Chicagoland Vampires: Drei Bisse frei (German Edition)
eine Panik ausbrechen.«
»Weil sie daraus schließen würden, dass Vampire eine ernsthafte Bedrohung für die Menschen sind?«
»Genau deswegen. Und wenn wir schon von ernsthaften Bedrohungen sprechen, was lernst du eigentlich heute in Schaumburg?«
»Witzig, witzig, meine kleine blutsaugende Freundin. Es wird die Zeit kommen, da du mich lieben und zugleich fürchten wirst.«
»Das ist bereits der Fall. Bist du noch bei Zaubertränken?«
»Ehrlich gesagt, nein. Diese Woche kümmern wir uns um andere Dinge. Wie geht’s dem Chef aller Chefs?«
Dieser prompte Themenwechsel war ungewöhnlich. Normalerweise liebte es Mallory, über alles Übernatürliche und vor allem über ihre Ausbildung zur Hexenmeisterin zu tratschen, vor allem, wenn ihr eine interessierte Zuhörerin zur Verfügung stand. Vielleicht war das, was sie derzeit lernen musste, etwa so öde wie meine Beizarbeiten, aber das konnte ich mir kaum vorstellen.
»Ethan Sullivan ist und bleibt Ethan Sullivan«, fasste ich kurz zusammen.
Sie schnaubte zustimmend. »Und das wird er auch auf ewig bleiben, da er ja bekanntlich unsterblich ist. Aber manche Sachen ändern sich doch – und hier kommt der perrrrfekte Übergang – was glaubst du wohl, wer ab sofort auf seiner kleinen, makellosen Nasenspitze eine ganz bezaubernde Brille trägt?«
»Joss Whedon?« Mallory hatte zwar einige Zeit gebraucht, um sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass sie magische Kräfte besaß, aber sie hatte schon immer einen Hang zum Übernatürlichen gehabt, ob nun in der Literatur oder sonst wo. Buffy und Spike hatten es ihr vor allem angetan.
»Um Gottes willen, nein! Allerdings würde mir das eine ziemlich gute Ausrede bieten, mich mal wieder mit der Welt von Whedon auseinanderzusetzen und ihm vielleicht eine magische Augenkorrektur zu verpassen. Wie auch immer, die Antwort lautet Nein. Catcher hat eine Brille.«
Ich musste grinsen. »Catcher hat eine Brille ? Der Mann, der sich den Kopf rasiert, obwohl es gar nicht notwendig ist, weil er ohnehin schon heiß aussieht? Dieser Abend könnte doch noch ein guter Abend werden.«
»Ich bin ganz deiner Meinung. Um ehrlich zu sein, sieht das bei ihm allerdings ziemlich gut aus. Ich hatte ihm ja angeboten, ein bisschen Abrakadabra zu wirken und ihm eine ordentliche Sehschärfe zu verpassen, aber das hat er abgelehnt.«
»Warum?«
Sie rutschte mit ihrer Stimme zwei Oktaven nach unten und machte ihn ziemlich gut nach: »Weil das eine egoistische Verwendung deiner Kräfte wäre – die Macht des Universums auf meine Netzhaut zu verwenden.«
»Das könnte er glatt gesagt haben.«
»Richtig. Also trägt er eine Brille. Und ich muss dir sagen, dass sie in unserem Liebesleben wahre Wunder gewirkt hat. Er ist ein völlig neuer Mensch. Sein sexueller Appetit ist einfach –«
»Mallory. Es reicht. Meine Ohren bluten.«
»Du kleines, prüdes Stück.« Lautes Hupen war durch das Telefon zu hören, gefolgt von Mallorys Gebrüll. »Lernt endlich einzufädeln, Leute! Macht schon! Okay, ich hab hier Leute aus Wisconsin im Weg und muss Schluss machen. Wir reden morgen weiter.«
»Gute Nacht, Mallory! Viel Glück mit Wisconsin und der Magie.«
»Küsschen«, sagte sie und legte auf. Ich steckte mein Handy wieder in die Tasche. Gott segne beste Freundinnen!
Zehn Minuten später erhielt ich Gelegenheit, meine »Ethan ist und bleibt Ethan«-Theorie zu überprüfen.
Ich musste mich nicht einmal umdrehen, um zu wissen, dass er hinter mir stand. Es lief mir kalt den Rücken herunter, das war mir Beweis genug. Ethan Sullivan, Meister des Hauses Cadogan. Der Vampir, der mich erschaffen hatte.
Ethan hatte zwei Monate lang um mich geworben, bis wir dann eine wundervolle Nacht miteinander erlebten. Aber das neue »Wir« hatte nicht lange gehalten. Er entschied, dass eine Liebesbeziehung zu mir ein emotionales Risiko bedeutete, das er sich als Anführer nicht leisten konnte. Also hatte er seinen Kurs schlagartig geändert. Anschließend bereute er seine Entscheidung, und so strich er seit zwei Monaten um mich herum und versuchte, wie er es nannte, die Wogen zu glätten.
Ethan war groß, blond und auf unmenschliche Weise schön, von der langen, schmalen Nase, den wie gemeißelt wirkenden Wangenknochen bis hin zu den smaragdgrünen Augen. Außerdem war er intelligent und seinen Vampiren verpflichtet … und er hatte mir das Herz gebrochen. In den letzten beiden Monaten hatte ich gelernt, seine Sorge zu respektieren, dass unsere Beziehung das Wohl des
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