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Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi

Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi

Titel: Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz von Wilk
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Tür von selbst zufällt.
    »Was zum Teufel war das? Wer war der Kerl?« Graham blitzt ihn zornig von der Seite an. »Bist du total verfackt, oder was? Weißt du, was die mit uns gemacht hätten? Oder jetzt, wenn die uns erwischen? Und ich kann da auch nicht mehr hin, in diesen Laden. Aber was soll’s. Shit happens. «
    »Hey, wo sind deine Nerven? Du kennst mich nicht, hast mich nie zuvor gesehen. In die Pension geh ich nicht zurück. Sag den Jungs dort, wir hätten uns gestritten und ich wär irgendwo ausgestiegen.«
    »Und deine Tasche?«
    »Ach, da sind doch bloß ein paar alte Klamotten drin. Alles, was ich brauch, das hab ich einstecken. Fahr mich auf die Autobahn Richtung Salzburg und lass mich an der ersten Raststätte raus, die heißt Hofoldinger Forst. Kennst du die?«
    »Ja«, sagt Graham, jetzt mit einem leichten Grinsen im Gesicht, »das ist die ohne eine Tankstelle dabei, die kenn ich. Wow, Mann, was hast du da gedreht? Ist schon lange her, dass wir solche Dinger gemacht haben. Rein – Nummer durchziehen – und raus, bevor die überhaupt merken, dass der große böse Wolf da war. Wir haben da mal in der Nähe von London –«
    »Halt da schnell an, da, bei der Telefonzelle. Da rechts, ja. Und schau in den Rückspiegel. Wenn was Verdächtiges aufkreuzt, zieh Leine. Ich komm schon durch.«
    »Glaubst du, ich bin zur Pussy geworden, bloß weil ich weniger Haare auf dem Kopf hab, oder was? Mach deinen call und schwing deinen Arsch wieder hier rein.«

A 8, Raststätte Hofoldinger Forst, 04.26 Uhr
    »Bist du sicher, dass du hier raus willst?« Graham hält das Lenkrad mit beiden Händen, beugt sich vor und schaut den Zeno an und dann zweifelnd in die Runde. Im Restaurant sitzen ein paar müde Kaffeetrinker und Fernfahrer. Der Parkplatz ist gut besetzt, kleine Trucks stehen da, ein paar Wohnmobile und die üblichen Familienkutschen.
    »Ja, alles bestens. Danke und mach’s gut, Graham. Freut mich, dass du deinen Tony wiedergefunden hast. Tu mir einen Gefallen: Vergiss einfach, dass du mich gesehen hast, okay? Bye. «
    Zeno schüttelt Grahams Hand, der grinst und sagt: »Life is a bitch, right?«
    Zeno nickt und steigt aus dem Jaguar, der leise schnurrend davonzieht. Graham hebt den Arm zu einem letzten Gruß und grinst in den Rückspiegel, dann ist er wieder auf der A 8.
    Zeno steht auf dem Parkplatz und schaut sich den Himmel an. Bald wird es hell, und die ersten Vögel sagen sich schon ihre Meinung zum neuen Tag.
    Aus der Raststätte, vom Toilettenaufgang hoch, kommt ein Kerl. Typ Grüner und Hippie. Einer, der vergessen oder einfach nicht mitgekriegt hat, dass die Sechziger vorbei sind und die Beatles mittlerweile zur Hälfte tot. Und dass die Stones zu singenden Untoten mutiert sind. Er steuert auf ein gammeliges stumpfbraunes Hochdach-Wohnmobil mit Herforder Kennzeichen zu. Verschlafen kratzt er sich am Hinterteil seiner fleckigen alten Cordhose und rückt mit der anderen Hand seine Brille zurecht. Die hat dermaßen dicke Gläser, dass man meinen könnte, sie wäre aus Böden von Cola-Flaschen geschnitten. Das ist genau mein Mann, denkt sich der Zeno und stellt sich vor den Typen: »Hey, guten Morgen, Mann. Schau mal, ich hab hier einen Hunderter, den geb ich dir, wenn du mich bis zur nächsten Autobahntankstelle mitnimmst. Die ist keine zwanzig Kilometer von hier. In deiner Richtung. Was sagst du?«
    »Gelobt sei mein Gott und geistiger Führer. Ich sag, lass den Lappen rüberwachsen, Bruder. Im Fahrpreis ist dann auch noch ein schöner Joint drin, was meinst du?«
    »Würd ich gerne, jetzt eine schöne Rolle rauchen, Mann. Geht aber nicht, denn an der Tanke in Holzkirchen, da wartet meine Alte«, sagt der Zeno, »und mit der hab ich Stress, weil wir eigentlich hier verabredet waren, aber dann ist das blöde Weib einfach weitergefahren bis Holzkirchen. Da ist sie jetzt. Und schmollt.«
    »Und was machst du dann hier, Bruder?«, fragt der Spät-Hippie, schüttelt seine Rastalocken und steckt den Hunderter ein, nachdem er ihn vorher dicht vor seine Cola-Glas-Brille gehalten und dann auf Briefmarkengröße zusammengefaltet hat. Seine Brillengläser sind auf jeden Fall beschlagen oder schmutzig oder beides, so genau sieht man das in dem diffusen Licht nicht.
    »Ich bin Koch in der City«, sagt Zeno, »hab Schichtende und mein Kollege hat mich bis hierher mitgenommen. Dann ist der natürlich weitergefahren, weil ich gesagt hab, meine Frau ist hier irgendwo mit dem Auto. Aber ich hab da was

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