Chicagoland Vampires: Drei Bisse frei (German Edition)
Stehen kamen.
Ich sah hoch. Drei der Männer kamen auf uns zugelaufen. Sie trugen Waffen und umzingelten den Wagen, bevor Ethan von der Straßensperre wegfahren konnte.
»Mir gefällt das ganz und gar nicht«, murmelte ich.
»Mir auch nicht«, sagte Ethan, zog sein Handy heraus und tippte auf die Tasten. Ich nahm an, dass er Verstärkung anforderte, was meine uneingeschränkte Zustimmung fand.
»Die Armee?«, fragte ich Ethan, während mein Herz wie wild schlug.
»Es ist sehr unwahrscheinlich, dass uns offizielle Vertreter der Streitkräfte auf diese Art begegnen. Nicht, solange viel einfachere Wege und damit geringerer Kollateralschaden zur Verfügung stehen.«
»Wer immer sie auch sind, ich gehe davon aus, dass sie was gegen Vampire haben.«
Zwei der drei Männer vor uns entsicherten ihre Waffen, kamen auf uns zu und öffneten die Türen.
»Raus!«, sagten sie gleichzeitig. Ich ging kurz meine Optionen durch – ich hatte zwar meinen Dolch, aber nicht mein Schwert. Ich hoffte, dass ich es nicht brauchen würde.
»Und ob sie etwas gegen Vampire haben«, knurrte Ethan und hob dann langsam die Hände. Ich tat es ihm nach.
Ruhig, Hüterin!, teilte er mir telepathisch mit. Sag nichts, außer es ist absolut notwendig!
Du bist der Chef, lautete meine Antwort.
Dieses Gefühl vermittelst du mir nur selten. Obwohl die Worte nur in meinem Kopf zu hören waren, war der schnippische Unterton unverkennbar.
Wir stiegen aus. Es lagen Schwingungen in der Luft, die ich nur allzu gut zu deuten wusste. Seit mein Katana mit Blut temperiert worden war, konnte ich Stahl spüren, und in der uns umgebenden Dunkelheit gab es jede Menge davon. Wer auch immer sie waren, unsere Gegner kamen stark bewaffnet. Wir wurden mit erhobenen Händen vor den Mercedes geführt, und die Mündungen ihrer Waffen waren auf unsere Herzen gerichtet. Unsere Vampirkörper heilten schnell genug, um mit Schusswunden gut zurechtzukommen. Ein Espenholzpflock allerdings würde fraglos zum gewünschten Ergebnis führen.
Jetzt, wo ich darüber nachdachte, fiel mir an ihren Waffen etwas auf. Das waren keine gewöhnlichen Handfeuerwaffen von der Stange, sie wirkten wie Sonderanfertigungen – dieLäufe hatten einen etwas breiteren Durchmesser als bei den handelsüblichen Modellen aus dem Waffenarsenal von Haus Cadogan.
Ist es möglich, eine Waffe so umzubauen, dass sie Espenholzpflöcke verschießt?, fragte ich Ethan.
Ich hoffe, dass wir die Antwort auf diese Frage nicht am eigenen Leib erfahren müssen, gab er zurück.
Mein Magen zog sich zusammen. Auch wenn ich mittlerweile daran gewöhnt war, dass meine Aufgaben häufig Gewaltanwendung mit sich brachten, war ich innerlich aufgewühlt: Sonst wurden ich und meinesgleichen oft von verrückten übernatürlichen Wesen angegriffen. Aber das hier waren Menschen! Waffen tragende Menschen, die offensichtlich glaubten, dass sie außerhalb des Gesetzes standen, dass sie in unserer Heimatstadt das Recht hatten, uns anzuhalten und mit vorgehaltener Waffe zu bedrohen.
Der dritte Mann kam auf uns zu. Er war groß, massig, mit von Akne zerfressener Haut und militärischem Kurzhaarschnitt.
Pass auf!, hörte ich Ethans Stimme in meinem Kopf sagen.
Seine Warnung war unnötig. Ich merke es schon, wenn ein menschlicher Panzer auf mich zurollt.
»Ihr glaubt wohl, wir wissen nicht, was ihr mit unserer Stadt anstellt?«, fragte der Panzer. »Ihr bringt uns um. Ihr schleicht in der Nacht umher, reißt uns aus unseren Betten. Ihr zieht uns in euren Bann, und dann saugt ihr uns aus, bis kein Tropfen mehr übrig ist.«
Seine Worte verursachten ein beklommenes Gefühl in meiner Brust. Ich hatte nichts dergleichen getan und kannte auch keine Vampire, die seine Vorwürfe verdient hätten, zumindest nicht, seit Celina Desaulniers verschwunden war, das böse Mädchen unter Chicagos Vampiren. Aber der Panzer schien von seiner Sicht der Dinge völlig überzeugt zu sein.
»Ich habe Ihnen nichts getan«, sagte ich. »Ich sehe Sie heute zum ersten Mal, und Sie wissen gar nichts über mich, außer dass ich eine Vampirin bin.«
»Schlampe«, murmelte er, aber als sich die Hecktür des Geländewagens zur Linken öffnete, sah er sich hastig um. Zwei schwere Stiefel knallten auf den Asphalt, gefolgt von einem weiteren Mann in derselben schwarzen Uniform. Im Gegensatz zu den anderen sah er recht gut aus: große, weit geöffnete Augen, ausgeprägte hohe Wangenknochen, die dunklen Haare sauber gescheitelt. Er kam auf uns zu, die Hände
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