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Chili und Schokolade

Chili und Schokolade

Titel: Chili und Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilli Beck
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«Dieser B-Test aus der Apotheke war positiv, aber manchmal sind die Dinger ja nicht zuverlässig. Deshalb war ich heute beim Arzt, weil ich leichte Blutungen bekommen habe. Und … na ja, es war falscher Alarm. Ich bin nicht schwanger.»
    «Tatsächlich», werfe ich skeptisch ein und sehe demonstrativ auf die Uhr. «Deine zwei Minuten sind um.»
    Meinen Sarkasmus ignorierend, spricht Ulla weiter. «Seit ich Henry … also, äh, Konrad von der Schwangerschaft erzählt habe, hat er ständig gefragt, ob ich das Kind denn auch behalten wolle. Ob ich mich jetzt schon als Mutter sehe, und wie ich mir meine Zukunft vorstelle und wer sich um das Baby kümmern solle, wenn ich arbeiten müsse. Und nachdem er aus dem Krankenhaus entlassen wurde, war er total merkwürdig … Der Infarkt war übrigens gar keiner, er hat nur simuliert.»
    Schulterzuckend erwidere ich: «Das war mir sofort klar, deshalb fand ich diese ganze Notarzt-Aktion auch ziemlich übertrieben, um nicht zu sagen: unnötig.»
    «Das weiß ich ja inzwischen», fährt Ulla im Jammerton fort. «Jedenfalls fand er es wunderbar, als ich ihm vor ein paar Stunden erzählt habe, dass ich kein Baby erwarte. Stell dir vor, die ganze Zeit hat er mich immer vollgelabert, wie gern er Kinder hätte und so. Alles nur, um mich glauben zu lassen, er würde eine Familie mit mir gründen wollen … Ich wusste übrigens wirklich nicht, dass er verheiratet ist. Sonst hätte ich mich nicht mal zu einer Tasse Kaffee einladen lassen. Ich bin nicht so eine Tussi, die anderen Frauen den Mann ausspannt, das musst du mir glauben, Eve.»
    «Mm», brumme ich noch immer unversöhnlich. Das kann schließlich jede behaupten. «Und warum hast du ihn dann letztendlich verlassen?»
    Ulla greift nach einem Sofakissen und drückt es sich auf den Bauch, als leide sie unter quälenden Koliken. «Weil er ein egoistischer Gierschlund ist, der den Hals nicht voll kriegen kann, und dem vollkommen egal ist, wie andere sich dabei fühlen.»
    «Mein Beileid», zische ich mürrisch. Immerhin kenne ich diesen emotionalen Ausbeuter schon länger als sie.
    «Er wollte doch tatsächlich ein Doppelleben führen!» Zutiefst verletzt blickt sie mich aus ihren großen blauen Augen an. «Er hat mir vorgeschlagen, so weiterzumachen wie bisher. Eine Scheidung käme für ihn zwar nicht in Frage, aber wir könnten uns ja weiterhin treffen. Im Prinzip würde sich ja nichts ändern, wir hätten uns vorher auch nicht täglich gesehen. Und dann meinte er noch, du würdest dich schon wieder beruhigen.»
    «Etwas Ähnliches hatte meine Schwiegermutter heute auch von mir verlangt. Von Konrads Vorstellungen mal ganz abgesehen.»
    Irgendwie tut Ulla mir jetzt ein wenig leid, und ich biete an, Tee zu kochen. «Damit können wir unseren Kummer begießen, weißt schon: Geteiltes Leid ist halbes Leid.»
    Ungewollt muss Ulla lachen. «Du bist anscheinend nicht so leicht unterzukriegen.»
    Versöhnlich blicke ich sie an. «Ach, weißt du, ich hab in den letzten Jahren so viel gelitten. Aber irgendwann reicht es einfach, dann muss man sich das Gesicht waschen, die Nase putzen und den Tatsachen ins Auge sehen. Und wie diese Tatsachen aussehen, weißt du ja genauso gut wie ich.»
    Seufzend stimmt mir Ulla zu. «Weißt du, Eve, als mir klar wurde, dass mein Henry dein Konrad ist, war mein erster Gedanke: Nix wie weg. Ich wollte einfach davonlaufen vor den Problemen. Aber du hast recht: Gesicht waschen, Nase putzen und den Tatsachen ins Auge sehen. Und Tatsache ist nun mal, dass Konrad-Henry ein ganz mieses Schwein ist. Das haben wir beide nicht verdient!» Sie lächelt mich befreit an. «Wir müssen jetzt zusammenhalten!»
    Und was ich nie für möglich gehalten hätte, geschieht auf einmal: Ich sitze mit meiner Rivalin – die plötzlich meine Leidensgenossin ist – gemütlich auf dem Sofa. Wir trinken Tee, lassen uns geräucherten Lachs auf Toast mit Sahnemeerrettich schmecken und vereinbaren, den Betrüger ab sofort nur noch K.H. zu nennen. Schließlich erzähle ich Ulla auch noch von diesem grauenvollen Besuch bei meinen Schwiegereltern.
    «Widerliche Leute!», empört sich Ulla, nachdem ich ihr das Gespräch bei der königlichen Familie in seiner ganzen Unfassbarkeit geschildert habe.
    «Ja, diese Blutsaugersippe kümmert sich nicht die Bohne um die Gefühle anderer», füge ich noch hinzu. «Die sitzen auf ihren verstaubten Prinzipien und behaupten, sich nicht scheiden zu lassen wäre Tradition. Lächerlich! Ich habe noch nie

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