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Chili und Schokolade

Chili und Schokolade

Titel: Chili und Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilli Beck
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und einfach nur benutzt. Ich stehe doch nicht ständig zur Verfügung – egal ob in der Küche oder im Bett. Ich bin doch kein Callgirl!»
    Jedenfalls noch nicht, denke ich und blicke Alma erbost an.

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16
    War der Sonntag grau, beginnt der Montag rot. Alarmrot. Nachdem Konrad auch heute Nacht nicht nach Hause gekommen ist, setze ich mich über Almas Warnung hinweg und beginne meine «Spionagetätigkeit» mit einem Anruf in der Kanzlei.
    «Hier ist das Architekturbüro Meyer», melde ich mich forsch. «Verbinden Sie mich bitte mit Dr. Lent.»
    «Tut mir leid, Dr. Lent urlaubt bis Ende des Monats», erfahre ich von einer weiblichen Stimme. Freundlich bietet sie an, etwas auszurichten.
    Zögernd erkläre ich, den Herrn Anwalt persönlich sprechen zu müssen, da es sich um seine Privatwohnung respektive den Schlüssel dazu handle und sie darüber sicher nicht Bescheid wisse. Zu meiner Überraschung erfahre ich, dass sie sehr wohl von «dieser Wohnungssache» gehört habe. Einzelheiten unterlägen aber der Schweigepflicht.
    Merde! Stimmt es also, was Konrad erzählt hat? Ich war mir so sicher, dass er sich diesen Dr. Lent in seiner Not nur ausgedacht und irgendeine Nummer in sein Register eingetragen hat. Diese überraschende Wendung verunsichert mich. Hat er möglicherweise doch nicht gelogen? Verdächtige ich ihn zu Unrecht?
    Nein, mein Bauchgefühl sagt mir: Konrads Verhalten war eindeutig nicht das eines Unschuldigen. Aber die volle Wahrheit werde ich wohl erst am Monatsende herausfinden, wenn der Rechtspfleger aus dem Urlaub zurückkommt. Bis dahin bleibe ich misstrauisch – egal, wie tolerant Almas Einstellung zu «dieser Sache» ist.
    Gerade als ich mich in die Küche begebe, um das letzte Stück Toastbrot zu verzehren, klingelt mein Handy.
    «’allo? Bonjour, Eve, bist du bereit für deine neue Karriere?», begrüßt Ulla mich fröhlich lachend.
    «Vorher muss ich noch frühstücken», erkläre ich ironisch.
    «Na gut, trödele aber nicht rum. Heute treffen wir Onkel Bertram! Eigentlich wollte er uns zum Mittagessen einladen. Ich habe stattdessen ein Café vorgeschlagen. Das ist ungezwungener, und wenn’s nicht so glatt läuft, kann man sich schneller verabschieden.»
    Für einen Moment überlege ich, nein zu sagen. Ich habe gerade wirklich andere Sorgen. Doch dann reizt es mich plötzlich, Ullas Onkel wenigstens mal kennenzulernen und mir anzuhören, was er genau plant. Ich muss ihm ja keine Zusage geben. Und vielleicht ist das genau die Ablenkung, die ich gerade brauche.
    «Aber ich habe nichts anzuziehen!», wende ich ein «Und ihn nur in Dessous und Schuhen zu treffen, –»
    «Deshalb rufe ich ja an, Eve», unterbricht Ulla mein Lamentieren. «Übrigens werde ich dich in Zukunft nur noch Eve nennen, damit du dich an den Namen gewöhnst.»
    Ullas Tempo ist wie immer atemberaubend. Doch bei der Aussicht, ihren Onkel noch heute zu treffen, fühle ich ein nervöses Kribbeln im Magen. Wir verabreden uns zu einem weiteren Einkaufsbummel.
    Ich beende mein mageres Toast-Frühstück und begebe mich vor den Spiegel. Als ich mir die Augenringe überdeckt und mich dezent geschminkt habe, fehlt nur noch ein sexy Outfit, um eine selbstbewusste, verführerische Eve aus mir zu machen.
    Aus dem Kleiderschrank wähle ich den schwarzen Rock, die grauen Wildlederstiefel und einen hellgrauen Pulli mit V-Ausschnitt, der durch das Push-up-Mieder auch gar nicht mehr so langweilig aussieht. Schnell noch die honigblonden Fransen stylen – und Evelyn Meyer existiert nicht mehr.
     
    Eine Stunde später warte ich auf Ulla vor ihrem Haus in der Schleißheimerstraße in zweiter Reihe (das würde Evelyn Meyer auch nie wagen) und rufe sie übers Handy an. Bald darauf erscheint sie mit wehenden Haaren und einer weitschwingenden roten Jacke über einem schmalen rostroten Kleid, das über den Knien endet. Auf hohen schwarzen Lackpumps schreitet sie wie ein Laufstegmodel auf mich zu. Die große dunkle Sonnenbrille auf ihrer Nase unterstreicht diesen Eindruck.
    Stöhnend verdrehe ich die Augen, als Ulla einsteigt. «Ich werde es einfach nie schaffen, mich so zu bewegen wie du, fürchte ich.»
    Lachend schiebt Ulla ihre Brille ins Haar. «Ach, was», wehrt sie ab. «In Jeromes Laden hast du dich doch schon ganz gut angestellt. Und heute werden wir dich weiter ausstaffieren. Bald wirst du genau wie die meisten Frauen nicht mehr ohne Stilettos sein wollen. In meinem Fall erfüllen sie allerdings noch eine andere

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