Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi
Richtung Salzburg verschwunden sind, und noch ein paar so Kleinigkeiten. Huch, hoffentlich ist diese Verbindung hier abhörsicher, was meinst du?«
»Gut, wir machen das. Wie soll die Kiste ablaufen?«
»Ich kann das in meinem Alter nicht mehr so abhaben, wenn das Telefon mitten in der Nacht losklingelt. Ich muss mich erst mal ausschlafen. Morgen, also genauer gesagt heute, um elf Uhr, da treffen wir uns in Prien. Nur wir beide. Wo genau, das kriegst du noch per SMS . Ich bring die Ware mit und sag dir, wie es abläuft. Hat der Perlmann was vorgeschlagen?«
»Hat er. Auf dem See, sagt er, er kommt mit seinem Boot raus, und da treffen wir uns irgendwo mitten auf dem Wasser. Nur er und sein Alexej und das Geld in bar, und ich soll nur mit Zeno kommen, auch mit einem Boot und dem Stoff. Wie zum Teufel soll das ablaufen?«
»Perfekt wird das ablaufen. Besser hätt ich das selber gar nicht planen können. Ruf den Perlmann in der Frühe an. Nein, warte, ruf den um zehn Uhr an und sag ihm, das Geld muss in einem wasserdichten Koffer sein. Alles in Fünfhundertern und in drei wasserdichte Pakete abgepackt. Alle drei befinden sich dann in dem Koffer. Hast du das verstanden? Gut, weiter: Übergabe ist auf seinem Boot. Ihr, du und Zeno, ihr kommt mit einem Elektroboot, kannst du ihm erzählen. In so einem Dings, das man überall in den Bootsverleihen haben kann. Lass mich das organisieren, wo und wie erfährst du später. Sag ihm, der Treffpunkt ist morgen Nacht um Punkt dreiundzwanzig dreißig, und zwar genau in der Mitte zwischen Frauenchiemsee und der Krautinsel. Auf dem Wasser. Den Rest erkläre ich dir später, wenn wir uns sehen. Weißt du was, Stocker? Versau das nicht, und versuch nicht, mich kaputt zu machen, sonst mach ich dich kaputt. Dich und alles, was dir lieb und teuer ist. Das hier, das ist für mich der Schlüssel zu was Neuem. Das ist für mich wichtiger als alles, was ich bis jetzt getan habe. Der Schlusspunkt. Und wenn das gelaufen ist, dann habt ihr auch alle eure Ruhe von mir. Für immer. Alles an Informationen, was ich so habe über dich, Zeno, den Zuckerhahn, das verschwindet auch für immer. Schlaf noch gut. Bis später. Ach ja: noch Fragen?«
»Nein, ist ja alles sonnenklar. Vor allem der Teil mit der Drohung. So ähnlich hat sich der Perlmann nämlich auch ausgedrückt, nur ein bisschen poetischer vielleicht. Jetzt kommt mein Gegenangebot, pass auf, denn das ist nicht verhandelbar: Wir machen das. Wir ziehen das durch, dieses eine Mal. Genau so, wie du das willst. Dafür möchte ich ein Drittel aus dem Geldkoffer. Gleich nach der Übergabe an dich. Dann kannst du machen, was du willst. Nur bleib mir und dem Zeno und dem Zuckerhahn und allem, was mir lieb ist, vom Leib. Wenn du so genau weißt, was bei mir so gelaufen ist, dann weißt du auch, dass ich Leute kenne, die dich finden. Überall, in jedem Winkel der Welt. Und dann hilft dir kein BND -Ausweis mehr. Wenn ich morgen Nacht nicht überlebe, dann bist du auch nicht mehr lange am Atmen. Hast du das so weit kapiert?«
Durch den Telefonhörer kommt ein raues kurzes Lachen, dann ein scharfes Einatmen, so, wie wenn Sperber noch was sagen wollte, aber kurz darauf unterbricht ein Klicken die Verbindung. Er hat aufgelegt. Stocker schaut sich den Telefonhörer in seiner Hand an und hängt ihn dann vorsichtig auf die Gabel.
Es hat leicht zu regnen angefangen. Nieselregen, und der alte Mercedes vor der Telefonzelle sieht im Licht der Straßenlaterne aus wie mit Glasperlen überzogen. Stocker fröstelt und geht schnell um den Wagen herum und steigt ein. Zeno, auf dem Beifahrersitz, wedelt mit dem ziemlich dünnen Banknotenbündel und meint: »Hast du auch über Unkostenerstattung gesprochen? Ich musste ja dummerweise mitten im Spiel abbrechen. Da haben wir natürlich einen ganz schönen Schwund in der Barschaft.«
»Ja.«
»Wow, du bist ja ein richtiges Plappermäulchen. Also, was geht ab?«
»Das wird dir nicht gefallen. Mir auch nicht. Und ein paar anderen Leuten wahrscheinlich erst recht nicht. Warum, zum Teufel, kann ich nicht einfach in unserer Kneipe vor mich hin kochen, Bier zapfen und leben, so wie die anderen auch?«
»Warum? Weil du mit deiner Vergangenheit keine andere Zukunft hast. Darum.«
Im Autoradio, auf Bayern 3, da läuft jetzt »Don’t worry, be happy«. Göttlicher Humor, denkt sich der Stocker und erzählt seinem Partner, was da auf sie beide zurollt.
Der hört sich das schweigend an, schaut dabei auf die vorbeiziehende
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