Chicagoland Vampires
seine Narbe abheilte, würden die Schmerzen ihn noch auf lange Zeit begleiten.
»Was schlägst du vor?«, fragte Luc. »Weißt du, wie wir ihn aufhalten können?«
»Nein. Ich hatte gehofft, dass eure magiebegabte Freundin einen Vorschlag hätte. Ihr Volk hat ja Dominik und die anderen überhaupt erst in das Maleficium verbannt. Vielleicht könnten sie dies erneut tun?«
Ich hasste es, Überbringerin schlechter Nachrichten zu sein. »Das Maleficium wurde zerstört, als ihr voneinander getrennt wurdet. Aber es muss doch noch andere Möglichkeiten geben? Wenn er geboren wurde, dann kann er auch sterben, wie wir alle.«
»Wir haben die Aufnahmen von seinem Angriff vor dem Gefängnis gesehen«, sagte Luc. »Er ist sehr mächtig. Stark. Kugeln scheinen keine Wirkung auf ihn zu haben.«
»Uns können Kugeln auch nichts anhaben«, stellte ich fest. »Er mag stark sein, aber wir wissen bereits, dass Magie einen Einfluss auf ihn hat – sonst hätte die Beschwörungsformel ja nicht funktioniert. Welchen Zauberspruch könnten wir anwenden, um ihn zu besiegen? Könnten wir ein neues Maleficium erschaffen?«
Seth fuhr mir direkt in die Parade. »Das Maleficium wurde über Jahrzehnte hinweg durch die vereinte Magie Hunderter Hexenmeister erschaffen. Es wäre unmöglich zu schaffen. Nicht in nächster Zeit.«
Und wie viele Menschen würde er in dieser Zeit umbringen? Dutzende? Hunderte? Tausende?
»Es muss eine Möglichkeit geben«, sagte ich. »Wir werden sie finden. Es wurden doch Schlachten gegen die Dämonen geführt – Karthago, Sodom, Gomorrha. Es muss doch auch aufseiten der Dämonen Verluste gegeben haben.«
Ethan nickte. »Wir müssen den Versuch wagen. Wir sind unsterblich. Es ist besser, wenn wir den Kampf gegen ihn führen und nicht die Menschen, die er mit Leichtigkeit verletzen kann. Oder töten.« Ethan sah zu Luc. »Wir brauchen Paige. Sie und Seth sollen sich in irgendeinem Raum zusammensetzen und einen magischen Plan entwickeln.«
Luc nickte und hob seinen Arm, um Seth zur Tür zu geleiten. Seth folgte ihm und hob dabei seine Soutane auf. Er blieb kurz stehen, als er an mir vorbeikam.
»Es tut mir leid.«
Ich war mir nicht sicher, ob ich ihm eine ehrliche Antwort schuldete, kam aber zu dem Schluss, dass ich sie brauchte. »Ich habe in deinem Büro jemanden getötet. Ich habe zusehen müssen, wie mein Geliebter gepfählt wurde, und du hast mich glauben lassen, dass mein Vater ihn dafür bezahlt hat, mich zu einer Vampirin zu machen. Vergebung wird nicht leichthin gewährt.«
Er nickte. »Ich nehme die Pflicht der Sühne auf mich, auch wenn es seine Zeit brauchen wird.« Er legte mir eine Hand auf die Schulter, verließ dann den Raum und ließ den süßlichen Duft von Zitrone und Zucker zurück.
Lindsey beugte sich zu mir hinüber. »Ist es falsch, dass ich jetzt unbedingt ein Plätzchen essen will?«
»Überhaupt nicht«, sagte ich.
»Auf geht’s, Lindsey«, sagte Luc und scheuchte sie und Juliet nach draußen. Lindsey schenkte mir noch ein flüchtiges Lächeln, und dann waren nur noch ich und Ethan im Festsaal.
Er war wie ein zorniger Rachegott hereingestürmt und den größten Teil des Gesprächs mit Seth über missmutig gewesen. Ich hatte den starken Eindruck, dass mir ein Streit bevorstand, also nahm ich all meinen Mut zusammen und erwiderte Ethans Blick.
Seine Augen wurden schlagartig silbern. »Du hast ihn in das Haus eingeladen.«
»Erst als ich mir sicher war, wer er ist.«
»Du hast geglaubt, dass er nicht Dominik ist. Aber da du sonst gar nichts über Seth weißt, und auch nicht, wer er ist, dürfte das überhaupt nicht von Bedeutung gewesen sein. Hast du zu irgendeinem Zeitpunkt darüber nachgedacht, was jemand in verantwortlicher Position in diesem Haus dazu gesagt hätte?«
Die Andeutung, dass ich mir nicht genügend Gedanken darüber gemacht hätte, welche möglichen Konsequenzen es hätte haben können, Seth ins Haus einzuladen, gefiel mir überhaupt nicht. Da nun mein eigener Zorn entfacht war, verschränkte ich die Arme und funkelte ihn wütend an.
»Von den Herren in verantwortlicher Position war niemand anwesend«, sagte ich. »Weil die Herren in diesem Hause lieber einen lustigen Schwanzvergleich mit Darius West und dem Sufetat anstellen. Und mal ganz davon abgesehen – ich bin die Hüterin, und es ist meine Pflicht, das Haus zu beschützen. Das habe ich getan.«
»Indem du seinen erklärten Feind hereinlässt ?«
»Seth Tate ist nicht unser Feind, sondern
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