Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition)
ziemlich verloren wirkende Teenager handgemalte Plakate in die Luft hielten: SCHAUT BEI UNS VORBEI – UND STERBT !
Ich lächelte ihnen höflich zu, als ich an ihnen vorbeikam, und hielt dann zwei Leinenbeutel voll mit Burgern und geriffelten Pommes hoch. »Abendessen!«, ließ ich sie gut gelaunt wissen.
Am Tor empfingen mich zwei unserer Söldner-Feen, die den Zugang zum Anwesen des Hauses Cadogan kontrollierten. Sie nickten mir äußerst knapp zu, als ich an ihnen vorbeiging, und richteten ihre Aufmerksamkeit dann wieder auf die Straße. Feen waren bekannt dafür, dass sie Vampire nicht ausstehen konnten, aber Menschen konnten sie noch weniger leiden. Regelmäßige Zahlungen in bar sorgten dafür, dass sie sich auch weiterhin diesem besonderen Objektschutz widmeten.
Ich hüpfte die Stufen zum Eingang hinauf und betrat das Haus, wo ich von einem Haufen Vampire in Empfang genommen wurde. Sie starrten die Wand an, an der Frank seine Anweisungen aufzuhängen pflegte.
»Willkommen im Irrenhaus!«, sagte eine Stimme hinter mir.
Ich drehte mich um und erkannte Juliet, eine der verbliebenen Wachen Cadogans, die die Vampire mit einem verzweifelten Blick bedachte. Sie war schlank und rothaarig und besaß eine elfenhafte Ausstrahlung.
»Was ist los?«, fragte ich.
»Noch mehr Regeln«, sagte sie und deutete auf die Wand. »Drei neue Vorschriften an der Schandmauer. Frank hat beschlossen, dass Vampire sich nicht mehr in Gruppen mit mehr als zehn Leuten versammeln dürfen. Ausgenommen sind offizielle Versammlungen.«
»Weil wir sonst gegen das Greenwich Presidium aufbegehren könnten?«, fragte ich.
»Das wird es wohl sein. Anscheinend gehört die ›Versammlungsfreiheit‹ nicht zu den Rechten, die das Greenwich Presidium besonders zu schätzen weiß.«
»Klingt sehr kolonialistisch«, murmelte ich. »Was ist die zweite neue Vorschrift?«
Sie starrte mich ausdruckslos an. »Er rationiert das Blut.«
Diese Vorstellung machte mich so sprachlos, dass ich einen Augenblick brauchte, um wieder zur Besinnung zu kommen. »Wir sind Vampire . Wir brauchen Blut, um zu überleben.«
Sie sah verächtlich zur Wand hinüber, die mit unzähligen Papierseiten übersät war. »Oh, ich weiß. Aber Frank hat in seiner unendlichen Weisheit befunden, dass Ethan uns verdorben hat, indem er uns jederzeit Blut im Beutel zur Verfügung stellte. Er reduziert die Bestellungen bei Lebenssaft.«
Obwohl wir in der Regel nur Blut aus Beuteln tranken, gehörte Cadogan zu den wenigen Häusern in den Vereinigten Staaten – in Chicago war es das einzige –, die ihren Vampiren erlaubten, Blut von Menschen oder anderen Vampiren zu trinken. Die anderen Häuser hatten diese Praxis abgeschafft, um sich den Menschen besser anzupassen. Ich persönlich hätte nur von einem Mann Blut getrunken – Ethan –, aber ich wusste es zu schätzen, dass es eine Alternative gab.
»Besser, es trifft uns als Haus Grey«, sagte ich leise. »Uns stehen wenigstens andere Quellen zur Verfügung.«
»Diesmal nicht«, sagte Juliet. »Er hat außerdem untersagt, dass wir von anderen trinken.«
Dieser Einfall war genauso absurd, aber aus anderen Gründen. »Ethan hat diese Regel aufgestellt«, protestierte ich. »Und Malik hat sie bestätigt. Frank ist nicht befugt …«
Doch Juliet unterbrach mich mit einem Achselzucken. »Er behauptet, das gehöre zu seiner Analyse. Ein Experiment, um herauszufinden, wie gut wir mit unserem Hunger umgehen.«
»Er stellt uns eine Falle. Er will, dass wir scheitern«, sagte ich leise und ließ meinen Blick über die Vampire schweifen, die nun nervös miteinander redeten. »Wir werden eine Zwangsverwaltung niemals überstehen, zwei Monate nachdem wir unseren Meister verloren haben und mit einem Haufen Demonstranten vor unseren Toren. Irgendjemand wird ausflippen, weil er nicht genügend Blut zu sich nehmen kann.« Ich sah ihr in die Augen. »Er wird das als Ausrede benutzen, um das Haus zu übernehmen oder es komplett zu schließen.«
»Ziemlich wahrscheinlich. Hat er dir schon einen Termin für euer Gespräch genannt?«
Frank verlangte von jedem Vampir, ein Privatgespräch mit ihm zu führen, was mich nicht sonderlich überraschte. In diesen Gesprächen, so hatte ich gehört, ging es in der Regel um solch allgemeine Themen wie »Begründe, warum du überhaupt existierst«. Ich war einer der wenigen Vampire, mit denen er noch nicht gesprochen hatte. Nicht, dass ich das bedauerte, aber jeden Tag, den ich darauf warten musste, wurde
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