Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi
Eastwood. So, und jetzt kommt die Preisfrage: Wer hat den Sperber wohl gedeckt und beschützt bei uns bei der Bullerei? In den letzten Jahren seiner glorreichen Dienstzeit jedenfalls, und wer hat die Hand über ihn gehalten, bis es nicht länger ging? Und wer hat dafür gesorgt, dass dem Sperber nicht etwa der Prozess gemacht wurde wegen seiner ganzen Sauereien, sondern dass der mit achtzig Prozent seiner Bezüge frühpensioniert worden ist? Mit ein bisschen Druck dahinter, aber immerhin? Und wer hat ihm die connections in die Hochfinanz und in die Filmstudios verschafft und dafür gesorgt, dass er eine Lizenz als Privatdetektiv bekommt? Na? Wer? Und außerdem, es gab Kollegen, die gesagt haben, das mit der Pensionierung, das war alles ein inszenierter Bluff. Weil der Sperber nämlich in irgend so eine hochgeheime Abteilung versetzt worden ist. Und dass die ganze Bodyguard-Kacke und das andere Zeugs nur seine Legende war, seine Tarnung.«
»Wer steckt deiner Meinung nach also dahinter?«
»Kannste mal sehen: Kochen macht blöd. Und Schlagzeug spielen auch, glaub ich. Der Reimers, Mann, unser kommender Stern als Oberstaatsanwalt. Im Moment noch leitender Staatsanwalt bei der OK . Mit besten Verbindungen in die Politik. Na? Taucht irgendwo in deiner verbruzzelten Birne ein Licht auf?«
»Super. Das fällt dir alles jetzt ein. Echt gut.«
»Stocker, ich hab den Sperber seit drei oder vier Jahren nicht mehr gesehen. Ich hab gedacht, der fotografiert Ehebrecher oder perverse Synchron-Stricker oder beschützt den Beckenbauer vor dem Matthäus oder so was. Und da sitzt der plötzlich in einem Dienstwagen der Münchner Kripo. Weißt du, was das heißt? Der arbeitet nach wie vor für den Reimers. Nebenbei, aber immerhin. Und der Reimers, der steht auf der Lohnliste vom Achs. Glaubt der Zuckerhahn jedenfalls. Anscheinend hat der Reimers so was wie eine private Truppe, von der der Zuckerhahn nichts weiß. Nur, was macht der Sperber vor der Achs-Wohnung? Der Achs ist doch angeblich irgendwo in Nürnberg oder so. Das weiß der Zuckerhahn, und das weiß bestimmt auch der Reimers. Auf was wartet der Sperber da? Was tut der da?«
Stocker macht den Mund auf und will was sagen, aber das Handy meldet sich lautstark. Die Nellie ist dran, und im Hintergrund hört man Stimmen, Musik und Gläserklirren: »Wo seid’s ihr Burschen denn? Der Laden ist jetzt schon rappelvoll, die Musik spielt, und die Leute schreien nach Essen. Ich hab in meiner Verzweiflung den Primelmeier in die Küche gesteckt, weil, ich hab ja auch nur zwei Hände, und die brauch ich zum Zapfen und Servieren.«
»Der Primelmeier in unserer Küche. Mein Gott. Der hat vom Kochen so viel Ahnung wie eine Kuh von der Politik!« Entsetzt schaut der Stocker zum Zeno rüber, der nimmt das Handy und sagt: »Nellie, ich bin’s. Wir haben doch Schnitzel und Kartoffelsalat fertig im Kühlschrank, Bolognese ist auch noch ein Topf voll auf dem Herd, der Primelmeier braucht doch bloß was warm zu machen, oder was tut der in unserer Küche?«
»Schnitzel? Bolo? Alles weg, Schwester. Weißt du, was der gemacht hat? Der hat die restlichen Maultaschen und die Brezenknödel, ein paar Eier und was weiß ich alles genommen und produziert in drei Pfannen parallel sein ›Primos Panzer-Gröstl‹. ›Nur hier und heute‹, schreit er dauernd aus der Küche. Und die Leute, die wollen nur das. Für neun achtzig die Portion. Und ihr amüsiert euch derweil irgendwo. Was sagst du jetzt?«
»Gib mir den Primelmeier, Nellie. Wir sind in einer Stunde da, dann übernehmen wir das Schiff wieder. Bis gleich.«
Knacken, Klirren und andere Geräusche kommen aus dem Telefon, dann ist der Primelmeier dran: »Spezialitäten-Restaurant ›Endstation‹. Essen Sie hier, bevor wir beide verhungern. Sie sprechen mit dem Chefkoch. Hallo?«
»Selber hallo. Was zum Teufel kochst du da? Wir haben einen Namen zu verlieren, Mann.«
»Und ich verlier gleich meine Hose bei dem Stress hier. Außerdem flieg ich dauernd über euren Chefhund hier. Was ich koche? Ich war beim Bund in der Kantine. Bei den Panzerpionieren. Da haben wir abends das zubereitet, was die Trottel mit ihren Panzern tagsüber flachgerollt haben. Pass mal auf, du Schlaumeier. Hier kannst du noch was lernen. Improvisieren, nämlich.«
»Primo, seit wann heißt ein erwachsener Mann Primo, Primelmeier? Was für ein Scheißname. Was genau essen unsere Gäste jetzt, Primo?«
Die genießen:
Primos Panzer-Gröstl aus Maultaschen und
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