Chicagoland Vampires
Himmelsboten aus. Erzürnt über die Vermessenheit der Menschen, entschlossen sich die Rechtschaffenen, zu ihren eigenen Bedingungen für Gerechtigkeit zu sorgen, indem sie die Städte der Menschen vernichteten und Salz auf die Erde streuten, damit dort nichts mehr wachsen konnte.«
»Karthago«, murmelte ich leise.
»Du hast von Boten gesprochen, in der Mehrzahl«, sagte Lindsey. »Von dir gibt es noch mehr?«
»Es gibt viele, aber unsere Macht ist geschwunden. Unsere Magie ist alt, unser Dasein ist alt. Wir sind nicht mehr Teil der Welt, wie wir es früher einmal waren.«
»Und das Maleficium ?«, fragte ich.
»Als die Menschen die ständigen Verwüstungen nicht mehr ertragen konnten, baten sie ihre Magier um Rat, und diese trennten das Böse vom Guten und sperrten es in ein Behältnis, das es in Schach halten sollte. Das Maleficium , das Buch, wurde erschaffen, um das Böse zu unterdrücken, das sie aussortiert hatten. Aber dabei handelte es sich nicht einfach nur um ein Ding. Oder eine Macht.«
»Was war es dann?«, fragte Lindsey leise, die von seiner Erzählung fasziniert war. Plötzlich ergab alles einen Sinn. Nun ja, zumindest das meiste davon.
» Sie waren es«, sagte ich. »Die gefallenen Engel. Das Maleficium wurde erschaffen, um das Böse vom Guten zu trennen – sie dachten, die Gefallenen wären böse. Was bedeutet, dass sie das Maleficium als eine Art Gefängnis für die gefallenen Engel ansahen. Dominik und die anderen.«
»Die Magier vermochten sie nicht zu töten«, sagte Seth, »also entschlossen sie sich, sie für alle Ewigkeit wegzusperren. Bis Mallory auftauchte. Mallorys Zauberspruch im Silo – was bezweckte sie damit?«
»Es war eine Beschwörungsformel«, sagte Lindsey. »Es sieht so aus, als ob sie jemanden beschworen hätte.«
Aber ich schüttelte den Kopf. »Das Maleficium hat Dominik nicht freigegeben. Er ist nicht aus dem Buch aufgetaucht. Er hat sich von Seth abgespalten.«
»Seht ihr euch deswegen so ähnlich?«, fragte Lindsey neugierig.
Seth wirkte traurig. »Nein«, sagte er. »Ich fürchte, die Antwort ist viel einfacher. Die Himmelsboten der Gerechtigkeit und des Friedens wurden immer als Paar in die Welt entsandt. Dies war von Natur aus der Weg, das Gleichgewicht der Welt zu bewahren.«
Alles Magische auf der Welt schien stets um das Gleichgewicht bemüht zu sein. Gut und Böse. Dunkelheit und Licht. Mallorys erster Versuch, die Kräfte des Maleficium zu entfesseln, hatte deswegen in Chicago für solches Chaos gesorgt, weil das Gleichgewicht der Kräfte durcheinandergeraten war.
Und die Menschen glaubten, dass es sich bei Magie nur um Märchen und Kindergeschichten handelte. Wenn sie nur wüssten.
»Ihr seid Zwillinge«, sagte Lindsey. »Im wirklichen Leben seid ihr Zwillinge.«
»Das waren wir. Sind wir «, berichtigte er sich, aber sein Gesichtsausdruck machte seine Verzweiflung deutlich. »Obwohl er und ich sehr unterschiedlich im Wesen sind. Das waren wir schon immer.«
Bevor jemand etwas darauf sagen konnte, schlugen die Türflügel krachend auf. Ethan stand draußen, Juliet und Luc hinter ihm. Wütende Magie erhob sich in die Luft, und in Ethans Augen brannte das Feuer tödlichen Hasses.
Er ging mit langen und entschlossenen Schritten auf Seth zu. Seine Haare hatten sich aus ihrem Band gelöst und umwehten das Gesicht eines Kriegers auf dem Weg in die letzte Schlacht.
»Ethan«, sagte ich, aber er brachte mich mit einem Blick zum Schweigen. Es war der Blick eines Meistervampirs, dessen Zorn auf mich nur noch von seiner Wut auf den Mann übertroffen wurde, der unser friedliches Dasein zu stören wusste.
Er packte Seth bei den Schultern und schob ihn rückwärts vor sich her. Seth stolperte, hielt sich aber gerade und starrte Ethan mit derselben Entschlossenheit, aber weniger hasserfüllt an.
»Du willst einen Kampf, Tate? Den kannst du haben.«
Oh Gott. Ethan wusste nicht, dass dies nicht Dominik war – der Mann, der versucht hatte, mich umzubringen –, und er war auf dem Kriegspfad.
»Du hättest sie beinahe umgebracht, verdammt noch mal. Verstehst du das?«
Seths Aufmerksamkeit richtete sich schlagartig auf mich. Er sah mich entsetzt an. »Merit?«
»Ich bin okay«, sagte ich, während mein Blick zwischen ihm und Ethan hin- und herhuschte. »Ethan, er ist Seth. Nicht Dominik.«
»Merit kann die beiden unterscheiden«, sagte Lindsey.
Aber weder Ethan noch Seth wollten auf mich hören. Sie waren viel zu sehr mit ihren eigenen Emotionen
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