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Chicagoland Vampires: Für eine Handvoll Bisse (German Edition)

Chicagoland Vampires: Für eine Handvoll Bisse (German Edition)

Titel: Chicagoland Vampires: Für eine Handvoll Bisse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chloe Neill
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das die Absicht des Mörders gewesen? Nicht einfach nur Vampire zu töten - oder diese beiden Vampire im Besonderen -, sondern das Bild eines süßen, traurigen und zugleich bitteren Todes zu zeichnen?
    Diese Vorstellung war mir auf furchterregende Weise zuwider. Ich konnte nachvollziehen, im Kampf zu töten, aus Wut oder Rache - in diesen Fällen gab es ein klares Motiv. Aber ein Mord, um schmerzliche Gefühle bildlich darzustellen? Töten, um zu schockieren oder zu beleidigen? Das war ein merkwürdiger Gedanke, und ich konnte mich einfach nicht damit anfreunden.
    »Der Mörder wollte eine Szene nachstellen«, sagte ich. »Er hat sie so hingelegt. Sie hätten sich unmöglich ... dabei an den Händen halten können.«
    »Und er wusste, wie man einen Vampir umbringt. Er wusste, dass es mit einer Enthauptung funktioniert, oder er hat einfach beim ersten Mal richtig Glück gehabt.«
    Ich nickte. »Ein Pflock wäre einfacher gewesen. Espenholz ist unheimlich wirksam - eine Sekunde später, und sie wären tot gewesen. Aber wenn sie mit einem Pflock getötet worden wären, dann wäre nur Asche zurückgeblieben.«
    »Mit Sonnenlicht wäre es ebenfalls wesentlich schneller gegangen«, bemerkte Catcher. »Wenn er sie einfach hätte beiseiteschaffen wollen, dann hätte er zahlreiche Möglichkeiten gehabt, jegliche Beweise verschwinden zu lassen, und wir hätten sie niemals gefunden. Die erste Frage muss also lauten: Was will er uns mitteilen? Und die zweite: Warum gerade diese beiden? Warum Oliver und Eve? Hatte er vorgehabt, sie zu töten ...?«
    »Oder wollte er einfach nur töten?«, fragte ich.
    Kein besonders beruhigender Gedanke.
    Der ohnehin schon triste Abend wurde durch den Regen, der als flüsternder Sprühnebel herabfiel, nur noch trostloser. Wir stellten unser Auto in einer leeren Seitenstraße ab und starrten auf unser Ziel - ein Lagerhaus aus weißen Ziegelsteinen, auf dem in abblätternder blauer Farbe
WILKINS
geschrieben stand. Die meisten Fenster waren vernagelt, und das Grundstück war von einer teilweise auseinandergerissenen Plastikabsperrung umgeben, die ungebetene Besucher hätte abhalten sollen. Leider war das Lagerhaus in einem ähnlichen Zustand wie die meisten Gebäude in dieser Gegend. Sie waren alt oder baufällig und hätten nicht nur ein wenig frische Farbe, sondern eine vollständige Sanierung nötig gehabt.
    Catcher stellte den Kragen seiner Jacke auf und knöpfte sie zu, um sich gegen den anhaltenden Regen und die nervtötende Kälte zu schützen. »Einsatzbereit?«, fragte er.
    Ich nickte und wollte gerade vorangehen, als eine Gestalt aus der Dunkelheit am anderen Ende des Straßenblocks heraustrat. Sicherheitshalber legte ich eine Hand auf meinen Schwertgriff.
    »Merit«, flüsterte Catcher warnend.
    »Er ist ein Vampir«, sagte ich leise, als ich die mir vertraute Magie erkannte. »Ich kann keine Feindseligkeit spüren.«
    Er war groß gewachsen, schlank und kantig, hatte lange Arme und Beine, die in einem altmodischen schwarzen Anzug steckten, unter dessen gut sitzender Jacke eine Weste zu erkennen war. Seine dunklen Haare waren kurz geschnitten, was einen starken Kontrast zu seinem prächtigen Backenbart darstellte.
    Das Licht eines vorbeifahrenden Fahrzeugs spiegelte sich in seinen vollkommen silbernen Augen.
    Die Augen eines Vampirs liefen silbern an, wenn er von starken Gefühlen übermannt wurde. Unglücklicherweise konnte ich nicht erkennen, welche Gefühle ihn im Moment bewegten; die Magie, die er verströmte, zeigte mir zwar, dass er nervös war, ansonsten waren jedoch keine Emotionen zu erkennen. Konnte er seine Gefühle gut verbergen, oder handelte es sich lediglich um eine biologische Reaktion?
    »Bist du Merit?«, fragte er.
    Ich nickte, nahm meine Hand aber nicht vom Schwertgriff - eine Warnung, dass ich jederzeit einsatzbereit war und Dummheiten nicht tolerieren würde. (Allerdings hatte ich in stressigen Situationen wie dieser auch nichts gegen eine ordentliche Portion Sarkasmus einzuwenden.)
    Catcher betrachtete ihn misstrauisch. »Mein Name ist Catcher, und wir sind dir gegenüber klar im Nachteil.«
    »Horace Wilson«, erwiderte der Vampir und streckte mir seine Hand entgegen. »Corporal, wenn es euch lieber ist, aber ich höre auch auf Horace.«
    »Soldat?«, fragte Catcher.
    »Ich
habe
gedient«, betonte er die Vergangenheitsform. »Elftes Freiwilligenkorps aus Maine.«
    Das machte ihn zu einem Bürgerkriegsveteranen und damit mindestens hundertundfünfzig Jahre

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