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Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)

Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)

Titel: Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Bogenberger
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Kurbelwelle mit den draußen durchs dunkelgrüne Wasser pflügenden Schaufelrädern antrieben. Da unten zischte und dampfte und zitterte und rüttelte es, es roch nach Qualm und Öl, und wenn diese Maschine beschleunigte oder abbremste, dann konnte er ihre träge Kraft mit seinem ganzen Körper spüren. Er war wie gebannt von dieser Erfahrung, und für nichts anderes hatte er Augen gehabt während der ganzen Rundfahrt.
    Auch eine Geschichte seines Großvaters war ihm damals in den Sinn gekommen, der hatte ihm einmal erzählt, dass in seiner Jugendzeit der beste Freund von einer Schaufel dieses Dampfers erschlagen worden war, weil er leichtsinnig im letzten Moment noch vor dem Bug des gerade Fahrt aufnehmenden Schiffs vorbeizuschwimmen versuchte, und jetzt malte er sich aus, wie aussichtslos es wäre, es mit der Kraft dieser Maschine aufnehmen zu wollen. Er stellte sich schaudernd das Krachen und Splittern der Schädelknochen vor und sah den leblosen Körper des Jungen durch das klare grüne Wasser auf den Grund sinken ...
    Hattingers Blick fiel auf die Schwäne und Enten im Hafenbecken, sie schnappten nach dem Brot, das Touristen ins Wasser warfen, und er kam wieder im Jetzt an. Überall stand, dass man die Viecher nicht füttern sollte, und das aus gutem Grund, aber so blöd waren die Leute eben.
    Während er zu einem der neueren Schiffe hinüberging, wo gerade Passagiere einstiegen, erinnerte er sich, wie maßlos enttäuscht er gewesen war, als er vor ein paar Jahren, nach langer Zeit wieder einmal, mit dem letzten verbliebenen Schaufelraddampfer auf die Fraueninsel gefahren war: Man hatte die wundervolle Dampfmaschine durch zwei öde Schiffsdiesel ersetzt, die jetzt, wie auf jedem anderen Nullachtfünfzehnschiff auch, seelenlos vor sich hin dröhnten. Was für eine Schande! Er hatte Mitleid mit den Kindern, die jetzt mit diesem Dampfer – ach was, Dampfer konnte man ja zu diesem kastrierten Teil nicht mehr sagen, ohne rot zu werden –, denen vielleicht eine der schönsten Erfahrungen ihrer Kindheit versagt bliebe, nur weil der schnöde Mammon ...
    Gut, vielleicht war das übertrieben und nur seine private sentimentale Erinnerung. Wahrscheinlich gab es tausend vernünftige Gründe für diese Umbaumaßnahme. Trotzdem blieb es eine armselige Stillosigkeit.
    Am Abfahrtssteg zu den Inseln angekommen, befragte er den Kontrolleur, der gerade nichts zu tun zu haben schien.
    „Ob mir was Bsonders aufgfalln is gestern? Was glaum Sie, wiavui Leit i jeden Tag kontrollier? Hunderte, ah was sag i, Tausende oft ... Oiso wenn oana net grad mit der Panzerfaust im Anschlag aufs Schiff wui, oder wenn er net grad ausschaut wia Frankensteins Monster, dann glaub i net, dass der an bleibenden Eindruck bei mir hinterlasst!“
    Der Kartenkontrolleur machte einen ziemlich genervten Eindruck. Er schnippte seine Kippe ins Wasser.
    „Und jemand, der Gepäck dabei hätt?“, hakte Hattinger nach.
    „A geh was glaum denn Sie, de ham alle was dabei, Handtaschen, Rucksäck, Fotokoffer, Videokameras, Kühltaschn, de schleppn ihren halbn Hausstand auf d’Insel, was glaum denn Sie?“
    „Kühltaschn?“
    „Ja freili, de bringan ah no ihr eigns Bier mit!“
    „Ham Sie gestern vielleicht zufällig jemand mit a Kühltaschn ...“
    „Bei der Temperatur gestern? Wer braucht’n da a Kühltaschn?“ Der Mann sah Hattinger an, als habe er einen geistig etwas Minderbemittelten vor sich.
    Hattinger ahnte, dass ihn das hier nicht weiterbringen würde. Er beschloss eine Pause einzulegen und ging hinüber zur Uferpromenade. Im ersten Café setzte er sich an einen gerade frei gewordenen Tisch und bestellte einen Cappuccino. Das Café war gut gefüllt. Am Nebentisch saß ein kleines Mädchen mit seinen Eltern. Es rührte mit einem Strohhalm in seiner heißen Schokolade und sah Hattinger neugierig an.
    Der Cappuccino ließ auf sich warten.
    Hattinger beschloss, Mia anzurufen. Wenn nicht jetzt, wann dann? Er wählte und lauschte dem Läuten, nach viermal ging der Anrufbeantworter dran: „Hier ist Mia Berger. Ich kann im Moment leider nicht ans Telefon kommen, aber wenn Sie nicht Hattinger heißen, können Sie mir nach dem Piepton eine Nachricht hinterlassen.“
    Es piepte.
    „Ja, ähm ... oiso, du bist ja guad ...“, stopselte Hattinger der Ansage zum Trotz auf den Anrufbeantworter. „Is des dei Ernst? ... Jetzt geh halt dran, wenns d’ da bist... Na dann ned ... ähm ... i wollt nur sagn, dass mir des leidduat, mit deim Geburtstag ...“
    Er hielt

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