Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi
sind ja grade dran vorbeigefahren. Sehr gut, wirklich.«
Zeno fährt und Stocker, auf dem Beifahrersitz, hat einen Stadtplan auf den Knien. Und fühlt sich etwas unwohl in dem alten Škoda Octavia vom Zeno. Die Kiste klappert, riecht übel und ist unbequem. Aber die taubenkack-graue Rostmühle ist so was von unauffällig, und damit für so eine Aktion wie heute das ideale Auto.
»Und warum kannst du nicht das Navi benutzen wie andere Leute auch?«, mault der Zeno und brummelt weiter, während er suchend nach links und rechts schaut: »Ich hasse den Verkehr hier. Ich hasse vierspurige Straßen. Und ich hasse Taxifahrer in Großstädten. Außerdem ist heute Mittwoch, da wäre Livemusik bei uns in der Kneipe. Wer trommelt denn heute für dich, hm? Und hätten wir das nicht morgen machen können, mit dem Team vom Zuckerhahn als Aufpasser? Und warum hast du dem Zuckerhahn nichts gesagt?«
»Hör jetzt auf zu meckern, Mann. Das nervt. Ich erklär dir das jetzt der Reihe nach: Ringo bringt einen Trommler mit. Der macht die ersten beiden Sets für mich. Danach müssten wir eigentlich längst wieder in Atzdorf sein, sodass ich die letzten fünfundvierzig Minuten selber trommle und somit ein super Alibi habe. Und die Wohnung vom Achs, die verwanzen wir heute, weil Meister Achs mit ein paar seiner Jungs in Nürnberg oder so ist. Der kommt heute nicht zurück. Der Cocescu, der liegt irgendwo und pflegt seine gebrochene Nase. So, und jetzt überleg mal, was uns der Zuckerhahn vorhin erzählt hat. Nämlich, dass er in seiner Abteilung einen Maulwurf hat, der alles brühwarm dem Staatsanwalt Reimers steckt. Willst du in der Bude beim Verwanzen verhaftet werden? Ich nicht. Also, bieg da vorn die Erste nach der Gisela rechts ab, dann gleich links, dann rechts, dann sind wir auf der Königinstraße. Hier, ja. Passt. Jetzt links. Gut. Da vorne rechts.«
Stocker packt seinen Stadtplan weg und schaut sich die Hausnummern an: »Das da vorne auf der linken Seite, das mit der Kastanie davor. Das ist es. Hast du noch alles im Kopf, was wir über die Bude wissen?«
»Ja doch. Fünfter und sechster Stock. Vierhundert Quadratmeter Wohnfläche, Wohnzimmer mit achtzig Quadratmetern mit sechs Steckdosen. Da machen wir zwei Wanzen rein. Dann eine ins Masterschlafzimmer, eine in den Ankleideraum und eine in die Küche.«
»Nicht wir. Du. Hier, nimm das Funkgerät und stell auf Kanal sechs, sobald du in der Wohnung bist. Dann klickst du dreimal. Ich steh mit dem Wagen gleich hier drüben. Da, vor dem grünen Benz, da park jetzt ein. Okay, von hier aus hab ich einen guten Blick. Wenn irgendwas auftaucht, das mir verdächtig vorkommt, dann funk ich dich an.« Stocker beugt sich nach hinten und nimmt die Umhängetasche vom Rücksitz: »Hier, komm in die Hufe. Glückauf, Kumpel. Ich werd dich vermissen. Und keinen Sex vor dem Endspiel. Denk dran.«
»Was?«
»Ist von Berti Vogts. Das hat der immer zu seinen Fußballern vor einem entscheidenden Match gesagt: Keinen Sex vor dem Spiel. Weiß auch nicht, warum mir das gerade jetzt einfällt. Hat wahrscheinlich irgendwas mit Konzentration zu tun oder so.«
»Glaub ich jetzt nicht«, meint der Zeno, »ich glaub eher, dass das ein mathematisches Problem ist. Sex vor dem Spiel, überleg mal: Bei elf Mann in der Kabine, da würde dann immer einer übrig bleiben. Verstehst? Nein? Hab ich mir gedacht. Was mich aber jetzt viel mehr interessieren würde: Funktioniert das mit dem Transponder? Ich hab deinen spanischen John nie gesehen und kenn ihn auch nicht. Aber heute hängt mein Arsch davon ab, ob das alles passt, was der dir geschickt hat und was seine Jungs da unten über ihre schwulen Satelliten steuern können oder auch nicht.«
»Zeno, dem John verdank ich mein Leben, und ich hab andererseits auch was gut bei ihm. Letztes Jahr, da wären wir ohne den John und seine Burschen jetzt Sondermüll, das weißt du so gut wie ich. Und seine Cyber-Jungs in Benidorm, die sind Weltspitze. Hier, wenn du oben bist, drück auf den Knopf da, bevor du das Türschloss knackst.« Stocker hält dem Zeno den kleinen Plastikkasten, der aussieht wie ein Handy von vor fünf Jahren vor die Nase: »Fünfzehn Minuten, maximal, dann musst du wieder raus sein aus der Bude. Solange ist die Alarmanlage überbrückt, sobald du hier draufdrückst. Das Türschloss, das ist deine Sache. Mal schauen, ob du es so schnell schaffst, wie du immer sagst, du humpelnder Angeber. Und wenn’s geht: keinen Funkverkehr. Ich bin hier, und wenn
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