Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi
Läuten dran: »Polizei Prien. Hier spricht Ringo der Greifer. Außer Dienst, aber trotzdem: Ich höre?«
»Grüß dich, Ringo. Sag mal, kennst du einen Hubert Perlmann? Hat eine Nobelhütte direkt am See, da kurz hinter Gstadt irgendwo. Eigenes Bootshaus. Privatier, lebt so vor sich hin. Hast du da was?«
»Der Perlmann? Endlich kümmert sich mal einer um den«, schnauft der Ringo und sagt: »Warte mal, ich muss hier raus. So, jetzt geht’s. Ich bau nämlich gerade eine Infrarotsauna. Hinten, auf der Terrasse, jetzt kannst du dein Bier im Stehen inhalieren, wenn du bei mir bist. Weil da, wo immer der Tisch war, da ist jetzt eine Sauna, Alter. Und die ist so was von heiß, da kannst du dir ein Ei auf dem Bauchnabel braten lassen. Was willst du eigentlich jetzt am Telefon? Heute Abend bin ich sowieso da, Rock-Mucke in der ›Endstation‹. Schon vergessen? Dann kann ich dir was über den Perlmann sagen.«
»Nein, hab ich nicht vergessen. Aber ich hab den commissario hier stehen, und der fragt nach dem Perlmann. Also, leg den Hammer weg und erzähl. Bitte.«
»Okay, also der Perlmann, das ist ein ganz ominöser Typ. Was soll ich dir zu dem sagen?« Im Hintergrund hört man, wie ein Gegenstand, wahrscheinlich ein Hammer, zu Boden fällt und gleich darauf das typische Zischen, das entsteht, wenn man eine Bierflasche mit einem Schraubenzieher oder einem 14er-Schlüssel öffnet. Ein Gluckern ist zu hören, dann ein wohliger Seufzer, und jetzt spricht der Ringo weiter: »Wir haben den schon lange im Fadenkreuz. Weil wir glauben, nein, verkehrt, weil wir ziemlich sicher sind, dass in seiner Villa Renkenkacke, oder wie die heißt, dass da irgendwo unten im Keller ein illegales Spielcasino ist. Mit Roulette, Poker, was weiß ich, so Zeugs eben. Wir haben da schon öfter mal was gehört, dass sich bei dem Perlmann so ein- oder zweimal im Monat eine hochkarätige Zockertruppe trifft. Anwälte, ein paar Ärzte und einige unserer Wirte sollen dabei sein. Aber von denen sagt keiner was, das haben wir alles schon probiert. Vor ein paar Monaten hab ich sogar einen Bericht geschrieben und den direkt nach München geschickt an den leitenden Staatsanwalt von der OK , der Abteilung für organisierte Kriminalität. Ist aber nie was zurückgekommen. Der Perlmann, der hat wahrscheinlich einen, der die Hand über das Ganze hält. Und dieser Jemand, der sitzt ziemlich weit oben. Die Kollegen von der Rosenheimer Kripo waren auch schon dran, haben aber keinen Durchsuchungsbeschluss bekommen. Kein ausreichender Tatverdacht, hat es geheißen. Und auf reines Hörensagen können wir da nicht rein und stürmen, haben die gesagt. Warte mal.«
Wieder hört man das Gluckern, dann ein herzhaftes Rülpsen, so laut, dass sich der Stocker das Handy auf Armeslänge weg vom Ohr hält. Und bei der Gelegenheit gleich auf Lautsprecher stellt. Mit dem Ergebnis, dass ihm der Zuckerhahn und der Zeno jetzt ziemlich auf die Pelle rücken. Doch dann spricht Ringo wieder: »Hast du das nicht gelesen vor ein paar Monaten? Der Brand in der Pizzeria in der Kendlmühlfilzen? Der Laden, der jetzt ›Il Padrino‹ heißt? Musst du doch gelesen haben, Mann, oder?«
»Nein, oder doch. Weiß ich jetzt auch nicht. Was war denn da?«
»Pass auf, das war so: Da hat einer im Restaurant, genauer gesagt im Thekenbereich Feuer gelegt. Aber vorher hat er den Wirt verschnürt und in den Keller gesperrt. Der alte Spaghetti-Schweißer war alleine zu Hause. Seine Frau war bei einer Freundin, und das Personal war schon weg. Wie wir da ankommen, da brennt die Holztheke lichterloh und ein paar Hocker auch schon, wir haben aber gleich zu löschen begonnen, und dann war auch kurz drauf die Feuerwehr da. War alles nicht so schlimm. Dann hören wir im Keller einen schreien. Ich geh runter, und eingesperrt im Heizungskeller, eingewickelt wie eine Rindsroulade, da liegt der Musona, der Wirt. Der war von oben bis unten mit Schnaps übergossen. Als Brandbeschleuniger, könnte man sagen. Fertig zum Flambieren. Und neben ihm, da liegt ein Roulette-Chip. Was sagst du jetzt?«
»Weiß nicht, erzähl weiter«, sagt der Stocker.
»Also, ich frag den Musona, was los ist. Und der sagt: ›Nichts, da wollte mich vielleicht einer überfallen oder so.‹ Anzeige wollte er auch keine machen. In dem Moment kommt seine Frau zurück. Frau? Was sag ich, seine Bestie. Eine waffenscheinpflichtige Kampfjodlerin aus Niederbayern. Die rumpelt erst mal meinen Kollegen über den Haufen. Der leidet jetzt noch und
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