Chicagoland Vampires 03 - Mitternachtsbisse
warteten, dass etwas geschah.
Schwarzgekleidete Vampire standen zu dritt oder viert zusammen. Einige steckten die Köpfe zusammen, als sie flüsterten, und sahen zu mir herüber, andere blickten aus den Fenstern neben der Eingangstür nach draußen.
»Sie ist auf dem Weg zum Haus«, sagte jemand.
»Was ist mit Merit?«, fragte jemand anders.
Ich kniff verzweifelt die Augen zusammen. Mein Name wurde im gesamten Raum geflüstert. Neunzig Vampire konnten nicht nur die letzte Nacht bezeugen, Vampire konnten nicht nur die letzte Nacht bezeugen, sondern auch, dass er Lacey darum gebeten hatte, ihren hübschen Hintern so schnell wie möglich nach Chicago zu schaffen.
Ich schlug die Augen wieder auf. Ich konnte spüren, wie meine Haut zu brennen begann, als Demütigung und Ablehnung einer viel befriedigenderen Emotion Platz machten – Zorn. Kummer verwandelte sich in Wut, und ich konnte genau nachvollziehen, warum für Celina die Zurückweisung durch irgendeinen hübschen Engländer zu einem Impuls werden konnte, der Traurigkeit in Hass verwandelte. Ich bin mir sicher, dass sie nicht die einzige Frau – bei den Männern nicht anders – in der Geschichte der Menschheit war, bei der eine Zurückweisung einen Brand entfacht hatte und zum Antrieb geworden war – anderen Gewalt anzutun, Kriege anzuzetteln und eine Spur der Verwüstung zu hinterlassen.
Das Ego von Vampir und Mensch schien sich nicht wirklich zu unterscheiden.
Dieser Zorn war sehr tröstlich; die Möglichkeit, meine Wut auf Ethan zu richten, ließ die Zurückweisung nicht mehr als mein Versagen erscheinen. Ich schloss die Augen, als sich eine Gänsehaut auf meinen Armen ausbreitete, und ließ meinen Körper in meinen Emotionen versinken wie in kochendem Wasser.
Als sich Stille im Raum ausbreitete, öffnete ich die Augen wieder.
Die Mädels beendeten ihre Mitleidsorgie, als alle ihre Augen auf Ethan richteten, der durch den Hauptflur und an uns vorbei zur Vordertür ging.
»Sie muss hier sein«, murmelte Margot, und gemeinsam sahen wir hinter ihm her.
Sie musste der Grund für den Anruf gewesen sein, den er beim Verlassen der Operationszentrale entgegengenommen hatte – der Grund, warum er uns hatte wegtreten lassen.
Ethan öffnete die Tür und beugte sich vor, um eine Frau zu umarmen.
»Lacey«, sagte er, »danke, dass du so kurzfristig kommen konntest.«
Seine Stimme klang herzlich, und die Bedeutung seiner Worte war klar – er hatte sie eingeladen.
Sie war für ihn vermutlich das kühle Fruchteis, das er nach der Knoblauchsauce brauchte. Der Lückenbüßer, den er nach einer Nacht mit mir benötigte.
Plötzliche Übelkeit schien mich zu überwältigen, aber ich kämpfte sie nieder.
Als er sie losließ und einen Schritt zur Seite machte, um ihr restliches Gefolge per Handschlag zu begrüßen, sah ich sie zum ersten Mal.
Sie war groß gewachsen, schlank und hatte ihre blonden Haare zu einem kurzen Bubikopf geschnitten, der direkt unter ihrem Kinn endete. Ihr Gesicht war das eines Models – gerade, lange Nase, breiter Mund, blaue Augen mit einem kühlen Schimmer. Sie trug einen hellblauen Hosenanzug, der sich an ihren schlanken Körper schmiegte, und an ihrer rechten Hand einen einzelnen Ring mit einer überdimensionierten Perle.
Sie war schön, perfekt kombiniert, elegant. Sie war alles, was er haben wollte. Und sie war hier, in Chicago, und war aus San Diego hergeflogen, weil er sie darum gebeten hatte.
»Das Haus sieht bezaubernd aus, Ethan. Ich mag, was du daraus gemacht hast.«
Er wandte sich zu ihr und lächelte. Aber als er seinen Kopf drehte, um sich umzusehen, und ihm die zusammenstehenden Vampire im Flur auffielen, verschwand sein Lächeln. Er musterte uns alle, verspannte sich, und dann trafen sich unsere Blicke.
Als wir uns anstarrten, fragte ich mich, warum er sie eingeladen hatte, welche Hilfe er sich von ihr erhoffte. Ich fragte mich, warum er sich für eine Beziehung mit mir hätte opfern müssen, aber eine Ex einzuladen in Ordnung war.
Ich erkannte nichts in seinem Blick, das es hätte erklären können, nur ein leichtes Entsetzen, dass ich ihn in flagranti erwischt hatte. Ich weiß nicht, was ich ihm sagen wollte, aber ich machte einen Schritt nach vorn, weil ich wusste, dass ich ihm etwas sagen wollte.
»Langsam, langsam«, sagte Lindsey und stellte sich mir in den Weg. »Du rennst da jetzt nicht rüber. So eine Frau willst du nicht sein.«
Ich schnaubte und hatte mittlerweile die Aufmerksamkeit des halben Raums auf
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