Chicagoland Vampires: Für eine Handvoll Bisse (German Edition)
mit ihm zu suchen. Ich hatte mich dazu entschlossen, meinen Arsch zu riskieren, um Cadogan vor dem Greenwich Präsidium zu schützen. Er hätte dasselbe getan.
Und wisst ihr was? Wenn ich die Sorte Frau wäre, die ihrer Pflicht nicht nachkäme, weil ihr Freund das befohlen hat, dann hätte Ethan niemals Interesse an mir gezeigt.
Also konzentrierte ich mich auf die Straße und den Versuch, nicht noch wütender zu werden, als ich es ohnehin schon war.
Als wir Haus Navarre, ein beeindruckendes weißes Herrenhaus mit einem Türmchen an einer Ecke, erreichten, parkte ich auf dem erstbesten Parkplatz, den ich finden konnte.
Ethan sah mich mit ausdrucksloser Miene an. »Da Jonah dich angerufen hat, nehme ich an, dass Scott von den Morden weiß.«
Scott Grey war der Meister des Hauses Grey, einem der drei Vampirhäuser Chicagos. »Davon gehe ich aus. Es hat sich vermutlich durch Noah herumgesprochen.«
»Weiß er von der RG ?«
»Nein. Nur Jonah. Und ich. Und jetzt du.«
»Hat dich Jonah deswegen angerufen?«
»Das bezweifle ich. Er weiß, dass wir Nachforschungen zu den beiden ermordeten Abtrünnigen angestellt haben. Ethan ...«
Ich sprach seinen Namen aus, weil ich nicht wusste, wie ich anfangen sollte, aber wir mussten miteinander reden. Doch er hielt nur eine Hand hoch. Er würde sich von mir kein Wort mehr anhören, zumindest nicht jetzt.
»Lass uns einfach dieses Treffen hinter uns bringen«, sagte er.
KAPITEL DREIZEHN
WAHNSINN
Ethan und ich gingen nebeneinander den Bürgersteig entlang. Seine Körpersprache war mehr als deutlich - wir arbeiteten zusammen. Nicht mehr, nicht weniger. Zumindest nicht, bis wir uns ausgesprochen hatten.
Aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt für dieses Gespräch.
Wir betraten Haus Navarre. Der Empfangstresen war nicht besetzt. Die drei bezaubernden Brünetten, die normalerweise Besucher begrüßten, waren verschwunden.
Wir gingen ins Haus hinein, und uns schlug eine düstere Stimmung entgegen - gramerfüllt und still. Jedes Vampirhaus hatte seinen eigenen Stil. Haus Grey war ein Loft in bester Lage. Haus Cadogan pflegte einen europäischen Stil. Haus Navarre war elegant und modern. Obwohl das Äußere eher einem Märchenschloss (und keiner Vampirfeste) ähnelte, wirkte das Innere wie eine Kunstgalerie. Wände und Böden bestanden aus glänzendem Marmor; hier und da gab es moderne Kunst und ebenso moderne Möbel.
Das Erdgeschoss war voller Vampire. Sie hatten sich jedoch hinter einer unsichtbaren Linie versammelt, wodurch ein gewisser Abstand zwischen ihnen und den Meistern Morgan Greer und Scott Grey entstanden war. Beide waren dunkelhaarig. Scott wirkte wie ein früherer College-Sportler - breite Schultern, schlanke Hüften und dunkler Unterlippenbart. Morgan sah eher wie ein männliches Model aus. Seine dunklen, welligen Haare fielen ihm nun bis auf die Schultern. Sein schönes Gesicht - fein geschnittene Wangenknochen, Kinngrübchen, dunkelblaue Augen - ließ deutlich erkennen, wie sehr er um die Verstorbenen trauerte.
Wir kamen zwar nicht gerade gut miteinander aus, aber das war jetzt nicht der Zeitpunkt, auf unseren belanglosen Streitigkeiten herumzureiten. Er war in Trauer, und wir würden helfen, so gut wir konnten. Außerdem hatte Morgan, als wir das letzte Mal miteinander gesprochen hatten, mein Leben gerettet. Hier zu sein war das Wenigste, was wir tun konnten.
Jonah stand einige Schritte neben ihnen. Er und Scott trugen ihre blau-gelben Haus-Grey-Jerseys, die auf Scotts Anweisung die Medaillons ersetzt hatten, mit denen sich die Vampire der anderen Häuser identifizierten. Ein blonder Mann, den ich nicht kannte, stand bei ihnen. Vermutlich der Hauptmann der Wachen Navarres.
Ethan nickte und würdigte Jonah kaum eines Blickes. »Unser herzliches Beileid.«
Jonah sah mich neugierig an, und ich merkte, dass ich ihm nicht in die Augen sehen konnte. Mir wurde plötzlich speiübel. Ich stritt mich mit meinem Freund über meinen neuen Partner - und mein neuer Partner stand direkt vor uns.
»Was ist passiert?«, fragte Ethan.
Morgan ging zur Seite und gab den Blick auf die zugedeckten Leichen ihrer Kollegen neben der Treppe frei. Eine Blutlache hatte sich neben ihnen angesammelt. Sie hatten eine Decke über die Leichen ausgebreitet - ein Zeichen von Anstand, den der Mörder seinen beiden Opfern nicht gewährt hatte.
»Zwei meiner Vampire wurden ermordet«, sagte Morgan. »Das erste Opfer ist Katya. Sie ist die Schwester meiner Nummer eins.«
Mir
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