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Chicagoland Vampires: Für eine Handvoll Bisse (German Edition)

Chicagoland Vampires: Für eine Handvoll Bisse (German Edition)

Titel: Chicagoland Vampires: Für eine Handvoll Bisse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chloe Neill
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unterbrachten.
    »Zieht ihr um?«
    Meine Mutter lachte herzlich. »Natürlich nicht. Ich dekoriere nur ein wenig um.«
    Was auch sonst. Mein Vater hatte reichlich Geld, und meiner Mutter machte es Spaß, es auszugeben. »Nachts?«
    »Sie waren zwei Stunden zu spät, und ich habe ihrem Vorgesetzten gesagt, sie dürften erst wieder weg, wenn sie fertig sind.«
    So lebte es sich unter den oberen Zehntausend. Die Aktion ließ auch ansatzweise erahnen, wie viele Möbelstücke sie in ihrem Betonklotz angesammelt hatten.
    »Warum ist Pennebaker nicht hier draußen?« Pennebaker war der hagere und verstaubt wirkende Butler meines Vaters. Ihn mochte ich von den Leuten in diesem Haus am wenigsten, was vermutlich auch eine Menge erahnen ließ.
    »Um ehrlich zu sein ist er heute Abend in der Oper. Er hat heute Geburtstag.« Sie sah mich kurz an. »Ich nehme an, du hast ihm keine Geburtstagskarte geschickt?«
    »Nein, habe ich nicht.«
    Mums pikierter Blick zeigte mir deutlich, was sie davon hielt, dass ich derartige gesellschaftliche Gepflogenheiten ignorierte. Sie drehte sich auf dem Absatz um, kehrte ins Haus zurück, und ich folgte ihr gehorsam.
    »Warum dekorierst du denn um?«
    »Es war an der Zeit. Das letzte Mal ist fünfzehn Jahre her, und ich wollte dem Haus neues Leben einhauchen.« Sie blieb stehen und sah mich an. »Hast du gehört, dass Robert erneut Vater wird?«
    Robert war mein Bruder, und der älteste Sohn und Erbe des Merit-Clans. »Nein. Herzlichen Glückwunsch an die beiden. Wann kommt das Baby?«
    »Im Juni. Das ist alles so aufregend. Und unser Haus ist nicht gerade kinderfreundlich, oder?« Sie stemmte die Hände in die Seiten und sah sich um. Sie hatte nicht unrecht - das Haus war für Kinder nicht wirklich geeignet. Es bestand nur aus Beton, war einfarbig und hatte überall spitze Ecken und scharfe Kanten. Aber so hatte es auch ausgesehen, als die anderen Enkel geboren wurden, und sie hatten sich ganz prächtig entwickelt.
    »Wenn du das sagst«, meinte ich daher nur und ersparte mir damit die Diskussion. »Ist Dad da? Ich muss mit ihm reden.«
    »Ist er. Er wird sich sicherlich freuen, dich zu sehen. Wir werden nicht ewig da sein, weißt du. Du solltest ihm vielleicht eine Chance geben.«
    Ich hatte ihm etliche Chancen gegeben, aber das war vor seinem Versuch, Ethan zu bestechen. Doch das tat nichts zur Sache.
    »Ich muss nur mit ihm reden«, sagte ich und wich damit ihrer Anspielung aus.
    Wir gingen gemeinsam den Betonflur entlang in das Büro meines Vaters. Die Neugestaltung, die meine Mutter so tatkräftig anging, hatte hier schon ihre Spuren hinterlassen.
    Das Haus war eine kompromisslose, sterile Bastion der Moderne; in einer italienischen Fachzeitschrift für Architektur gab es sogar ein ausfaltbares Foto davon. Helle Teppiche bedeckten den Betonfußboden des Büros, und ein Kronleuchter aus farbigem Glas erhellte den Raum. An den Wänden prangte moderne Kunst. Vermutlich handelte es sich um Gemälde, die mein Vater erstanden hatte, bevor meine Mutter dieses Zimmer umdekoriert hatte, aber in diesem neuen, munter wirkenden Büro vermittelten sie jetzt einen ganz anderen Eindruck.
    Mein Vater hingegen wirkte jetzt ziemlich fehl am Platze.
    Selbst zu so später Stunde trug er noch einen schwarzen Anzug. Er stand mit gebeugtem Rücken mitten im Raum, die Hände um einen zweifellos teuren und maßgefertigten Putter geschlossen. Nur wenige Meter entfernt lag ein Kristallwasserglas auf dem Boden, um den nächsten Golfball in Empfang zu nehmen.
    Er sah sich den Untergrund noch einmal an und schlug dann mit einer perfekten Pendelbewegung seiner ausgestreckten Arme den Ball über den Teppich bis zum Loch seines eingebildeten Grüns. Mit einem vernehmbaren Klirren lochte er den Ball ein.
    Erst als er sich hinabbeugte, um ihn aufzuheben, sah er mich endlich an.
    »Schau mal, wer da ist, Joshua.« Meine Mutter drückte mir zärtlich die Schultern. Dann nahm sie eine leere Kaffeetasse vom Schreibtisch meines Vaters und ging zurück zur Tür. »Ich lass euch beide mal allein.«
    »Merit«, sagte mein Vater.
    »Dad.«
    Er ließ den Ball in seine Tasche gleiten. »Was kann ich für dich tun?«
    Das überraschte mich - auf positive Weise. In der Regel begannen unsere Gespräche damit, dass er mich beleidigte oder mir zahlreiche Vorwürfe machte.
    »Zufälligerweise möchte ich dich um einen Gefallen bitten.«
    »Oh?« Er stellte den Putter in eine hohe Keramikvase, die in einer Ecke stand.
    »Es gibt ein

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