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Chili und Schokolade

Chili und Schokolade

Titel: Chili und Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilli Beck
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doch ein Riesenspaß, oder? Spontan, impulsiv und emotional. In dieser Richtung musst du einfach weitermachen. Mit der Phantasie ist es wie mit der Kochkunst: Übung macht den Meister … So, und jetzt verpassen wir Eve Lacombe den letzten Schliff.»
     
    Fünf exklusive Läden später ist Eve Lacombe fertig geschliffen. Ich bin richtig stolz auf mich. Und auch Ulla lobt mich für mein schnell wachsendes Verschwendungstalent, denn ich habe Konrads Kreditkarte bis zum Limit ausgereizt.
    «Das bedarf nämlich der Übung», meint sie frech, als wir Richtung «Café Palmengarten» zum Treffpunkt mit Bertram schlendern.
    Vor Nervosität fühle ich meinen Pulsschlag in den Ohren, und meine Hände feucht werden. «Alleine würde ich das nicht durchstehen», seufze ich vor dem Eingang.
    «Durchatmen, Eve.» Ulla streichelt mir beruhigend den Rücken. «Ich bin ja bei dir.»
    Der «Palmengarten» erinnert mich an die Cafés in Paris, in denen Konrad und ich vor vielen Jahren Sandwich au Jambon aßen und Rotwein tranken. Mon dieu, nur jetzt nicht an meinen Ehemann denken!, ermahne ich mich. Das könnte fatal werden.
    Als Ulla einem Mann zuzwinkert, der uns bereits erwartet, bin ich kurz davor, wegzulaufen.
    An einem Tisch in der Fensternische sitzt ein attraktiver Mittvierziger mit kantigen Gesichtszügen, vollem Mund und modischen Bartstoppeln. Sein locker zurückgekämmtes, rotblondes Haar reicht bis an den Kragen seines graublauen Jacketts. Darunter trägt er ein weißes Hemd zu hellen Jeans.
    Als wir auf ihn zugehen, erhebt er sich lächelnd. Seine charmante Ausstrahlung lässt meine Knie weich werden, als wäre das hier ein privates Rendezvous. Mut machen mir allein die bewundernden Blicke der anwesenden Männer, die uns beim Durchschreiten des Lokals folgen. Noch vor einer Woche hätte ich es nicht gewagt, derart auffällig gekleidet ein Lokal zu betreten. Und ich hätte nie geglaubt, dass es Spaß machen würde, beachtet zu werden.
    Bertram begrüßt Ulla mit einer Umarmung. «Wie ich sehe, ist dein Fuß wieder vollkommen in Ordnung, Lieblingsnichte.»
    «Scherzkeks», antworte sie lachend. «Du hast doch nur eine Nichte … Also, Eve, das ist mein Onkel, Bertram Bronner. Onkelchen, das ist Eve Lacombe», stellt sie uns einander vor. «Wie du siehst, habe ich nicht übertrieben.»
    Bertram reicht mir die Hand. Er ist einen halben Kopf größer als ich, trotz meiner hohen Absätze. Für die Dauer unseres Händedrucks und des gegenseitigen «Freut mich sehr» sehen wir uns in die Augen – seine sind dunkelgrün, mit gelben Sprenkeln. Aus dieser Nähe bemerke ich auch die leicht geknickte Nase, die dafür sorgt, dass sein Gesicht interessant aussieht. Unsicher blicke ich mich nach einem Platz für meine zahlreichen Einkaufstaschen um. Zuvorkommend nimmt mir Bertram die sperrigen Tüten ab, verstaut sie umsichtig neben dem Tisch und bittet uns, Platz zu nehmen.
    «Wollen wir uns nicht duzen?», schlägt er vor. «Dann redet es sich leichter.»
    Scheint nicht nur eine extrem gutaussehende, sondern auch sehr unkomplizierte Familie zu sein, denke ich erleichtert. Oder glaubt er, bei einem Callgirl wären lästige Höflichkeiten überflüssig? Aber ich besinne mich auf Ullas Ermahnung, mir nicht immer so viele Gedanken zu machen, und stimme seinem Vorschlag erfreut zu. Es plaudert sich ja wirklich entspannter, wenn man auf Förmlichkeiten verzichtet.
    Noch während wir die ersten Small-Talk-Höflichkeiten austauschen, ertönt Ullas Handy. Wie immer, wenn diese Melodie erklingt, gluckst sie verzückt: «Henry!» Sie entschuldigt sich für einen Moment und verschwindet nach draußen.
    Bertram überbrückt die entstehende Verlegenheit, indem er mir die Getränkekarte reicht.
    Mir wird ganz schlecht. Sie kann mich doch hier nicht alleine sitzen lassen! Tiefer und tiefer versinke ich in meinem Stuhl und hoffe inständig, Ulla möge so schnell wie möglich wiederkommen.
    Als sie nach einigen Minuten an unseren Tisch zurückkehrt, spüre ich, dass gleich eine Bombe platzen wird. Jedenfalls verheißt der bedrückte Ausdruck auf ihrem Gesicht nichts Gutes.
    «Es tut mir wirklich sehr leid, aber ich muss dringend weg», sprudelt sie los. «Henry will … Ach ich bin ja so aufgeregt. Ich glaube, er wird mir heute DIE Frage stellen!»
    Mir bleibt die Luft weg. «Aber … äh …», stottere ich. Mehr bringe ich nicht heraus. Will sie mich hier wirklich mit einem wildfremden Mann allein lassen? Das gibt eine Katastrophe! Ich weiß

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