Chicagoland Vampires: Für eine Handvoll Bisse (German Edition)
entgegen und ließ sie einfach ins Feuer fallen. »Kraft des vom Greenwich Präsidium mir verliehenen Amtes durchtrenne ich das Band, das uns einst verbunden hat. Euer Haus ist hiermit ausgeschlossen. Eure Vampire sind ungebunden. Euren Vampiren werden die Rechte und Privilegien versagt, die ihnen sonst zustünden. Die Papiere, bitte«, fügte er hinzu und streckte seine Hand aus. Eines der anderen GP -Mitglieder, eine groß gewachsene, schlanke Frau mit vermutlich indischen Vorfahren, reichte ihm einen Ordner. Darius hielt ihn über die Flammen, bis die züngelnden orangeroten Flammen das Papier streiften.
Darius betrachtete Ethan mit eiskaltem Blick. »Es gibt kein Zurück.«
»Für uns gibt es nur einen Weg«, erwiderte Ethan. »Wir gehen immer vorwärts. Unsere Mitgliedschaft zu verlängern wäre ein Schritt zurück.«
»Das ist nicht gerade die schmeichelhafteste Aussage am Ende einer so langen Beziehung.«
»Begraben will ich Cäsarn«, brachte Ethan zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. »Nicht ihn preisen.«
»So soll es sein - es war ihre Entscheidung.« Darius öffnete seine Hand. Der Ordner fiel hinab und ging sofort in Flammen auf. Und damit eine jahrhundertelange Geschichte.
Einen Augenblick lang schwiegen alle Vampire. Ich hatte erwartet, eine Veränderung an mir zu bemerken. Dass ich mich erleichtert fühlte oder noch größere Angst verspüren würde, wenn es denn vollbracht war. Aber ich fühlte mich überhaupt nicht anders.
Genau das hatte Ethan versucht, uns allen beizubringen. Mitglied des GP zu sein machte uns nicht zu Vampiren. Es machte uns nur zu Mitgliedern. Wir waren, wer wir waren, ob nun Mitglieder des GP oder nicht.
Es war wenig überraschend, dass Darius die Stille als Erster durchbrach.
»Es ist vollbracht«, sagte er. Sein Tonfall machte deutlich, dass sich seine Haltung uns gegenüber geändert hatte. Wir hatten seine Geheimgesellschaft verlassen und waren nun bedeutungslos. Wir waren Ausgestoßene, und als solche würde er uns behandeln. Keine »entgegenkommende Dankbarkeit« für die Vampire Cadogans, keine Rücksichtnahme mehr auf Alter und Ansehen unseres Hauses. Diese Dinge waren nun unbedeutend, genauso wie wir unbedeutend waren.
»Es ist noch nicht vorbei«, sagte Ethan. »Es gibt da etwas, was wir noch sagen wollen.«
»Du hast uns nichts zu sagen, Abtrünniger«, erwiderte die Frau.
Ethans Augen verwandelten sich in Silber.
Und so beginnt es
, sagte er schweigend.
Das ist erst der Anfang
, stimmte ich ihm wortlos zu.
»Ich habe einiges zu sagen«, betonte Ethan. »Dinge, die sich in den letzten Jahrhunderten aufgestaut haben. Worte, die ihr in der Vergangenheit nicht hören wolltet. Vielleicht werdet ihr sie auch jetzt nicht hören wollen, aber es wäre eine Schande, wenn ich es nicht wenigstens versuchte.« Er steckte die Hände in seine Hosentaschen - die Geste eines ruhigen und entspannten Mannes. Aber jeder, der Ethan kannte - und dazu gehörte sicherlich auch Darius -, wusste, dass er seine innerliche Ruhe nur vortäuschte.
»Peter Cadogan war ein guter Mann«, sagte Ethan. »Ein guter Mann und ein guter Vampir. Das Greenwich Präsidium hat in den vielen Jahren seit seiner Gründung vergessen, beiden Merkmalen Respekt zu zollen. Es hat sich entschieden, das, was seiner Meinung nach ºVampir¹ zu sein bedeutet, über das zu stellen, was als gutes, als moralisches Verhalten zu verstehen ist. Ihr habt die wirklich wichtigen Dinge aus den Augen verloren und seid zufrieden damit, eure Ignoranz endlos aufrechtzuerhalten. Eure eigenen Mitglieder tragen Unfrieden in die Häuser, die sie zu beschützen geschworen haben, und ihr ignoriert ihre Missetaten, um anschließend die Häuser zu beschuldigen, wenn sie dazu gezwungen sind, sich selbst zu verteidigen. Ihr seid ein Anachronismus, der in der modernen Welt keine Zukunft hat. Unser Austritt ist kein Fehler, Darius. Er ist ein Vorbote. Celina hat vorhergesagt, dass es Krieg geben wird. Wer sich der Flut entgegenstellt, tut dies auf eigene Gefahr.«
Es war eine bewegende Rede, denn Ethan trug sie mit offensichtlicher Leidenschaft vor. Aber was war das Einzige, woran ich denken konnte? Dass er mich vielleicht doch nicht umbringen würde, wenn er so vom Greenwich Präsidium dachte.
»In eurer Situation nutzen auch Übertreibungen nichts mehr«, entgegnete Darius, der von Ethans Worten wenig beeindruckt schien. »Abgesehen davon sind sie völlig irrelevant, denn es gibt zwei Tatsachen, die ihr nur zu gern
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