Chicagoland Vampires 03 - Mitternachtsbisse
mich gezogen. »Was für eine Frau? Die Sorte Frau, die innerhalb von Stunden ersetzt wird?«, flüsterte ich wütend und sah mich dann um. »Sie haben vieleicht nichts von der Trennung gewusst, aber mittlerweile sind die Anzeichen doch ziemlich klar. Gibt es jetzt noch jemanden, der das nicht glaubt?«
Margot, Katherine und Michele wichen meinem Blick aus.
»Merit«, sagte Lindsey und legte ihre Hände auf meine Arme, »wir sind deine Freundinnen und gemeinsam mit dir Novizen dieses Hauses. Aber Ethan ist ein Meister, und Lacey ist es auch. Dich vor ihnen lächerlich zu machen, wäre eine ganz andere Form der Demütigung.«
Sie hatte nicht ganz unrecht. Okay, ich traf eine Entscheidung. Ich würde ihm nicht entgegentreten, aber ich würde mir nicht weiter Schmerzen zufügen, indem ich ihnen zusah.
Ich drehte mich um und ging ohne ein weiteres Wort die Treppe in den ersten Stock hinauf. Ich betrat mein Zimmer und verschloss die Tür. Ich weinte nicht – ich würde nicht weinen. Nicht noch einmal.
Ich würde auch nicht schlafen.
Da die Sonne in wenigen Minuten aufgehen würde, zog ich meinen Pyjama an und stieg ins Bett. Es war eine lange Nacht gewesen, aber ich lag wach, einen Arm unter das Kissen geschoben, und starrte an die Decke. Die Morgendämmerung brach an, und ihr verführerischer Sog ließ meine Augenlider flattern und verhieß meinem Gehirn Entspannung. Doch der menschliche Teil in mir dachte immer wieder an die schönen Momente, die wir miteinander erlebt hatten, so wenige es auch gewesen sein mochten. Ich fragte mich, ob es etwas gegeben hatte, das ich hätte tun können, hätte sagen können, um uns noch eine Chance zu geben.
Ich hatte mich verwundbar gemacht, und dafür bezahlte ich jetzt. Doch die eigentliche Demütigung war, dass das gesamte Haus wusste – oder schon bald wusste –, dass ich nicht nur wie eine heiße Kartoffel fallen gelassen, sondern auch noch ersetzt worden war.
Ich hatte ihm zugegebenermaßen eine Chance gegeben. Aber das hieß ja nicht, dass ich weiterhin schlechte Entscheidungen treffen musste. Ich atmete gleichmäßig aus und ein und schwor mir, nie wieder eine Beziehung mit einem Vampir einzugehen.
Ironischerweise entschloss sich genau in diesem Augenblick mein potenzieller Rote-Garde-Partner, mich anzurufen. Da ich davon ausging, dass er mit mir sprechen wollte, weil er über Luc von der Versammlung der Rudel gehört hatte, nahm ich mein Handy und klappte es auf. »Merit.«
»Hier spricht Jonah«, sagte er. »Bist du bereit für dieses Ding morgen Abend?« Ich wusste die Besorgnis in seiner Stimme zu schätzen, aber ich war mir nicht sicher, ob er wegen mir besorgt war oder weil ich möglicherweise ein Gewinn für die Rote Garde wäre.
»Wir haben uns mit den Anführern der Rudel getroffen, einige Zeit mit dem Zentral-Nordamerika-Rudel verbracht und die Baupläne des Gebäudes in Augenschein genommen. Wir haben einen Kommunikationsplan, und ihr Jungs seid im Notfall unsere Verstärkung.« Ich zuckte mit den Achseln.
»Besser vorbereitet können wir nicht sein.« Ich überging unseren kleinen Zwischenfall, der für Ethan hätte peinlich sein können; es gab keinen Grund, dass wir uns beide schlecht fühlten.
Jonah machte ein vermutlich zustimmendes Geräusch. »Wenn mich später jemand fragt, werde ich sagen, dass wir dieses Gespräch nie geführt haben. Aber ich frage mich, ob das nicht der richtige Augenblick wäre, die Rote Garde um Unterstützung zu bitten? Ob Wachen auf Abruf sein sollten?«
Die Worte sprudelten nur so aus mir heraus. »Das ist definitiv nicht der richtige Augenblick. Ich weiß das Angebot sehr zu schätzen, aber es gibt so schon genügend Formwandler, die uns hassen.« Die Erfahrung hatte ich selber machen müssen.
»Spezialeinheiten und schwarze Helikopter werden uns auch nicht helfen. Das würde nur Öl ins Feuer gießen. Vertrau mir – wir sind in einer besseren Position, als wir es hätten sein können, wenn wir nicht in der Bar gewesen wären, aber die Formwandler sehen uns immer noch nicht als beste Freunde an.«
Er schwieg einen Augenblick. »Und wenn es Probleme gibt?«
»Dann wird Luc dich anfordern. Wenn du vor Ort bist, hast du als Mitglied der Roten Garde die Befugnis, in ihrem Auftrag die notwendigen Entscheidungen zu treffen. Aber du darfst in diesem Fall nicht zu früh einschreiten. Sie halten uns für zu berechnend. Nicht vertrauenswürdig. Wenn wir mit einer Horde zusätzlicher Vampire auftauchen – und das ohne
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