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Chili und Schokolade

Chili und Schokolade

Titel: Chili und Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilli Beck
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Weißt du, wann meine Liebe den ersten Riss bekam?»
    Gespannt blicke ich sie an.
    «Als der Notarzt auf der Fahrt in die Klinik meinte, dass es meinem
Vater
bestimmt bald wieder besser gehen würde. Ich meine, es war mir ja schon länger klar, dass ich einen Vaterkomplex habe. Aber die Wahrheit von einem jungen, gut aussehenden Mann zu hören, ist wirkungsvoller als jede Therapie», grinst Ulla selbstironisch. «Aber zurück zu dir. Es gibt diesen unmoralischen Ehevertrag, der besagt, dass du im Scheidungsfall keinen Unterhalt kriegst, obwohl du für diesen Mann alles aufgegeben hast und fünfundzwanzig Jahre eine treusorgende Ehefrau warst. Richtig?»
    «Auf den Punkt! Und das schreit doch nach Vergeltung, oder?»
    Meine Leidensgenossin nickt zustimmend. «Deshalb kapiere ich nicht, warum du jetzt abspringen willst. K.H. kann dir jetzt piepegal sein, und du brauchst doch Geld für einen Scheidungsprozess.»
    «Na ja, im Prinzip ist auch das richtig, aber ich sollte die anständige, untadelige Ehefrau bleiben, damit ich vor Gericht die größeren Chancen habe. Einen Skandal kann ich mir also nicht leisten. Mit der Scheidungsanwältin, die mir meine Nachbarin empfohlen hat, will ich gegen diesen Knebelvertrag angehen. Und ich will Prozesshilfe beantragen. Dann kann ich auch ohne finanzielle Mittel vor Gericht ziehen.»
    «Hm, verstehe. Dann brauchen wir eine neue Strategie.» Ulla sieht mich lauernd an und spricht erst weiter, nachdem ich erneut genickt habe. «Nur mal angenommen, du übernimmst den Callgirl-Job doch, und alle kriegen Wind davon.»
    Erschrocken fahre ich herum. «Mon dieu! Das wäre der Untergang! Für mich, die Firma, die Familie und die Tradition …» Ich stocke, als mir klar wird, dass ich gerade die Meyerschen Prinzipien verteidige.
    Ulla richtet sich aus ihrer Sofaecke auf. «Na bitte, das ist doch oberprima!» In ihrer Stimme liegt ein merkwürdiger Unterton.
    «Was ist denn daran
oberprima
?», protestiere ich. «Auf diese Weise würde ich mir doch jegliche Chance auf Unterhalt verspielen. Kein Richter der Welt würde mir glauben.»
    Kichernd sieht Ulla mich jetzt an. «Vertrau mir! Wir müssen nur noch Onkel Bertram anrufen und dann in meine Wohnung, damit ich mich in die begehrenswerte Ulla zurückverwandeln kann. K.H. soll nämlich glauben, ich würde zu ihm zurückkommen.»
     
    Es vergehen zwei Stunden, dann ist Ulla aufgetakelt wie ein superteures Callgirl, und auch ich bin entsprechend gestylt. Als wir uns auf den Weg zu Konrads neuer Wohnung machen, ist es mittlerweile schon nach neun und sehr ungemütlich draußen.
    «Wäre es nicht doch besser, wenn ich alleine zu ihm gehe?», frage ich, nachdem wir Ullas Plan in allen Einzelheiten besprochen haben. «Immerhin kenne ich ihn am besten.»
    «Kommt nicht in Frage», widerspricht Ulla energisch. «Ein erfolgreicher Rachefeldzug braucht in diesem Fall Zeugen. Außerdem will ich mir dieses Spektakel nicht entgehen lassen.»
    Mich ereilt ein heftiger Schweißausbruch. Trotz Ullas unerschütterlicher Überzeugung vom Gelingen unseres Vorhabens bin ich noch immer skeptisch. Der Parkplatz, den ich direkt vor dem noch eingerüsteten Gebäude finde, stimmt mich dann allerdings nicht nur wegen der hohen Absätze meiner Mary-Janes zuversichtlich.
    Als wir aussteigen, blinken die Lichter eines auf der anderen Straßenseite geparkten Wagens auf. Das wird Bertram sein, folgere ich mit klopfendem Herzen. Ihn hier zu treffen, lässt mich noch zappeliger werden. Für ein Wiedersehen hätte ich mir andere Umstände gewünscht. Aber ich bin froh, dass er mir nicht mehr böse ist. Ulla hat ihm am Telefon von unserer Versöhnung erzählt und unseren Racheplan erläutert.
    «Ah, das diabolische Doppel!» Schnellen Schrittes eilt Bertram jetzt auf uns zu. Er sieht mal wieder umwerfend gut aus.
    «Spar dir deinen Zynismus für nachher», kontert Ulla, während sie ihn umarmt. «Außerdem muss es eigentlich Trio heißen, denn du bist ja mit von der Partie, wenn wir K.H. abkochen.»
    Bertram muss auf seinen «Einsatz» allerdings noch etwas warten. Und nachdem auch ich zwei sanft hingehauchte Wangenküsse bekommen habe, geht er zurück zu seinem Wagen, um dort zu warten.
    Ulla drückt wahllos auf einige Klingelknöpfe (den von Konrad ausgenommen, wir wollen ihn ja überraschen) und verschafft uns mit dem Ruf «Pizzaservice» Eintritt in das fünfstöckige Gebäude.
    Erleichtert stellen wir fest, dass der luxuriöse Fahrstuhl in matt gebürstetem Edelstahl

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