Chill Bill (German Edition)
immerhin hast du da noch Interesse gezeigt.«
»Weil ich nicht wusste, dass wir hier ewig herumhängen.«
»Ah, du hast wohl Schiss, es könnte sich was Festeres entwickeln?«
»Was Festeres ent…?«, brüllte Vincent. »Verdammt, hast du schon vergessen, was wir hier tun?«
»Was tun wir denn?«
»Ja, was tun wir wohl?«
»Nichts tun wir!« Corelli knallte sein leeres Bierglas auf den Tisch. »Wir sitzen im Café rum und glotzen aufs Meer.«
»Na, dann tu mal was, damit sich das ändert!«, riet Vincent.
Corelli erhob sich und schlenderte zu einem der hinteren Tische, an dem eine Nutte saß, die ihm gefiel.
Vincent folgte ihm. »Wenn wir unseren Job hier nicht sauber machen, sind wir erledigt, du genauso wie ich. Diese Leute haben Kokaingeschäfte am Laufen. Willst du die verdammte brasilianische Kokainmafia am Arsch haben?«
»Versuch doch mal, das alles nicht so ernst zu nehmen«, riet Corelli. »Manchmal glaube ich, du hast gar nicht richtig Angst.«
»Was?«
Die Prostituierte wandte ihr Gesicht lächelnd von einem zum anderen und ordnete ihre Brüste neu. Schon wieder ziemlich heiß für die Tageszeit.
»Du hast nicht richtig Angst um dein Leben. Du hast nur Angst, deinen Job nicht gut zu machen. Das war schon immer so.«
Vincent sackte fassungslos auf einen Plastikstuhl.
»Wir sind tot«, sagte er.
BILATERALES
Walter Katz traf um elf zum zweiten Mal bei der Militärpolizei ein. Ein Sekretär des Innenministers hatte interveniert, so dass man sich gezwungen sah ihn vorzulassen. Perto und Katz wurden von einem dynamischen Offizier empfangen, der sich als
Capitão
Pessoa vorstellte. Zusammen mit einem Übersetzer und Stenografen gingen sie in einen düsteren Konferenzraum, der, wie die abblätternde Farbe an den Wänden verriet, lange Zeit nicht mehr benutzt worden war.
Katz überreichte seine Schreiben, der
Capitão
nahm sie lächelnd entgegen und reichte sie an den Stenografen weiter.
»Was kann ich für Sie tun?«, fragte er Katz.
Perto übersetzte. Der Stenograf wäre mit dieser Aufgabe bereits überfordert gewesen.
»Ich brauche behördliche Unterstützung und freie Hand bei gewissen Fahndungsaufgaben, die ich hier im Auftrag des Innenministeriums der Bundesrepublik Deutschland zu erfüllen habe.«
Als Perto übersetzt hatte, stand Pessoa auf und erkundigte sich, ob einer der Herren Kaffee wolle. Er verließ mit seinem Stenografen den Raum und schüttelte sich draußen vor Lachen.
»Wir müssen mindestens eine Stunde mit ihnen reden«, sagte er zu dem Stenografen, »Anordnung von oben.«
REBEIROS TRUMPF
De Las Freitas schloss die Tür zum Vernehmungszimmer hinter sich. »Ich habe nicht viel Zeit. Was gibt’s?«, fragte er den sitzenden Rebeiro. Er bewegte sich nicht von der Tür weg.
Rebeiro nahm den Spielball in der Luft auf. »Sie werden es nicht glauben: Ich habe auch nicht viel Zeit!«
Freitas nickte. »Ihr Jungs habt immer gerade ein Eisen im Feuer, was?«
»Eisen? Blödsinn! Forçalobo spielt das große Spiel mit mir …«
»Forçalobo? Wollen Sie einen Angehörigen der Streitkräfte in Ihre Geschäfte hineinziehen?«
Rebeiro wurde unsicher. »Sind hier etwa Wanzen im Raum?«
»Kommen Sie schon zur Sache, Rebeiro!«, befahl Freitas.
Rebeiro schüttelte eine Zigarette aus der Schachtel und schien auf einmal Zeit im Überfluss zu besitzen. Mit Zeitlupenbewegungen führte er die Kippe zum Mund und suchte bedächtig nach Streichhölzern.
»Na gut!« Freitas lenkte ein. »Ich sehe zu, was ich tun kann. Was wollen Sie also?«
»Ich will sofort hier raus!«
Freitas war verblüfft. »Und wenn nicht, dann erzählen Sie herum, dass Sie mit mir Geschäfte machen, was?«
»So ist es«, sagte Rebeiro. Nun hatte er seine Streichhölzer gefunden. Mit überlegenem Gesichtsausdruck entfachte er die Flamme.
»Kein Mensch glaubt solchen Mist!«, schleuderte ihm De Las Freitas ins Gesicht.
Rebeiros Lächeln erstarb. »Nein? Gundstein weiß genau so viel wie ich. Er bestätigt die Geschichte. Alencar weiß Bescheid, und Forçalobo brennt nur darauf, Geschichten wie diese zu hören. Er legt gerne Akten an. Und noch eins. Ich bin Ihr Kontaktmann. Haben Sie sich schon mal überlegt, was passiert, wenn ich die Jungs auf
Si
e ansetze?«
»Treiben Sie es nicht zu weit!«
»Ich gehe drauf, verdammt!« Rebeiro schlug mit der Hand auf die Tischplatte.
Nun begriff De Las Freitas, dass er keine Wahl hatte. Er konnte in Rebeiros Augen die Angst erkennen. Der Mann stand mit dem Rücken zur
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