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Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi

Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi

Titel: Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz von Wilk
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zwischen vier Uhr früh und sechs, halb sieben. Und einmal, da war die Mona dran. Die hatte die Alptraumschicht. Da rufen nur so Geisteskranke wie ich an. Hab ungefähr eine Stunde mit ihr telefoniert. Irgendwann brechen die Staudämme, und du sagst alles. Dass du nicht mehr kannst, dass du dein Leben zurückwillst. Dass du einfach keine Kraft mehr hast. Und du redest dir einfach den Müll von der Seele. Ich wollt mich entsorgen in einer dieser Nächte, und das hab ich ihr auch so gesagt. Dann hat sie gesprochen. Fast eine Stunde lang, bis ich kein Kleingeld mehr hatte. Und um sechs Uhr früh in dieser Scheißtelefonzelle, da hab ich dann für sie gesungen: ›Mona, ich hab es echt nicht leicht. Doch wenn ich am Boden liege, dann sagst du mir, dass ich gleich fliege‹, das hab ich für sie gesungen, auf diese Melodie hier auf der CD . Und dann bin ich zurück in meine Dreckspension, und dann hab ich mein Ding weiter durchgezogen, bis mich der Zuckerhahn wieder zurück ins echte Leben geholt hat. Hör mal!«
    Und das haben sie gehört. Das Lied. So laut, dass die heile Welt da draußen so weit weg war wie für einen Astronauten auf der Mondumlaufbahn die Erde.
    Mittendrin läutet Stockers Handy. Über die Bose-Anlage. So laut wie die Glocken vom Ulmer Dom. Dran ist die Nellie: »Chef, ich hab dem Zeno gesagt, er soll einen Klempner herholen wegen dem Wasserzulauf in der Küche. Aber muss es unbedingt der Primelmeier sein? Wegen dem Waschbretthirn mit Bohlen-Stimme bin ich lesbisch geworden. Soll das alles umsonst gewesen sein?«
    »Jetzt mal ganz ruhig durchatmen und normal weiterreden. Was ist denn das für ein Schaden?«
    »Mit dem Primelmeier?« Jetzt gerät die Nellie erst so richtig in Fahrt. »Der kommt hier reingetänzelt wie Marika Rökk, macht schon an der Tür den Gackerlgriff und hat ein T-Shirt an, auf dem steht: › ICH FLIESE IHRE KÜCHE UND KACHEL IHRE ALTE ‹. So, und dann hat er noch so einen Berufs-Autisten von Lehrling dabei, der hat auch ein T-Shirt an. Da drauf steht: › HEUTE SCHON EIN ROHR VERLEGT ?‹ Was? Ich hör dich nicht, Chef. Und es war genau dieser Primelmeier, der mir erst letzte Woche erzählt hat, dass er im Urlaub in Riga war, weil man dort die Mädels umsonst ablecken und probeweise anpoppen darf. Und wenn man da vor Ort seine Kontoauszüge herzeigt, dann hat man Promi-Status und darf umsonst weiterknattern. Der in mir, ich zitiere, ›ein leckeres Bumsbrötchen‹ sieht? Sag mal, hast du sie noch alle?«
    »Nellie, ich hab den Primelmeier nicht ange–«
    »Ist mir so was von kackegal, wer von euch zwei Haselnüssen das war, aber ich komm mir hier vor wie die Wanderhure in dem Film ›Ich gehe, bis du kommst‹. Und weil wir grade davon reden, ich geh jetzt wirklich und komm erst wieder, wenn der Primelmeier weg ist. Im Laufschritt bin ich weg. Reicht, wenn ich dem abends sein Bier zapfen muss. Du kannst dich ja selber mit dem humorfreien Mumpf amüsieren. Tschau, Bello. Und Ende.«
    Zack, und weg ist sie, die Nellie. Stocker schaut zum Zeno rüber: »Die ist sauer, glaub ich. Um was geht’s eigentlich?«
    »Ach, eigentlich kein Drama. Unter der Spüle, da tropft halt dauernd irgendwas. Ich hab’s selber nicht rausgefunden und deswegen dem Primelmeier Bescheid gesagt. Ich hab dem aber auch gesagt, der soll vormittags vorbeikommen, wenn die Nellie noch nicht da ist. Ist jetzt schon ein bisschen verfackt, das Ganze. Gib Gas, dann sind wir in zehn Minuten da und das Ding ist gegessen. Weiß auch nicht, aber seit ich mich kenne, hab ich Probleme mit mir.«

»Endstation«, 19.28 Uhr
    »Und dann sag ich zu der Alten: ›Meine Schwester und ich, wir sind eineiige Zwillinge. Bloß hab ich das Glück, dass ich in dem Fall die Eier bekommen hab.‹ Woah…ha…ha.« Dumpf kommt die Stimme unter dem stählernen Waschbecken hervor, und er kann sich wieder wegschmeißen vor Lachen, der Primelmeier, wie er da so unter der Spüle hängt. Sein Lehrling verdreht die Augen und sieht den Stocker und den Zeno hilflos an. Die beiden stehen in der Küchentür und betrachten den dicken Hintern vom Primelmeier. Die obere Hälfte der drallen Backen hängt aus der engen blauen Arbeitshose. »Maurer-Dekolleté« nennt man so was wohl.
    »Sag mal, Primelmeier, trägst du neuerdings Push-up-Unterhosen?«, fragt der Zeno, und der Stocker dreht sich kopfschüttelnd auf dem Absatz um und geht zur Theke. Gleich darauf hört man das dumpfe Fauchen des Zapfhahns.
    »Ich hab mir hier mit einer Spezialkamera

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