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Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi

Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi

Titel: Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz von Wilk
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Zigarettenstummel und sagt: »Das ist ein Carpaţi-Filter. Und Carpaţi, mein Freund, das ist eine rumänische Marke, die kriegst du hier gar nicht. Was sagt uns das?«
    »Dass der Achs hier war, wenn er so was raucht. Aber dass er hier war, das wissen wir ja vom John. Hast du den Briefkasten oder wenigstens Zeichen gefunden?«
    »Da ist so einiges, was man als Zeichen nehmen könnte«, sagt der Zeno, »aber das kann auch Kinderkram sein. Und der Briefkasten selber, der ist wahrscheinlich eh woanders: im Wald oder auf dem Adersberg oder in Grassau oder Bernau oder was weiß ich. Das ist ja das Clevere an der Sache: Dass hier die Zeichen sind, und der Briefkasten ist woanders und wird sehr wahrscheinlich auch von einem der Jungs vom Achs gefüllt und geleert. Aber der Achs war hier, und mit diesem Stummel können wir es beweisen. Nämlich dann, wenn seine DNA dran ist. Was wir jetzt brauchen, besser gesagt, der Zuckerhahn braucht, das ist eine Vergleichs- DNA . Die hat der bestimmt oder kann sie ruck, zuck kriegen. Dann sind wir einen großen Schritt weiter. Verstehst mich so weit?«
    Die Bedienung kommt mit zwei kleinen Bieren und einem Korb mit warmen Laugenbrezen: »Zum Wohl, meine Herren, die Küche hat noch zu, aber die Brezen sind frisch und noch warm. Darf’s noch was sein für Sie?«
    »Ja«, sagt der Stocker, »bringen Sie uns bitte ein Telefon?«
    »Warum, wollen ’S eine Pizza kommen lassen?«
    Aber eine Minute später ist sie mit einem Telefon wieder da und reicht es dem Stocker. Der wählt die Nummer von Zuckerhahns privatem Handy und der sagt: »Warte eine Sekunde, ich geh schnell auf den Gang raus.« Und gleich darauf: »So, jetzt. Was gibt’s?«
    Stocker reicht dem Zeno das Telefon über den Tisch, und der berichtet von seinem Fund und seinen Eindrücken.
    »Ob wir von dem Achs die DNA haben, das weiß ich jetzt auch nicht«, sagt der Zuckerhahn, »aber der wird ja überwacht, meine Leute sind ständig an ihm dran. Da ist es kein Problem, dass wir ein Glas, aus dem er in einer Kneipe getrunken hat, oder irgendwas anderes organisieren. Den Zigarettenstummel brauch ich umgehend. Gute Arbeit, Männer. Morgen Nachmittag bin ich bei euch in der Gegend, ich komm dann in der ›Endstation‹ vorbei, so um sieben rum. Was gibt’s denn dann zum Essen, so als Hauptempfehlung? Wisst ihr das schon?«
    Der Stocker, der halb über den Tisch gebeugt mitgehört hat, übernimmt das Telefon und sagt: »Wissen wir. Wir schon. Du aber nicht. Komm vorbei und staune. Dann zeigen wir dir, wo der Frosch die Locken hat. Servus, und bis morgen.«

17.10 Uhr, auf der Heimfahrt
    »Jetzt haben wir die Zigarettenkippe. Das heißt, wahrscheinlich war der Achs hier. Und hat mit den Spaghettis irgendwelche Geschäfte gemacht. Aber wir haben immer noch keine Ahnung, warum die zwei Inselwirte umgelegt worden sind. Und warum oder für was die Mona gestorben ist. Und ob das überhaupt irgendwie plausibel zusammenhängt«, sagt der Zeno, während er die CD s durchschaut, die im Handschuhfach der Wanderdüne liegen. Jetzt findet er eine CD mit deutschen Schlagern: »Na so was, da ist die Nummer drauf, ›Lena‹ heißt die, die ich für die Mona mal nachts am Telefon gesungen hab. Die spiel ich jetzt. Und wenn du dabei einen deiner blöden Sprüche rausfährst, dann kriegst du, exklusiv für dich, das Ding von Anne.«
    »Welche Anne?«
    »Anne Fresse!«
    »Ganz ruhig, mein Brauner. Warum und wann hast du für Mona gesungen? Ist doch gar nicht deine Art, so was, oder?«
    »Weißt du was? Wenn du mal über ein Jahr undercover gelebt hast, in Müllzimmern, und mit Leuten verkehrst, die in ihrem eigenen Kosmos sind, dann weißt du irgendwann nicht mehr, wer du eigentlich in Wirklichkeit bist. Dein Leben hat in einem Schuhkarton Platz. Du kannst niemandem vertrauen, du hast keine Familie, nichts, alles ist irgendwie hingetürkt. Ich würd dir wirklich mal ein paar Nächte in so einer Scheißpension wünschen. Alles, was du hast und bist, das ist in dem Koffer, der im Schrank liegt. Deine Papiere sind so echt wie griechische Staatsanleihen. Unter dem Kopfkissen, da hast du deine Kanone. Und dann, nachts, da kommt die Angst: Was, wenn einer hinter deine Kulisse schaut, wenn deine Legende auffliegt? Wegen irgendeinem blöden Mist, einer Kleinigkeit. In solchen Nächten hab ich manchmal in der Zentrale angerufen. Von einer Telefonzelle in der Nähe der Pension. War immer so um die Wolfsstunde rum. Das ist die schlimmste Zeit. Die Stunden

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