Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi
Nächten in den kalten Autos einen Wolf gesessen. Und das alles nur, weil ich wissen will, ob es der Achs ist, der irgendwen in meinem Umfeld auf seiner Lohnliste hat, und wenn ja, wer den Kontakt hält. Ich hab da so einen Verdacht, das ist aber mehr so eine Ahnung. Ich kann keinem mehr trauen in meinem Büro. Und jetzt verarscht ihr mich auch noch. Auf jeden Fall: Jetzt hauen sich die Ganoven gegenseitig weg. Soll mir auch recht sein. Warte mal, das ist mein Handy.«
Zuckerhahn stellt seine Kaffeetasse ab, schnauft einmal tief durch und fischt sein Nokia aus der Jackentasche: »Ja? Wo? Wohin? Okay, ruf mich an, was die machen, wo die hinfahren, wen die treffen.«
Und zu Stocker, der mittlerweile neben dem Zeno steht, sagt er: »Der Achs ist mit zwei anderen aus seiner Truppe unterwegs in einem Van auf der Autobahn nach Nürnberg. Keine Ahnung, wo die hinwollen. Meine Jungs bleiben an denen dran. Ich vermute, der Achs taucht ein paar Tage ab, weil er nicht weiß, was der Suaretti noch so in Reserve hat für einen eventuellen Gegenschlag. Wir machen Folgendes, meine Herren: Morgen früh fahrt ihr nach München und verwanzt die Wohnung vom Achs. So eine Gelegenheit kriegen wir so schnell nicht wieder. Zeno, ich schick dir heute Abend eine SMS , was da für Türschlösser zu knacken sind in der Königinstraße. Verdreh jetzt nicht die Augen, das hast du alles mal gelernt. Von meinen Jungs kann da keiner mit dabei sein, aber ich lass die Straße überwachen. Wenn was ist, rufen mich meine Burschen an, und ich meld mich sofort bei euch. Okay? So, und jetzt hab ich Hunger. Wenn ihr zwei Tanzmäuse gestern Abend hier in eurer Küche gewesen seid oder auch nur einer von euch, dann ist doch bestimmt noch was zu essen da. Wer hat gekocht gestern? Und keine Falschmeldungen jetzt, ja?«
»Ich«, sagt der Stocker, »ich hab gekocht, weil der Zeno mit dem Josef geübt hat. Erotik-Posing für den Hunde-Playboy. Und dann natürlich fürs Interview.«
»Fürs Interview, was? Was kann ein Dackel bei euch hier drin schon groß erleben?«, fragt der Zuckerhahn, dessen Blutdruck sich so langsam wieder normalisiert.
»Hier drin? Allerhand«, sagt der Stocker, »gestern Abend zum Beispiel, da hat sich der Primelmeier meine berühmten Atzdorfer Klopse mit Bärlauch-Kartoffelpüree bestellt. Und beim Essen hat ihn der Josef ein paarmal böse angeknurrt. Der Primelmeier hat sich bei der Nellie beschwert und gefragt, ob der Hund Tollwut hat, weil er sich so aufführt. ›Nein‹, hat die Nellie gesagt, ›der regt sich bloß auf, weil du von seinem Lieblingsteller isst.‹ Verstehst du, Donat, so was wollen die hören, die von der Presse. Das sind Geschichten, die schreibt das Leben, so was kannst du gar nicht erfinden.«
Der Zuckerhahn schaut auf seine Kaffeetasse und meint: »Aber Kaffee trinkt der Josef noch keinen, oder doch? Egal. Haben wir noch Atzdorfer Klopse? Und wenn ja, was ist das?«
»Ein Rezept meiner Oma«, sagt der Stocker, »gut, ursprünglich hießen die mal Königsberger Klopse. Aber so wie meine Oma die immer gemacht hat, und jetzt ich natürlich, so gemacht heißen die hier drinnen:
Atzdorfer Klopse (bayrische Version von Königsberger Klopsen)
Und hier das Rezept, wie üblich für vier Personen.
Wir brauchen:
400 g gemischtes Hackfleisch, dazu 200 g weißes Bratwurstbrät.
1 Ei, 1 altes Brötchen, 50 g Butter, 1 Zwiebel, 5 Knoblauchzehen, 10 grüne Oliven, fünf oder sechs getrocknete und in Öl eingelegte Tomaten, Bratenfond und eine Essiggurke, außerdem 50 g Mehl, 400 ml Brühe, 200 ml Milch, 1 EL Kapern, Essig, Zucker, Salz, Pfeffer.
Das klingt jetzt schon mal sehr kompliziert, ist es aber nicht. Auf geht’s:
Zwiebel und Knoblauch hacken und anbraten. Jetzt das Brötchen in Milch einweichen und gut ausdrücken und zerkleinern. Zusammen mit Salz, Pfeffer, dem Öl, den gehackten Oliven, den Tomaten und dem Ei zum Hack und dem Brät geben, die angebratene Zwiebel und den Knoblauch dazu und alles gut vermischen.
Mit nassen Händen kleine, runde Klopse formen.
In einem Topf die Butter erhitzen und das Mehl dazurühren. Ständig rühren, das ist jetzt wichtig. Alles leicht anbräunen, nun langsam und unter ständigem Rühren die Brühe dazugeben, dann die restliche Milch einrühren. Essig und Zucker rein. Wir haben jetzt eine dicke Sauce, in die legen wir die Fleischklopse. Die gehackte Essiggurke dazu, jetzt salzen und pfeffern.
Das alles bei kleinster Hitze ca. 40 Minuten köcheln lassen. Das lange
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