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Chill Bill (German Edition)

Chill Bill (German Edition)

Titel: Chill Bill (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger M. Fiedler
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Das gab ihm die Möglichkeit, so etwas wie Normalität ins Lebensgefühl zurückzubringen. »Du weißt doch, was eine Frau ist?«
    »Weiß ich«, antwortete Vincent, »ein Sicherheitsrisiko.«
    Corelli hatte seinen Lieblingssender gefunden. Jetzt kümmerte er sich um das erste Bier des Tages.
    »Hast du schon irgendwelche Vorstellungen, was du als nächstes tun willst?«, fragte er und bestätigte damit den Eindruck, dass er selbst nicht die geringste Vorstellung hatte, weder von seiner Aufgabe noch von Vincents oder dem Job. Corelli hatte von nichts eine Vorstellung außer von kaltem Dosenbier. Für einen Moment unterbrach er seine Tätigkeiten und widmete Vincent seine Aufmerksamkeit. Der prüfte gerade schweigend den Inhalt des Koffers.
    »Keine Patronen! Es fehlen die Gewehrpatronen. Dieser verdammte goldbebrillte Vollidiot!«
    Corelli stand am Kühlschrank und ließ sich gut geschütteltes Bier aus der Dose über die Füße laufen. Mannhaft hielt er die Klappe. Edgard hatte den Koffer nie in der Hand gehabt.
    Vincent war ohnehin nicht mehr ansprechbar. Er versuchte sich mit einer Beschwörungsformel zu hypnotisieren.
    »Wie-soll-ich-oh-ne-die-ver-damm-ten Pro-jek-ti-le …?«
    Ein Stuhl wurde gegen die Wand getreten. Vincent schloss den Koffer.
    »Du besorgst die Patronen und die goldene Schwuchtel soll uns endlich die Einzelheiten nennen. Dann machen wir den Sack zu und hauen wieder ab.«
    Beeindruckend, dachte Corelli, als er das mit dem Sack hörte. Und dann machte Vincent sich ins nächste Café auf und Corelli konnte sich endlich um den Bierschaum auf seiner Hose kümmern.

NACHTMUSIK
    Der Strand war breit, die Luft war lau, die nächtliche Brise vom Meer angenehm kühl und der Mann mit dem Messer wirkte beinahe wie Lokalkolorit. Seine Anweisungen kamen schnell, präzise und unverständlich. Vincent drehte seine Taschen auf links, der Mann mit dem Messer fing an zu fuchteln. Man sah kaum was, denn die Dunkelheit war fortgeschritten und die nächsten Lichter an den
Côco
-Buden weit, aber das Messer war deutlich zu sehen. Die Klinge brachte es auf stolze vier Zentimeter. Kein Aufsehen, dachte Vincent und entblößte seine Handgelenke, keine Uhr. Der Mann mit dem Messer fing an zu toben. Vincent hob das Hemd aus seiner Hose, kein Geldgürtel. Der Mann mit dem Messer kämpfte um Selbstbeherrschung. Nichts, absolut nichts zu holen. Schließlich griff er zu den Schuhen, die neben Vincent im Sand standen, und rannte davon.
    Eine schlanke Silhouette kam von der Avenida Atlântica vorsichtig über den Sand, pickte den Verdatterten am Strand auf und ließ bei Côco-Chanel eine Nuss springen.
    »Nix Strand nax«, sagte sie und winkte mit dem Zeigefinger.

WAZZABI
    Vincent wählte eine neue Klinge. Er wollte ordentlich aussehen. Dazu gehörte eine gründliche Rasur. Das Wasser musste heiß sein. Er hatte die Gastherme in Schuss gebracht. Sein Rasierzeug hielt er in einwandfreiem Zustand. Ein Chirurg hätte damit arbeiten können. Corelli lag noch im Bett. Es gab nur eins. Nach dem langen Abend in einem der Strandcafés hatten sie darum gelost. Vincent hatte das knüppelharte Sofa gewonnen. Die Vereinbarung lautete, dass sie sich in den folgenden Nächten ablösen würden. Unter der Dusche hatte Vincent versucht, sich vom Schlaf zu erholen. Dabei war ihm die Sache mit der kaputten Gastherme aufgefallen.
    Corelli wälzte sich im Bett herum. »Wann ist der Termin?«
    Vincent rührte schweigend seinen Rasierschaum. Mit einiger Verzögerung antwortete er: »… um zwölf.«
    »Wie spät ist es denn jetzt?«
    »Weiß nicht. Keine Uhr.« Vincent hielt in der Bewegung inne. Seit dem Einchecken in Frankfurt hatte ihn das unbestimmte Gefühl verfolgt, etwas Wichtiges vergessen zu haben. Er schrieb sich mit Lippenstift eine Notiz auf den Spiegel. Bei dieser Gelegenheit fiel ihm auch auf, dass es hier Lippenstift gab. Und noch andere eigenartige Dinge.
    »Wie heißt denn die Lady?«, bohrte Corelli weiter.
    »Wie sie heißt? Reïnha.«
    »Ah, Königin! Meinst du, sie kommt um zwölf?«
    »Ich schätze, sie kommt gegen eins.« Vincent hatte nun die richtige Beschaffenheit in seinen Rasierschaum gerührt. »Frauen kommen immer zu spät. Und zwar je nach Selbstwertgefühl.« Er begann, sich sehr sorgfältig und mit sehr viel Ruhe zu rasieren. »Fünf Minuten zu spät bedeutet, dass sie sich nicht zutrauen, den Typ warten zu lassen, zehn Minuten schon mehr, fünfzehn, zwanzig, dreißig Minuten, das ist normal. Manche lassen dich

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