Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi
die Rohre angesehen«, hört man die Stimme vom Primelmeier, »von innen. Bin ja so was wie ein Sanitär-Gynäkologe. Da muss man ja innen rein in die Problemzone, sonst sieht man nix. War total versifft. Jetzt wird’s langsam wieder. Männer, meinen Thekendeckel könnt ihr voll vergessen. Ohne mich würde der Laden spätestens morgen absaufen. Man muss rein ins Problem, dann kommt auch was raus dabei, sag ich immer.«
Das ganze Gerede kriegt der Stocker an der Theke mit einem Ohr mit, und plötzlich, da hat er die Eingebung: rein ins Problem, dann kommt auch was raus dabei. Das muss ich dem Zuckerhahn sagen, denkt er sich und rennt an dem verdutzten Zeno vorbei in die Küche und holt sein Spezial-Handy. Draußen auf dem Parkplatz, im letzten Licht des Tages, wählt er die Nummer vom Zuckerhahn.
»Der Achs, wo wohnt denn der eigentlich? Und wie wohnt der?«
»Grüß dich, Albin. Hätte so ein netter Abend werden können. Egal. Also, der Achs, der hat ein Penthouse in Schwabing. Mit Blick auf den Englischen Garten. Super-Luxus, sag ich dir. Mit Privat-Lift aus der Tiefgarage direkt in seine Bude hoch. Von so was träumt der Papst an regnerischen Tagen. Warum willst du das wissen?«
»Hab da so eine Idee. Sag mal, was war eigentlich auf dem Handy vom Suaretti? Habt ihr da Fotos gefunden, die mit der Sache zu tun haben?«
»Kann schon sein«, sagt der Zuckerhahn. »In Innsbruck, da hat der Suaretti fotografiert wie ein japanischer Tourist. Na ja, nicht ganz. In erster Linie Banken, dann einen Securitas-Geldtransporter, wie der seine Route macht. Tja, und den Innsbrucker Straßenstrich, am Südring draußen, beim Eisstadion. War aber ziemlich mieses Wetter an dem Tag. Man sieht fast nichts auf den Fotos, so hat’s geregnet. Und dann noch der eisige Wind dazu, das hat man auf den Fotos deutlich gesehen, wie die Regenschirme von den Mädels schräg in der Luft hängen. Also, bei so einem Wetter, da möcht ich keine Hure sein.«
»Bei welchem Wetter willst du dann eine Hure sein, Zuckerhahn? Kannst mir ja morgen Abend sagen. Jetzt würd mich aber interessieren, ob ihr den Achs auf den Handy-Fotos habt.«
»Teilweise bingo«, sagt der Zuckerhahn, »wir haben den schwarzen Porsche zweimal drauf, aber man kann den Fahrer und den Beifahrer nicht so deutlich sehen. Der Beifahrer ist aber zu neunzig Prozent der Achs. Und gefahren ist wohl sein Bodyguard, würd ich mal sagen. Warum?«
»Warum? Weil, wenn wir einigermaßen sicher sind, dass der Achs hinter der Sache mit der Mona steckt, dann ist Schluss mit lustig. Dann gehen wir erst mal in seine Bude rein und verwanzen die und bauen ein paar Kameras ein. Das bringt in ein paar Tagen mehr wie eure ganze Überwachung, oder?«
»Schon klar, Stocker, aber davon darf ich nichts wissen. Wenn mir allerdings jemand dann eine Information oder eine CD oder so was zukommen lässt, dann … sehe ich das so wie die Dings da, die Steuer- CD s aus Liechtenstein. Aber so einfach ist das Ganze nicht zu machen. Der Achs, der hat seine Bude mit einem elektronischen Türschloss mit so einem Sechsfach-Code gesichert. Meine Jungs haben sich das schon angesehen. Drinnen in der Wohnung hat er wahrscheinlich eine Lichtschrankenanlage, die mit dem Türschloss gekoppelt ist, und möglicherweise einen lautlosen Alarm, der direkt auf sein Handy geht. Wenn da wer einbricht, ist in ein paar Minuten der Teufel los. Und die Burschen, die dann da auftauchen, also dagegen sind meine Polizisten die reinsten Sockenbügler, das sag ich dir. Überleg dir das. Aber du bist ja ein unverbesserlicher Gefahrenjunkie, oder?«
»Donat, es kommt nicht darauf an, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern darauf, den Tagen mehr Leben. Verstehst?«
»Schon klar. Aber wenn ihr das machen wollt, sag mir Bescheid. Ich kann das Türschloss von einem Kerl öffnen lassen, der mir noch was schuldig ist. Bestimmt kann der auch die Alarmanlage und den ganzen Lichtschrankenkram für eine kurze Zeit ruhigstellen oder überbrücken. Euch würden dann maximal, sagen wir mal, zehn bis fünfzehn Minuten bleiben, um eure Technik in der Wohnung zu installieren. Lass dir Hardware bringen, die nicht zurückverfolgt werden kann. Was wir jetzt überhaupt nicht brauchen können, das wäre ein Polizeiskandal. Und ich, ich hab eh die Internen im Kreuz, das weißt du ja.«
»Ich ruf gleich mal den John an, Donat. Gib mir die genaue Anschrift von dem Achs jetzt gleich per SMS durch, auch welche Wohnung im Haus das ist. Mehr muss ich gar nicht
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