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Chindi

Chindi

Titel: Chindi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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nicht an der Station vorbeizufliegen, ohne sie überhaupt wahrzunehmen. Aber die Sicht wurde schlechter. Bis zum Morgen, dem Zeitpunkt ihrer Ankunft, würde sie vermutlich nur noch ein paar Kilometer weit reichen. Auch das sollte genügen, aber nur Gott konnte ihnen noch helfen, sollten sie ihr Ziel doch verfehlen.
    »Bill, was passiert, wenn wir sie alle in die Wildside holen?«
    »Alle? Sechsundfünfzig Personen? Sie eingeschlossen siebenundfünfzig. Wie viele Erwachsene? Wie viele Kinder? Und wie alt sind die Kinder?«
    »Sagen wir, vierzig Erwachsene. Was passiert?«
    Sein Bild schien gealtert zu sein. »Während der ersten paar Stunden sollten wir zurechtkommen, aber dann wird es ein bisschen eng. Wir werden zunehmend mit schlechter Luft zu kämpfen haben. Nach etwa dreizehn Stunden werden sich die Bedingungen bedenklich verschlechtern. «
    »Wie viel Zeit haben wir, bevor die Leute ernsthaften Schaden nehmen?«
    »Ich habe nicht genug Informationen.«
    »Versuch es mit einer Schätzung.«
    »Ich schätze nicht gern. Nicht in so einem Fall.«
    »Tu es trotzdem.«
    »Ungefähr fünfzehn Stunden. Wenn es erst einmal angefangen hat, wird es schnell bergab gehen.« Sein Blick fand ihre Augen. »Sie können es versuchen. Sie können die ganzen Leute an Bord nehmen, falls Dimenna klug genug war, Serenity über die Vorgänge zu informieren, und falls Serenity Kontakt zur Condor aufgenommen hat und falls die Condor uns früh genug findet, um uns die zusätzlichen Passagiere abzunehmen.«
     
    Das Licht ging wieder an, und mit ihm kehrte die volle Schiffsenergie zurück.
    Im Laufe des Abends wanderte Hutch rastlos durch das Schiff, sah sich Simms an und führte ein langes, ausschweifendes Gespräch mit Bill. Irgendwann erwähnte die KI, dass sie seit dem Mittagessen nichts mehr zu sich genommen hatte, aber sie hatte keinen Appetit.
    Später am Abend erschien er im Virtual-Reality-Modus auf der Brücke und setzte sich auf ihre rechte Hand. Er trug einen aufwendigen purpurroten Overall mit grünen Zierstreifen. Eine Wildside-Plakette schmückte die Brusttasche. Bill brüstete sich eines besonderen Einfallsreichtums in Bezug auf den Entwurf neuer Uniformen. Die Plaketten trugen stets seinen Namen, veränderten aber ihr Design mit der jeweiligen Erscheinung. Diese zierte die silberne Silhouette eines Schiffs, das durch einen galaktischen Wirbel flog. »Werden wir versuchen, alle an Bord zu nehmen?«
    Hutch hatte die Entscheidung verschoben. Erst wollte sie die Renaissance erreichen und Dimenna erklären, was los war.
    Nicht genug Luft für alle, Professor.
    Nicht meine Schuld. Ich wusste nichts davon.
    Inzwischen lenkte sie sich mit Mordfantasien über Barber ab. Bill schlug ihr vor, ein Beruhigungsmittel zu nehmen, aber sie wollte kein Risiko eingehen und am nächsten Morgen uneingeschränkt diensttauglich sein. »Ich weiß es noch nicht, Bill«, sagte sie.
    Die Innenbeleuchtung wurde schwächer, während der Abend voranschritt. Die Beobachtungsschirme wurden ebenfalls dunkler und schufen die Illusion einer aufziehenden Nacht außerhalb des Schiffs. Langsam lichtete sich der Nebel, bis sie nur noch dann und wann eine Reflexion der Kabinenbeleuchtung in der Umgebung des Schiffs entdecken konnte.
    Normalerweise fühlte sie sich an Bord der Wildside gut aufgehoben, aber in dieser Nacht wirkte das Schiff nur leer, düster und still. Sie hörte Echos, lauschte den Ventilatoren der Luftversorgung und dem Summen der Elektronik. Alle paar Minuten setzte sie sich vor ihr Kontrollpult und überprüfte die Position der Wildside.
    In der Zwischenzeit entfernte sich Preacher immer weiter von ihr und der Station.
    Sie konnte ihm eine Hypercomm-Nachricht schicken, sobald sie die Station erreicht hatte, aber dann wäre es längst zu spät.
    Schließlich beschloss sie, niemanden zurückzulassen. Sie würde alle an Bord holen und von hier verschwinden. Allerdings waren die Maschinen der Wildside nicht stark genug, sie auf direktem Wege aus der Gravitation zu befördern. Sie würde im Bogen in den Orbit einschwenken und von dort aus weiter aufsteigen müssen, was bedeutete, dass der Feuerstoß sie überholen würde, ehe sie den Sprung einleiten konnte. Aber das war in Ordnung. Das war nicht das Problem. Die Luft war das Problem.
    Ihre einzige Hoffnung, alle retten zu können, war ein Treffen mit der Condor. Das aber konnte nicht irgendwo mitten im Raum stattfinden, wo sie keinerlei Anhaltspunkte zur Positionsbestimmung vorfinden würden; dort

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