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Chili und Schokolade

Chili und Schokolade

Titel: Chili und Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilli Beck
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auch wenn du es nicht glauben wirst, ich kann dich verstehen, Evelyn. Vor vielen Jahren war ich in einer ähnlichen Situation, genau wie viele Jahre vorher meine Schwiegermutter. Vielleicht ist Fremdgehen ja erblich», scherzt sie zynisch.
    «Arwed hat dich betrogen?»
    «Drei Jahre lang! Wenn ich an dieses … dieses Flittchen denke, wird mir heute noch übel. Ich war drauf und dran, mich scheiden zu lassen. Aber wegen dieser unglückseligen Gütertrennung habe ich mich dann eines Besseren besonnen. Trotz dreiundzwanzigjähriger Ehe hätte ich keinen Pfennig bekommen – egal, wie viel schmutzige Wäsche ich in der Öffentlichkeit gewaschen hätte. Die Situation war deiner nicht unähnlich. Mein Kind war erwachsen, ich hatte meinen Beruf aufgegeben … Wovon hätte ich also leben sollen? Damals hat mir meine Schwiegermutter dringend abgeraten, die Familie zu verlassen. Kurzum: Das möchte ich hiermit auch tun, denn –»
    «Wie bitte?», unterbreche ich sie verblüfft.
    «Schau nicht so überrascht, Evelyn», antwortet sie milde. «Du bist nicht die erste Ehefrau, deren Mann vorübergehend an einer jüngeren Frau kleben bleibt. Aber so etwas ist nie von Dauer, glaube mir. Da sind die Männer alle gleich. Sie brauchen anscheinend ab und zu etwas Abwechslung. Aber im Grunde geht es doch nur um … Na ja, du weißt schon, was ich meine. Nächstes Jahr um diese Zeit hast du diese unsägliche Geschichte längst wieder vergessen. Mach dir keine Sorgen. Die Männer der Familie Meyer stehen zu ihren Ehefrauen. Deshalb hat es in unserer Familie ja auch noch nie eine Scheidung gegeben.»
    «Auf diese Familientradition ist dein Sohn auch sehr stolz.» Ich kann einfach nicht anders, ich muss schnippisch werden.
    Alma nimmt einen tiefen Schluck aus ihrem Glas und gibt vor, meinen kleinen Angriff nicht gehört zu haben. «Ich meine es wirklich gut mit dir, Evelyn. Sieh mal, du hast doch ein schönes Leben, ein traumhaftes Haus, keine Sorgen. Warum willst du das alles aufgeben? Trotz der veränderten Gesetzgebung würdest du deinen Unterhalt nämlich gerichtlich erkämpfen müssen. Das kostet Geld, unter Umständen sehr viel Geld, das du vermutlich nicht hast. Ich rate dir daher dringend, über Konrads kleinen Ausrutscher hinwegzusehen. Wir müssen doch alle unsere Enttäuschungen verkraften. Wo kämen wir denn da hin, wenn wir immer gleich davonliefen? Wir haben schließlich Aufgaben und Pflichten und können nicht erwarten, dass immer alles nach unseren Wünschen läuft. Kurzum: Warum machst du nicht eine kleine Kur, lässt dich auf einer Schönheitsfarm verwöhnen oder besuchst die Zwillinge? Ich werde Konrad zureden, dass er eine Weile ohne dich zurechtkommen muss. Außerdem kann er Eulalia für die Zeit deiner Abwesenheit ganztags einstellen. Und dann, wenn etwas Gras über diese prekäre Angelegenheit gewachsen ist und du dich beruhigt hast, engagierst du dich in einer sozialen Einrichtung, wie ich es tue. Du glaubst gar nicht, wie gut so eine sinnvolle Aufgabe ablenkt.»
    Sprachlos lausche ich ihrem skurrilen Vortrag. Noch nie hat mich jemand so überrascht wie meine Schwiegermutter. Erwartungsvoll sieht sie mich an.
    «Hat Konrad dich geschickt oder war es deine Idee?»
    Ein belustigter Blick trifft mich. «Werde bitte nicht kindisch, Evelyn, das ist doch völlig unerheblich. Ich bin hier, weil mir etwas an dir liegt. Schließlich bist du die Mutter meiner Enkelsöhne und –»
    «Tja, das ist nun mal eine Tatsache, die sich nicht ändern lässt. Aber du warst mir nicht immer so zugetan», unterbreche ich sie erneut. «Die
alberne
Mütze, wie du sie genannt hast, ist übrigens ein Stück aus der ersten Kollektion deiner Enkel, für die sie an der Modeschule ausgezeichnet wurden.»
    «Oh?!» Almas hochgezogenen Brauen nach zu schließen, schwankt sie einen Moment lang zwischen Bewunderung und Überraschung. «Wie schön. Das teure Studium scheint Früchte zu tragen.»
    «Ja, aber das nur nebenbei. Und zum Thema Scheidung: Ich habe sie nicht verlangt, sondern Konrad gefragt, ob
er
sie will. Worauf er geantwortet hat, dass es in der Familie Meyer noch nie Scheidungen gegeben hat. Aber morgen werde ich bei diesem Dr. Lent anrufen, um die Wahrheit herauszufinden.»
    Meine Absicht bringt Alma offensichtlich aus der Fassung. Stirnrunzelnd erhebt sie sich. «Du wirst schon sehen, wie weit du damit kommst. Spioniere Konrad bloß nicht hinterher! Männer mögen das nicht.»
    «Und
ich
mag es nicht, wenn man mich hintergeht

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