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Chill Bill (German Edition)

Chill Bill (German Edition)

Titel: Chill Bill (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger M. Fiedler
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ausgereicht, aber die MPs legten Wert darauf, ernst genommen zu werden. Sie wurden es. Allein schon das Kilogramm Kokain, das sie mitnahmen, machte sie wichtig. Und dann waren da noch über 200 000
Reais
, einige Waffen, Ausweise, das Übliche.
    Wie sich später herausstellte, hatten Rebeiro und seine Jungs nichts mit dem Polizistenmord zu tun, außerdem hatte keiner von ihnen in den letzten fünf Jahren überhaupt auf irgendeine Person geschossen, geschweige denn jemanden erschießen müssen.
    Der Chef der Militärpolizei
Coronel
De Las Freitas ließ sich seinen Schock nicht anmerken, als er von den Verhaftungen erfuhr. Er drückte dem Innenminister vor laufender Kamera die Hand und strahlte sein Siegerlächeln. Auf die Verbrechensstatistik hatte die Aktion keine Auswirkung.

LAGEBESPRECHUNG
    De Las Freitas gab seinem Adjutanten eine Liste von Meldungen, die er in die Presse lanciert wissen wollte. Er hatte einen Fahrplan für die Pressemitteilungen ausgearbeitet, als handele es sich um eine Besorgungsliste für den Einkauf. Kritische Fragen der Reporter waren nicht vorgesehen. Am nächsten Morgen wollte Freitas in der Presse lesen, dass die Polizei nun erbarmungslos gegen das organisierte Verbrechen vorgehe. Für die folgende Woche hatte er eine Waffenschau geplant.
    »Sie laden die Presse ein und das Fernsehen! Ich möchte, dass die Bilder zusammen mit der Karnevalsbilanz im Fernsehen sind, und in der ersten Märzwoche habe ich die Bilder täglich in allen Zeitungen, klar?«, instruierte er seinen Referenten, der sich eifrig Notizen machte. »Wir holen alles an Waffen aus dem Keller, was da unten lagert. Ich möchte zwei große Tische voll von Schnellfeuerwaffen, Pistolen, MGs und Granatwerfern. Die Leute sollen sehen, was da draußen los ist. Haben Sie das?«
    Der Adjutant nickte beflissen. Das ließ sich machen.
    Freitas fuhr fort: »Wir geben ein kleines Interview, aber im Mittelpunkt stehen die Waffen. Wenn ich Fragen beantworte, dann nur über den Tisch mit den sichergestellten Gewehren weg. Ich will die Dinger in jedem verdammten Bild haben.«
    Der Chef der Militärpolizei erhob sich majestätisch, richtete seine Uniform und blickte forsch aus dem Fenster. »Lesen sie Punkt drei!«
    Der Referent gehorchte.
    »Sie stellen alles über diese
Traficantes
zusammen, was wir haben, Namen, Karrieren, Auseinandersetzungen, et cetera, et cetera. Und geben Sie sich Mühe! Die Leute müssen ein Gefühl dafür bekommen, vor welchen Problemen ihre Polizei steht. Und dann …« Jetzt erreichte seine Stimme ein Crescendo. »… dann kommt Punkt vier!«
    Er ließ sich erhaben in seinen Sessel sinken. »Der Fund von, sagen wir, fünfzig Kilogramm Kokain. Ach, was red ich! Die Sicherstellung, Sicherstellung, Mann. ›Die Militärpolizei stellte am Morgen des sowieso bei sowieso im Rahmen einer groß angelegten Aktion fünfzig Kilogramm Kokain sicher.‹ Und so weiter. Einzelheiten später. Haben Sie das?«
    Der Adjutant war verblüfft. Eine so professionelle Pressekampagne zu entwerfen hatte er dem Alten nicht zugetraut. Der Chef hatte eben doch was auf dem Kasten.
    »Ich bin beeindruckt«, sagte der Adjutant.
    De Las Freitas war mit sich zufrieden. »Lassen Sie uns in die Kantine gehen, und danach ans Werk!« Er erhob sich, nahm seine Mütze und schlug dem Adjutanten jovial auf die Schulter. Im selben Moment klopfte es an der Tür. Elisabeth trat ein.
    Freitas zuckte unwillkürlich zurück. »Wie hast du es geschafft, an der Wache vorbeizukommen?«
    Gleichzeitig fragte sich der Leutnant, wie sie es bei ihrem Aussehen und ihrer Kleidung von der Wache bis ins Büro ihres Vaters geschafft hatte, ohne vergewaltigt zu werden. Obwohl sie ihrem Karnevalskostüm einen BH zugefügt hatte, ließen sich ihre Reize kaum übersehen.
    »Sie können gehen!«, befahl Freitas dem Adjutanten.
    Als der Leutnant den Raum verlassen hatte, ließ Freitas seine Selbstbeherrschung im Stich. »Was machst du hier? Bist du verrückt? In dem Aufzug!«, schrie er.
    »Es ist Karneval. Und deine Soldaten kümmern mich einen Scheiß.«
    »Nimm bitte nicht solche Wörter in den Mund!«, herrschte Freitas sie an.
    »Scheiße, Scheiße, Scheiße!«, wiederholte Elisabeth, damit sich ihr Vater daran gewöhnen konnte.
    Schließlich verlor Freitas die Geduld. Er versetzte seiner Tochter einen Schlag mit der flachen Hand. Daraufhin verstummte sie. Sie lief zur Tür hinaus und verschwand im Treppenhaus. Freitas lief ihr nach. Er schämte sich. Gleichzeitig wollte

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