Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi
ein paar Butterbrezen holen, der hat die besten weit und breit. Und dann hauen wir uns bis mittags aufs Ohr, was meinst du?« Zeno blinzelt zum Stocker rüber, der immer noch nicht fassen kann, was da in den letzten Stunden so alles abgelaufen ist.
Zurück in der »Endstation« und nachdem sich der Josef so einigermaßen beruhigt hat, gehen die beiden in ihre Zimmer. Stocker nach oben, und Zeno, gefolgt von Josef, in sein Apartment hinter der Küche.
Es muss so kurz nach elf sein, da kommt die Nellie, die heute sowieso etwas früher dran ist, weil sie immer noch Stress mit ihrer Partnerin hat, in Stockers Wohnung gerannt: »Steh auf, Chef, der Kriminaler aus München ist unten in der Küche und haut den Zeno aus dem Bett. Und der ist stinkesauer, der Zuckerdings, das kann ich dir sagen.«
Und sauer ist er, der Zuckerhahn, wie er da so in der Küche steht. Neben dem Zeno, der an der Kaffeemaschine hantiert und mit dem Josef spricht: »Der meint das nicht so, der Onkel Zuckerhahn. Der ist immer so, wenn er nicht weiterweiß. Dann sabbert und spuckt er. Aber eigentlich will er nur spielen. Das macht ihn nur noch liebenswerter, findest du nicht auch, Josef?«
Falsche Ansage. Zuckerhahn wird rot und röter im Gesicht, und mühsam beherrscht sagt er: »Du warst das, Zeno, in München, also erzähl mir jetzt keinen Scheiß. Einer meiner V-Leute, der zufällig da war, der hat dich beschrieben. Leichtes Humpeln, hat er gesagt. Kurze braune Haare. Schlank, eins achtzig etwa. Unauffälliger Typ. Einer von den eher Hässlichen, die aber glauben, dass sie gut aussehen. Einer von denen, die neben einer schönen Frau stehen und Sprüche raushauen wie: Ich mach jede Drohne zur Hummel. So einer kommt also rein, schaut sich um und stellt sich an die Bar, sagt mein V-Mann. Und jetzt zweiter Akt: Der Serge Cocescu geht aufs Klo, der Schlanke tänzelt mit seinem leichten Schleuderschritt hinterher. Und kommt nach zehn oder zwanzig Sekunden aus dem Männerklo. Alleine und doch etwas in Eile. Keine Minute später geht das Geschrei los, und ein paar Schmalzlocken rennen in die Toilette und tragen den Cocescu aus der Tür vom Klo. Und der sieht aus, wie wenn ihn ein Fleischwolf geküsst hätte. Mit Zunge. Super, was? Sag mal, denkst du eigentlich nur noch mit deinem Schwanz? Weißt du, was du da kaputt gemacht hast? Wie? Was? Lauter, ich hör nix!«
Zuckerhahn hält sich eine Hand hinter das Ohr und beugt sich leicht nach vorne.
Zeno streichelt den Josef und gibt dem Zuckerhahn eine Kaffeetasse rüber: »Ich bin doch hier, wie kann ich da in München einen umgehauen haben? Ein Bild von mir hat dein V-Mann sicher in der letzten Ausgabe von ›Jagd und Hund‹ gesehen. Josef war als ausklappbares Mittelbild im Heft, als ›sexiest dog alive‹, und ich als sein Berater, ich war auch mit auf dem Foto. Und jetzt solche Anschuldigungen? Das ist der pure Neid, sonst nichts, sag ich dir.«
»Willst du mich jetzt auch noch verarschen? Was? Sag’s, dann erschieß ich dich hier und jetzt. In Notwehr«, faucht der Zuckerhahn und dreht sich zum Stocker: »Und du, du hältst dich da ganz raus, okay?«
Stocker hebt die Schulter und fährt sich mit Zeigefinger und Daumen quer über die Lippen: Reißverschluss.
»Und wenn ich das gewesen wär – ich sag jetzt nur: wenn«, sagt Zeno, »was wär dann gewesen? Der Typ, von dem du redest, der hat doch sicher was mit dem Achs zu tun. War der denn auch da?«
»Nein, das war er nicht. Das weißt du doch. Was du nicht weißt, das ist, dass zwei Autos voll mit Rumänen heute in aller Frühe nach Innsbruck gefahren sind. Was machen die da? Training auf der Ski-Sprungschanze am Bergisel? Glaub ich jetzt eher nicht. Nein, da war vor ein paar Stunden eine gemütliche Schießerei im Gange, im Haus vom Suaretti. Der liegt jetzt ziemlich durchlöchert in der Uni-Klinik, lebt aber dummerweise noch. Drei von seinen Zombies hat es erwischt. Und vier von den Rumänen aus München. Der Schmittel, der von der Polizei aus Wien, der hat mich vor einer Stunde angerufen und gesagt, ich soll meine Scheiß-Privatkriege woanders austragen. In Afghanistan zum Beispiel, da fällt das nicht so auf, hat er gesagt. Und da könnte man zur Not alles den Amis in die Schuhe schieben.«
Hastig nimmt der Zuckerhahn einen Schluck von seinem Kaffee und verbrennt sich die Zunge, was ihn nur noch wütender macht: »Ich hab den Cocescu seit Tagen rund um die Uhr zusammen mit dem Achs beschatten lassen. Meine Jungs haben sich in den langen
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