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Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi

Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi

Titel: Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz von Wilk
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war da? In voller Lebensgröße? Der Chef-Bodyguard vom Achs. Dem hab ich auf der Toilette inkognito ein paar verbraten und ihm ins Ohr gezischt: ›Der Suaretti will alles. Capisce? ‹«
    »Sag mal, hast du sie noch alle?«
    »Klar doch, mein Alter, alle Neune, die hab ich voll beisammen. Aber ich wollt mal so richtig schön auf den Busch klopfen.« Zeno winkt der ebenfalls müde wirkenden Bedienung und deutet auf den Kaffee und die Rosinensemmel vom Stocker. »Denk doch mal für fünf Minuten mit: Der Achs ist Brigadier in seinem Mafia-Dingens oder steht kurz davor. So, und was braucht der jetzt überhaupt nicht? Genau! Ärger, mein Freund, Ärger mit seinen Bossen. Das muss der jetzt so was von gar nicht haben. Deswegen war der ja auch in Innsbruck und hat versucht, den Suaretti und seine Truppe anzuheuern. Damit von seinen Chefs keiner merkt, dass ihm seine Italiener-Hilfsarbeiter von der Fahne gegangen sind. Die Umsätze müssen ja weiterlaufen, oder? Außerdem brauchen wir einen Nebenkriegs-Schauplatz. Wir wollen ja seine Bude verwanzen. Wenn das hochkocht, der Gag mit den Steckdosen, wer ist dann im Fadenkreuz? Wir nicht. Clever, was? Die Bosse gehen auf Abstand, und wir können ihn, also den Achs, erledigen, wenn’s denn sein muss. Yes. «
    Zufrieden schaut sich Zeno um und zwinkert einer tätowierten Rockerbraut am Nebentisch zu, die ihm dafür postwendend den Effenberg-Finger zeigt.
    »Wow, Baby, da kann man Hormone bei der Arbeit sehen«, meint der Zeno und nickt der Bedienung zu, die ihm einen Kaffee und eine Rosinensemmel hinstellt, und sagt zu Stocker gewandt: »Kaufst du mir auch so ein T-Shirt, wie die lose Harley-Mutter da drüben anhat?«
    » SEKT KNALLT BESSER ALS SO MANCHER MANN «, steht auf dem T-Shirt, auf das jetzt beide starren. Die Rockerbraut glotzt zurück und keift: »Habt ihr Schwuchteln noch nie Möpse in Freiheit gesehen, oder was?«
    Zu allem Überfluss taucht jetzt der Freund der herben Mutter auf. Eins neunzig groß oder so, und hundertdreißig Kilo schwer, mindestens. Bizepse, so dick wie andere Leute Oberschenkel haben. Der Kerl baut sich vor dem Tisch auf und starrt die beiden an: »Wer will zuerst aufs Maul haben?«
    Zeno schaut ihm treuherzig in die Augen und sagt: »Eine Minute, werter Herr. Eine kleine Geschichte sei uns vergönnt, wenn’s genehm ist. Kennt Ihr den, mein Herr: Ein Motorradfahrer, das Wort ›Rocker‹, das will ich jetzt gar nicht in den Mund nehmen, also, so einer fährt vor sich hin auf seiner Harley, eine sonnige Landstraße entlang, hier irgendwo im Süden, nicht wahr?«
    Der Rocker schaut über die Schulter zurück zu seiner Braut, die ebenfalls nicht weiß, was das jetzt soll und mehr oder weniger hilflos mit den Armen zuckt.
    »Also, der Motorradfahrer, ein edler Tätowierter, einer so wie Ihr, mein Schöner, dem plumpst ein kleiner junger Vogel auf den Helm. Ist wohl aus seinem Nest da oben aus dem Baum gefallen, der arme Federkerl. Der edle Recke bremst, steigt ab und nimmt den Vogel mit. Das Vögeleinchen ist bewusstlos und wird erst wieder wach in der Wohnung des Motorradfahrers, wo dieser ihn vorsichtig in einen Käfig gelegt und ihm natürlich gleich Wasser und ein paar Brotkrümel hingestellt hat. Also, der kleine Vogel erwacht in dem Käfig von seiner Ohnmacht, streckt sich, sieht die Gitterstäbe, das Wasser und das Brot und denkt sich: Verkackt aber auch, was haben wir denn hier? Gitterstäbe? Brot? Wasser? Oh, shit , ich muss den Scheißrocker umgebracht haben. Verstehst du, was ich meine, mein Kleiner? Wenn du nicht gleich deine Auspuff-Transe da drüben unter den Arm nimmst und dich verpisst, dann bist du Frischfleisch für die Organbank. Guck mal auf meinen rechten Knöchel. Da! Jetzt! Die Zeit läuft!«
    Zeno lüpft schnell und ganz kurz sein rechtes Hosenbein ein bisschen, denn es sind ja noch mehr Leute in dem Laden, und der Rocker sieht den Griff der 38er. Er hebt die Hände auf Brusthöhe und geht rückwärts zu seinem Tisch: »Schon okay, Leute. Ganz ruhig. Ich muss jetzt sowieso weg. Tolle Geschichte, das mit dem Huhn oder was das war. Tschau. Komm, Birgit, wir müssen.«
    Birgit sieht ihren Macker mit gerunzelten Brauen an und schaut zu Stocker und Zeno rüber. Der grinst und sagt zu der Rockerbraut: »Tja, Birgit, meine Seele ist dunkler als mein Kaffee. Scheißtag, was?« Und zu Stocker: »Komm du jetzt auch langsam aus der Hüfte, wir gehen.«

A 8, Ausfahrt Bernau, 06.48 Uhr
    »Lass uns noch schnell beim Obermaier in Bernau

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