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Chili und Schokolade

Chili und Schokolade

Titel: Chili und Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilli Beck
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einem …» Er bricht ab. Anscheinend glaubt er, sich auf unangebrachtem Terrain zu bewegen. «Entschuldige, das war indiskret.»
    Glücklicherweise serviert die Bedienung jetzt unsere Bestellung. Ich kann also in meinem Cappuccino rühren, nachdenken und eine plausible Antwort finden.
    «Ach was, es muss dir nicht unangenehm sein, Bertram. Deine Neugier ist völlig normal. Aber ich habe mich nie als käufliche Frau gefühlt, sondern als eine, die man für eine bestimmte Zeit mieten kann.» Ich traue meinen Ohren nicht. Was erzähle ich denn da? Gleich wird er loslachen und erklären, dass er meine Verkleidung durchschaut.
    Unsicher lächelnd, lasse ich Zucker in die Tasse rieseln und wundere mich über meine plötzliche Schlagfertigkeit. Es fällt mir tatsächlich leicht, so zu tun, als wäre ich eine Femme fatale.
    «Nein, Eve», unterbricht er meine Gedanken. «Eigentlich wollte ich nur sagen: Ich bin hingerissen! Ulla hat mir ja bereits vorgeschwärmt, wie sympathisch und attraktiv du bist …» Leicht verlegen zerteilt er seine Sachertorte.
    Er wird tatsächlich etwas rot! Dass ich noch mal einen Mann aus der Fassung bringe, hätte ich in meinen kühnsten Träumen nicht zu hoffen gewagt. Die Art, wie er meinen Namen mit beinahe leidenschaftlicher Betonung ausspricht, könnte
mich
aus der Fassung bringen! Aber darüber nachzudenken ist Unsinn. Ein so attraktiver Mann wie Bertram muss doch freie Auswahl bei meinen Geschlechtsgenossinnen haben. Oder hätte er gerne noch ein Callgirl in seiner Trophäensammlung? Ich muss unbedingt das Thema wechseln. Außerdem würde ich mich wesentlich wohler fühlen, wenn wir über Dinge sprächen, von denen ich tatsächlich etwas verstehe.
    «Warum erzählst du mir nicht ein bisschen was über das Kochbuch-Projekt?», schlage ich vor. «Ich bin gespannt, wie es zu dieser ungewöhnlichen Idee kam.»
    Sichtlich erleichtert berichtet Bertram von seinem Verlag, den er vor fünf Jahren gegründet hat. «Als Kind wollte ich immer Koch werden, weil ich leidenschaftlich gern am Herd stehe und natürlich auch leidenschaftlich gerne esse», gesteht er. «Doch ich habe Germanistik studiert, anschließend in einem kleinen Sachbuchverlag als Lektor angefangen und mich zum Programmleiter hochgearbeitet. Leider wurde der Verlag vor einigen Jahren von einem großen amerikanischen Konzern aufgekauft. Von da an ging es nur noch um Gewinnmaximierung, Inhalte waren zweitrangig. Tja, da habe ich lieber das Abfindungsangebot angenommen und mit meinem Know-how einen eigenen Verlag gegründet. Anfangs gab es nur ein sehr kleines Programm. Inzwischen habe ich mich aber auf themenbezogene Kochbücher spezialisiert. Promiköche füllen die Regale der Buchhandlungen ja in der Überzahl …»
    «Das ist wohl wahr. Ich habe selbst eine Unmenge davon zu Hause», werfe ich ein. Er soll nicht denken, sein kleiner Vortrag würde mich langweilen.
    «Wie die meisten Kochbuchliebhaber», stimmt er mir lächelnd zu. «Aber auch themenbezogene Bücher verkaufen sich sehr gut. Weshalb ich immer auf der Suche nach neuen, außergewöhnlichen Ideen bin. So kam ich auf Rezepte für Verliebte, und schließlich erotische Rezepte. Davon gibt es zwar auch schon zwei oder drei Bücher auf dem Markt, aber noch nie wurde eines davon besonders originell vermarktet. Was mich nun zu meinem Marketingkonzept bringt – und damit zu dir.»
    «Äh … und nun möchtest du etwas über mich wissen?» Ich muss schlucken.
    Bertram nickt und sieht mich neugierig an.
    Ich räuspere mich und versuche, Ullas ausgedachte Biografie abzuspulen – ohne dass die Sätze allzu einstudiert wirken.
    Während Bertram sich seinen Kuchen schmecken lässt, plaudere ich also nicht über Eves Sexgeheimnisse, sondern vielmehr über meine nicht existente Rente – und meine Zukunftspläne.
    «Du bist also nicht nur eine sehr attraktive, sondern auch eine kluge Frau», bemerkt er galant. «Es würde mich sehr freuen, wenn wir uns einig würden.»
    «Wie gesagt: Ich bin zu mieten», antworte ich kühn und sehe ihn direkt an. Mon dieu, was für wunderschöne Augen! Mir ist, als würde mich ein kleiner Stromschlag treffen.
    Bertram erwidert meinen Blick, dann greift er nach der Collegetasche, die auf dem Stuhl neben ihm liegt. «Das habe ich gehofft», bekennt er, holt ein Kuvert heraus und reicht es mir. «Deshalb habe ich auch gleich schon die Verträge mitgebracht. Der für Ulla ist auch drin. Die Schriftstücke solltet ihr aber erst in aller Ruhe

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