Christine Feehan - Karpatianer 13 - Dunkler Ruf des Schicksals
Priester wusste nicht, was sie war, aber er war ein guter Mensch und glaubte daran, dass jede Seele gerettet werden könnte. Mit zitternder Hand stieß sie die Tür auf.
Destiny stand im Eingang der leeren Kirche, umhüllt von der Dunkelheit, ihrer einzigen Verbündeten. Sie fröstelte, nicht aufgrund der kalten Luft, die ihr aus dem Gebäude entgegenschlug, sondern wegen der Eiseskälte, die tief in ihrer Seele herrschte. Obwohl es in der Kirche völlig dunkel war, konnte Destiny mühelos die Schönheit des Raumes erkennen. Lange Zeit starrte sie das Kreuz über dem Altar an. In ihrem Inneren tobte ein Sturm, und ein bohrender Schmerz nagte an ihr, wie in jedem Augenblick ihres Daseins. Dazu kamen Hunger, scharf und fordernd, und Scham, ihre ständigen Begleiter.
Destiny war an diesen Ort gekommen, um ihre Sünden zu beichten. Sie war eine Mörderin, und sie würde immer wieder töten. So würde ihr Leben aussehen, bis sie den Mut fand, das furchtbare Wesen, zu dem sie geworden war, zu zerstören. Sie wagte nicht einzutreten, wagte nicht, um Zuflucht zu bitten.
Lange Zeit blieb sie schweigend stehen, ein scharfes und ungewohntes Brennen unter ihren Lidern. Es dauerte einen Moment, bis ihr klar wurde, dass es Tränen waren, die dieses Brennen hervorriefen. Sie hätte gern geweint, doch welchen Sinn hätte das gehabt? Destiny hatte gelernt, dass Tränen das Echo eines hässlichen, dämonischen Lachens mit sich brachten, und sich angewöhnt, nicht mehr zu weinen. Nie mehr.
Warum willst du unbedingt leiden? Die Stimme war täuschend schön. Tief und wohlklingend, eine angenehme Mischung aus männlicher Gereiztheit und Charme. Ich fühle deinen Schmerz. Er ist scharf und quälend und durchbohrt mein Herz wie ein Pfeil. Ruf mich zu dir. Ich komme sofort. Du weißt, dass ich nicht anders kann. Ruf nach mir. Ein Hauch von Autorität schwang in den Worten mit, ein unterschwelliger Befehl. Du kennst mich. Du hast mich schon immer gekannt.
Die Stimme schwebte durch ihr Bewusstsein wie das Flattern von Schmetterlingsflügeln. Sie glitt über ihre Haut, drang in ihre Poren und schmiegte sich an ihr Herz. Destiny ließ die Stimme tief in sich eindringen, bis sie es brauchte, die Stimme wieder zu hören. Einen Ruf in die Nacht zu schicken. Zu gehorchen. Sie brauchte diese Stimme. Sie hatte sie am Leben gehalten und dafür gesorgt, dass sie nicht den Verstand verlor. Und sie hatte ihr viele Dinge beigebracht - grauenhafte und mörderische, aber notwendige Dinge.
Ich fühle, was du brauchst. Warum schweigst du so beharrlich? Du hörst mich ebenso, wie ich es fühlen kann, wenn deine Schmerzen zu groß werden, als dass du sie noch ertragen könntest.
Destiny schüttelte entschieden den Kopf, um sich der Versuchung dieser Stimme zu widersetzen. Bei der Bewegung flog ihr üppiges dunkles Haar in alle Richtungen. Sie wollte ihren Geist von der täuschenden Reinheit dieser Stimme befreien. Nichts könnte sie dazu bewegen, eine Antwort zu geben. Sie würde sich nie wieder von einer betörenden Stimme einfangen lassen. Diese Lektion hatte sie auf die harte Tour gelernt und war dadurch zu einer Hölle auf Erden verdammt worden, an die sie nicht einmal denken mochte.
Destiny zwang sich, tief einzuatmen und ihre Gefühle unter Kontrolle zu bekommen. Sie wusste, dass für den Jäger die Möglichkeit bestand, sie durch die Intensität ihrer Verzweiflung aufzuspüren. Eine Bewegung in der Nähe ließ sie herumfahren und eine geduckte Angriffsstellung einnehmen.
Einen Moment lang herrschte Stille, dann war wieder eine Bewegung zu spüren. Eine Frau ging langsam die Stufen zur Kirche hinauf und kam in Destinys Blickfeld. Sie war groß und elegant, mit makelloser, milchkaffeebrauner Haut und Haaren von der Farbe zartbitterer Schokolade. Ihr Haar ringelte sich zu einer üppigen Mähne unzähliger Locken, die auf ihre Schultern fielen und ihr ovales Gesicht einrahmten. Ihre großen braunen Augen forschten in den dunklen Schatten, als befürchtete sie, nicht allein zu sein.
Destiny nutzte die Stille zu ihrem Vorteil aus und bewegte sich mit übernatürlicher Geschwindigkeit, um sich tief in den Winkel einer Nische zu ducken, weg von der Kirchentür. Dort stand sie wie festgefroren und wagte kaum zu atmen.
Die Frau trat zur Tür und blieb einen Moment lang stehen, eine Hand auf den Rand der offenen Tür gelegt. Sie seufzte leise. »Ich bin hergekommen, um Sie zu suchen. Mein Name ist MaryAnn Delaney. Sie wissen, wer ich bin. Ich weiß, dass
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