zumindest hat Celina Haus Cadogan nicht zerstört.«
»Ach ja? Dann pass mal gut auf.« Sie stampfte – wortwörtlich – zurück in die Küche, umrundete die Kücheninsel und zog die lange Schublade heraus, die meinen Geheimvorrat an Schokolade enthielt.
Sie langte hinein, stöberte herum, ohne den Blick von mir zu wenden, bis sie einen langen Riegel dunkler Gourmet-Schokolade herauszog. Mit einem bösartigen Grinsen sah sie auf ihre Beute, die sie mit beiden Händen vor sich hielt, und riss die Verpackung an einer Ecke auf.
»Die gehört zu meinen Lieblingen«, warnte ich sie.
»Oh, tatsächlich?«, fragte sie und biss eine riesige Ecke von dem Riegel ab.
»Malory! Das ist einfach nur gemein.«
»Manchmal muss eine Frau gemein sein«, glaubte ich sie sagen zu hören, den Mund voller dreiundsiebzigprozentiger Schokolade, die ich in einem winzigen Laden in der
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