Chicagoland Vampires 03 - Mitternachtsbisse
verletzt wirst. Und die andere Sache, die ich da gesagt habe …«
»Das mit meinem Vater?« Das tat immer noch weh.
»Das war völlig unangebracht. Es tut mir ehrlich leid.«
Ich nickte, aber dann kehrte die Stille zurück, als ob wir die Mauer der Verlegenheit zwischen uns noch nicht überwunden hätten.
»So wie es aussieht, hatte ich vollkommen recht, was das mit Ethan angeht.«
Ich verdrehte die Augen. »Und bescheiden bist du auch noch. Okay – ja, du hattest recht. Er war – er ist – gefährlich, und ich bin ihm in die Falle gegangen.«
Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, ließ ihn aber wieder zuklappen. Sie schüttelte den Kopf, als ob sie sich nicht im Klaren sei, ob sie ihre Gedanken nun aussprechen sollte oder nicht. Als sie sich dann doch entschied, purzelten die Worte nur so aus ihr heraus. »Okay, es tut mir leid, aber ich muss einfach fragen. Wie war es? Ich meine, mal ehrlich: Größtes Arschloch der Welt oder nicht, der Mann ist einfach der Knaller.«
Ich schenkte ihr ein schiefes Lächeln. »Es war fast das emotionale Trauma wert.«
»Was heißt fast?«
»Er war mehrfach nah dran.«
»Aha«, sagte sie. »Das passt zu ihm – so gut, wie er aussieht –, und es macht einen wütend. Man geht ja davon aus, dass ein Typ, der so was Bescheuertes wie er heute Abend abzieht, wenigstens im Bett ein Versager ist. Und wie warst du so?«
»Malory.«
Sie hob die Hand. »Ich frage aus einem bestimmten Grund, ich schwöre.«
Ich verdrehte die Augen, musste aber ein bisschen grinsen. »Ich war beeindruckend.«
»So beeindruckend, dass er bedauern wird, dich verlassen zu haben, wenn er dich das nächste Mal in Lederklamotten sieht?«
Ich grinste sie an. »Jetzt fällt mir wieder ein, warum ich dich zu meiner besten Freundin gemacht habe.«
»Deine Erinnerung lässt dich im Stich. Ich habe dich zu meiner besten Freundin gemacht.«
Wir sahen uns eine Minute lang an und grinsten wie kleine Schulmädchen. Wir waren wieder im Geschäft.
Einige Minuten später – einschließlich der Wiederholung einiger Details, die Sex and the City-würdig waren – sprang Malory von ihrem Stuhl auf und ging zum Kühlschrank.
»Ich habe noch kalte Pizza da, wenn du möchtest«, sagte sie, »aber ich warne dich, sie ist ein wenig… anders.«
Ich nahm eine dreißig Zentimeter lange schwarze Feder in die Hand und drehte sie zwischen meinen Fingern. »Wie anders?«
»Catcher Bell anders.« Sie öffnete den Kühlschrank, holte eine breite, niedrige Pizzaschachtel hervor und ließ die Tür mit einem lauten Knall zuschlagen. Ich beugte mich vor und benutzte beide Hände, um Behälter aus dem Weg zu räumen und der Pizzaschachtel genügend Platz zu verschaffen. Sie stammte aus einem anderen Laden in Wicker Park, wo Ziegenkäse und Kräuter aus biologischem Anbau verwendet wurden, Pizzamachen also als Handwerk verstanden wurde. Nicht gerade mein Favorit, aber in meinem Repertoire fand auch diese Pizza ihren Platz. Von Hand gezogene Kruste, selbst gemachte Sauce, frische Mozzarella-Scheiben.
»Wie anders kann sie schon sein?«, fragte ich.
Malory stellte die Schachtel auf der Insel ab und klappte sie auf.
Ich starrte die Pizza an, legte verwirrt den Kopf zur Seite und versuchte nachzuvollziehen, was genau er der Pizza angetan hatte. »Ist das Sellerie? Sind das Möhren?« »Und Kartoffelbrei.«
Es fühlte sich an, als ob ich noch einmal abserviert würde, aber diesmal von etwas, von dem ich mir niemals hatte vorstellen können, dass es mir wehtun würde. Ich sah Malory verzweifelt an und deutete dann auf die Pizza vor uns.
»Ist das eine Erbse? Auf einer Pizza?«
»Es soll irgendwie in Richtung Shepherd’s Pie gehen. Seine Mutter hat irgendwann mal herumprobiert und sie gemacht, und es ist wohl die einzig schöne Erinnerung an seine Kindheit oder so, und er hat dem Restaurant einen Sack voll Geld gezahlt, damit sie die machen.«
Ich sackte in mich zusammen, und meine Stimme klang bockig. »Aber … es ist eine Pizza.«
»Falls es dich tröstet – sie haben sich ziemlich gewehrt«, sagte Malory. »Sie haben versucht, uns eine mit Frischkäse und Speck zu verkaufen …«
»Die offizielle Pizza des Teams Merit/Carmichael«, warf ich ein.
»Aber Catcher kann genauso betteln wie die anderen auch«, lächelte Malory wissend. »Nicht, dass ich viel darüber wüsste.«
Ich stöhnte, musste aber grinsen. Wenn Malory mit mir wieder über ihren Sex mit Catcher sprach, dann erholte sich unsere Freundschaft wohl
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