Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi
Street« folgt gleich »In the Summertime«, dann »Cotton Fields«, und beim Saxofon-Solo von »Peter Gunn« ist der Primo aus der Küche gekommen: knöchellange schwarze Schürze, ein schwarzes T-Shirt mit einem Panzer vorne drauf und der Aufschrift: »Willst du mal mein Rohr sehen?« und ein Piraten-Kopftuch auf der Birne, tief in die Stirn gezogen. Auf dem Arm, da hat er den Josef, der mit einem schwarzen Halstuch versehen ist, auf dem steht: »Bloodhound Gang«.
Die Menge tobt, Bier und Wein fließen in Strömen, und die Musik und die Stimmen und die Geräusche verschwimmen zu einem Klang-Wasserfall.
Um zwei, halb drei verlassen die letzten Gäste dann die »Endstation«. Primo, alias Primelmeier, der mit Josef im Arm fast eine Stunde lang auf der Theke getanzt hat, verdreht die Augen und sagt: »Für so einen Scheiß werd ich langsam zu alt. Darf ich wenigstens den Hund mitnehmen?«
Josef liegt aber längst in seinem Korb in Zenos Zimmer und schnarcht. Stocker zapft ein letztes Bier und macht noch einen Gin Tonic für Nellie fertig, und der Zeno sagt: »Das ist Leben, Alter, genau das ist es. Ich geh jetzt noch schnell eine Runde ums Haus und check die Kameras und die Alarmanlage, dann hau ich mich auch hin.«
Nellie schwenkt ihren Gin Tonic und meint: »So toll find ich das jetzt auch wieder nicht. Ihr beide haut einfach ab, und ich hab den vollen Laden hier am Hals. Aber, wenn ich so überleg, der Primelmeier, der ist eigentlich gar kein schlechter Kerl. Und kochen kann der auch. Vielleicht sollt ich mir das mit den Frauen noch mal in aller Ruhe überlegen. Ich schau jetzt noch mal nach Josef, dann bin ich auch weg. Prost, Männer.«
»Endstation«, Donnerstag, 11.48 Uhr
»Der Sperber, hm? Bist du sicher, Zeno? Du hast ihn ja nicht allzu oft gesehen, glaub ich, oder?« Zuckerhahn ist sofort und auf der Stelle nach Atzdorf gefahren, nachdem ihn der Stocker gleich um Viertel nach neun in der Frühe aus der Telefonzelle vor dem Eggstätter Rathaus angerufen hat. Sicher ist sicher. »Nicht am Telefon, kein Wort mehr, ich bin gleich da«, hat er gesagt. Und jetzt steht er in der Küche und kratzt mit einem hölzernen Kochlöffel die kalten Reste von »Primos-Panzer-Gröstl« aus der riesigen alten Gusseisenpfanne.
Josef, der immer noch mit seinem »Bloodhound-Gang«-Halstuch unterwegs ist, macht ein »Erdmännchen« nach dem anderen, direkt vor dem Zuckerhahn. Der schaut den armen kleinen Kerl an und sagt: »Du musst abnehmen. Ich auch. Aber ich kann mich selber füttern. Dafür kannst du dir die Eier lecken. So ist das im Leben, mein Hundefreund. Nimm dir bloß kein Beispiel an deinen beiden Herrchen hier. Die wissen zwar, dass sich das Verbrechen nicht lohnt, aber die sagen sich, was soll’s, dafür hat man klasse Arbeitszeiten.«
»Jetzt erzähl dem Hund nicht so einen Scheiß, der ist sensibel«, sagt der Zeno über die Schulter und schneidet weiter seine Zucchini. Stocker lehnt am Kühlschrank und schlürft seinen Milchkaffee. In der Küche riecht es immer noch nach gebratenem Fleisch und Zwiebeln und Knoblauch. Durch das Küchenfenster sieht man auf den Parkplatz neben dem kleinen Biergarten. Und was steht da? Ein 5 er- BMW , dunkelblau. Der Dienstwagen vom Zuckerhahn.
»Ich erkenn den Sperber, wenn ich ihn sehe. Und das gestern, das war er. In voller Blüte. Der Sack sollte längst in Rente sein und im Englischen Garten Tauben vergiften oder so was. Was macht der vor dem Haus vom Achs? Und woher weißt du, dass der da war?«
»Weil ein Dreierteam von mir die Bude in der Königinstraße rund um die Uhr überwacht. Die haben dich rein- und wieder rausgehen sehen. Obwohl, bei deinem Gang, da solltest du lieber bei DSDS auftreten, oder wie diese Freakshow heißt. Der Bohlen, der steht auf so was. Das Zeug hier schmeckt übrigens super. Was ist das?«
»Ach das? Das ist Opossum, das ist eigentlich für den Josef, weil der leichte Darmprobleme hat. Deswegen macht der auch schon dauernd Männchen vor dir, weil du sein Futter aufisst. Ich kann dir aber gerne ein Glas mitgeben, wir haben für zwei Wochen vorgekocht, weil gestern nicht so viel zu tun war.«
»Red keinen Scheiß, Zeno. Ihr beiden Betschwestern, ihr wart gestern in der Bude vom Achs und habt die Wanzen installiert. Das hat mir der Stocker heute früh erzählt, und meine Jungs, die haben euch sowieso fotografiert. Die Fotos hab ich seit gestern Abend. Ich wollt nur warten, ob ihr von selber damit rüberkommt. Warum habt ihr nicht gewartet,
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