Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi
eine Firma, die dem Brigadier gehört, die Halle wieder zurück. Mittlerweile ist sie mindestens zwei- oder dreimal so teuer wie am Anfang. Und wird entsprechend versichert und mit Ware vollgepumpt. Für alles gibt es saubere Papiere. Und dann brennt der Krempel ab. Total. Und die Versicherung muss zahlen. So was kann man hier in Bayern vielleicht drei- oder viermal durchziehen, bevor die Schadensregulierer hellhörig werden. Dann hat man sich aber in der Organisation längst einen Namen gemacht und hat Anrecht auf eine Beförderung. So ist das mit dem Achs gewesen. Und jetzt, jetzt macht der Schutzgeld-Erpressung und dealt mit Rauschgift und was weiß ich. Das Eis war gut, ehrlich. Aber weißt du, was ich jetzt essen könnte? Eine Currywurst mit Pommes. Was sagst du dazu?«
»Dazu sag ich, dass die ›Endstation‹ ein Feinschmecker-Laden ist und keine begehbare Fritteuse. Pfui, schäm dich. Außerdem kommt der Zuckerhahn heute Abend, schau also lieber, dass wir dem was Vernünftiges auf den Teller packen.«
Jetzt summt das Handy vom Stocker. Der Ringo ist dran. Dienstlich: »Der Amslinger Heinzi, der ist gerade in der Seestraße von einer Streife gesichtet worden. Der geht jetzt wahrscheinlich da irgendwo zum Essen, sagen die Kollegen. Wir könnten den jetzt von der Straße fischen und verhaften, wenn ihr eine offizielle Anzeige machen wollt wegen der Zechprellerei und der Sache mit dem Hund. Wollt ihr das?«
Stocker sieht den Zeno an und dann den Josef, der sich die Pfoten leckt und unter dem Tisch nach Krümeln späht. »Nein«, sagt er zum Ringo, »wir machen keine Anzeige. Wir haben ja den Hund als Pfand. Vielleicht kommt der Amslinger zurück und zahlt seine Zeche. Diese faire Chance sollte man ihm lassen, meine ich.«
»Auf jeden Fall«, ruft der Zeno dazwischen, »wir sind ja keine Unmenschen, nicht wahr? Und der Hund bleibt solange hier eingesperrt, als Geisel.«
Bei dem Wort »Hund« legt der Josef, mittlerweile wieder in Rückenlage, den Kopf leicht schräg, sodass er mit einem Auge zum Zeno hochspähen kann. Der gibt ihm mit dem Finger ein bisschen Eis auf die Zunge.
»Wie viel hat der Amslinger bei euch verfressen?«
»Vielleicht vierzig oder fünfundvierzig Euro, weiß ich jetzt auch nicht so genau, warum?«, fragt der Stocker.
»Ich mein ja nur, da kannst du lange warten, der Amslinger hat noch nie irgendwas bezahlt. In seiner ganzen beruflichen Laufbahn noch nicht. Wird der auch jetzt nicht. Mit so was macht der sich doch nicht sein Image kaputt«, meint der Ringo.
»Egal, wir haben Zeit und außerdem eine Geisel. Der Josef, ich mein, der Hund, der bleibt solange hier. Als unser Gefangener. Ich muss jetzt in die Küche, da brennt was an. Vergiss nicht, am Mittwoch ist hier wieder Mucke angesagt. Prost Mahlzeit und Ende.«
»Der Ringo, der –« Recht viel weiter kommt der Zeno nicht, weil, und das muss man sich jetzt einmal vorstellen, ein Audi A4, älteres Baujahr, dunkelblau, mit einem doch sehr beachtlichen Rechts-Schwung auf dem kiesbestreuten Parkplatz vor dem Biergarten knirschend zum Stehen kommt. Aus dem Auto dröhnt ein Monster-Bass, und man hört irgendwelche Rapper, die sich gegenseitig vornölen, jeweils die Mutter des anderen flachgelegt zu haben. Jetzt geht die Beifahrertür auf, die Nellie steigt aus und knallt die Tür zu, so heftig, dass der Josef unter dem Tisch leise zu knurren anfängt.
»Rena, weißt du was?«, brüllt sie in das geöffnete Schiebedach. »Du und dein Scheißjob bei den Grünen, der ja soooo wichtig ist, den steck dir bitte dahin, wo sogar bei dir die Sonne selten hinkommt. Ihr seid lauter ferngesteuerte Luftpumpen, aber das checkst du ja gar nicht. Ich halt das echt nicht mehr aus. Deine Partei heißt jetzt übrigens FDT . Schon gehört? Das heißt: Für Die Tonne, ihr könnt also in aller Ruhe auf die Sommerzeit umstellen. Ich bin auf jeden Fall nicht da, um euch zu stören. Obwohl deine Grünen ja mittlerweile ihre eigene Zeitrechnung haben. Die rechnen nicht mehr in Stunden, sondern in AMPM , Ausgetretene Mitglieder Pro Minute. So! Und das Sushi-Essen heute Abend, das kannst du dir in die Schamhaare massieren. Mahlzeit. Und tschüss!«
»Das klingt nach Beziehungs-Stress. Ich hol der lieber mal einen Gin Tonic«, sagt der Zeno und geht in die Gaststube.
Die Nellie zeigt dem mit durchdrehenden Reifen davonbrausenden Audi noch ihren gut entwickelten Mittelfinger und schreit hinterher: »Und mit deiner komischen Hawaii-Flower-Power-Bluse, da siehst
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