Christine Feehan - Karpatianer 13 - Dunkler Ruf des Schicksals
»Freunde«. Sie hätte nie erwartet, je welche zu haben, und sie schätzte jeden Einzelnen von ihnen sehr hoch ein.
Mit ihrem dunklen Haar, das sich im Wind bauschte und ihren Körper wie ein Umhang aus Seide einhüllte, glich sie einer geheimnisvollen, ätherischen Gottheit, die die Natur anbetete, fand Nicolae. Als sie sich zu ihm umwandte, ertrank er sofort in ihren blaugrünen Augen.
»Ich bete dich an«, bekannte sie leise. »Ich sollte es nicht tun, und ich will nicht, dass es dir zu Kopf steigt, doch dieses eine Mal spreche ich es aus.«
Seine geschwungenen Lippen verzogen sich zu einem breiten Lächeln. »Ich glaube, in deiner Gegenwart besteht kaum eine Chance, dass mir etwas zu Kopf steigt.« Er streckte eine Hand nach ihr aus.
Destiny winkte ab. »Ich war ganz sicher, dass der Schuldige ein Vampir war. Ich war immer überzeugt davon, dass Menschen gut sind, es sei denn, sie wären krank oder drogenabhängig.«
Seine Hand legte sich auf ihren Nacken und massierte sie liebevoll. »Monster gibt es in allen Formen, Größen und Gestalten. Nicht alle Karpatianer werden zu Vampiren. Die meisten von ihnen sind einfach Leute, die zu überleben versuchen. So wie die meisten Menschen einfach Leute sind, die sich bemühen, das Beste aus ihrem Leben zu machen. Man hat dir deine Kindheit geraubt, Destiny, aber du hast überlebt und dir dein eigenes Leben geschaffen.«
Sie lehnte sich an ihn. »Du warst immer für mich da, Nicolae. Ich hatte stets dich.« Sie wandte ihm das Gesicht zu, damit er sie küsste.
Er neigte seinen dunklen Kopf und nahm ihren Mund in Besitz. Der Boden unter ihren Füßen schwankte. Seine Arme schlangen sich um sie und zogen sie eng an seinen harten Körper.
»Ich fürchte, so etwas könnt ihr hier leider nicht machen«, bemerkte Vater Mulligan, der gerade aus der Kirche kam und sie mit einem Augenzwinkern betrachtete.
»Gehen Sie eigentlich nie zu Bett?«, fragte Destiny, nachdem Nicolae sich widerwillig von ihr gelöst hatte. »Gibt es für Priester keinen Feierabend oder so etwas?«
Vater Mulligans Augenbrauen fuhren in die Höhe. »Mein liebes Kind, ein Priester ist wie ein Engel ohne Flügel. Er steht jederzeit zur Verfügung, Tag und Nacht.«
Destiny brach in Gelächter aus. Nicolae wurde warm ums Herz. Nichts klang so schön wie Destinys Lachen. »Sie sind schrecklich, Vater. Wollen Sie mit uns zu Velda gehen? Wir möchten uns gern davon überzeugen, dass es ihr gut geht.«
»Natürlich komme ich mit. Ich besuche sie jeden Tag. Velda verlässt ihr Zimmer nicht mehr, und anscheinend weiß niemand, wie man ihr helfen kann.«
»Vielleicht kann ich etwas tun«, sagte Destiny.
Schweigend gingen sie mit dem Priester die Straße hinunter. »Du siehst viel glücklicher als früher aus, meine Liebe«, bemerkte Vater Mulligan. »Das ist sehr schön.«
Destiny schob ihre Hand in die von Nicolae. Es war noch gar nicht lange her, da war sie voller Scham und innerer Qualen zu dieser Kirche gekommen, und der Priester hatte die Türen für sie unversperrt gelassen. »Es ist schön, glücklich zu sein.« Und Frieden gefunden zu haben. Sie würde das Trauma, das sie erlitten hatte, nie loswerden, aber sie betrachtete diese Erinnerungen als geringen Preis für alles, was sie jetzt hatte. Sie hatte ein Leben. Sie hatte Freunde und ein Zuhause. Und sie hatte Nicolae.
Inez begrüßte sie mit einem gezwungenen kleinen Lächeln. »Velda empfängt immer noch keine Besucher«, teilte sie ihnen mit. »Setzt euch doch in die Küche. Mal sehen, ob ich sie dazu bringen kann, aus ihrem Zimmer zu kommen.«
»Lassen Sie mich gehen«, bat Destiny. »Ich glaube, ich kann ihr helfen.«
Inez zögerte, nickte dann aber und führte Destiny durch das kleine, aber sehr schmucke Haus. Velda saß in einem Sessel und starrte mit leeren, ausdruckslosen Augen aus dem Fenster. Sie blickte nicht auf, als Destiny hereinkam.
»Velda, bitte schauen Sie mich an.« Destiny kniete sich vor den Sessel und nahm die welke Hand der alten Frau in ihre. »Sie sind nicht allein und werden nie allein sein. Sie haben Inez und Nicolae. Und Sie haben mich. Ich kann mich kaum noch an meine Mutter erinnern. Meine Kindheit war die Hölle, sie war geprägt von Angst und Gewalt. Ich habe keine Umgangsformen. Kein Vertrauen. Ich weiß nicht, wie ich anderen gegenüber meine Gefühle ausdrücken soll. Sie haben mich zu einer Zeit, als ich mich selbst verabscheute, akzeptiert und mir Hoffnung gegeben. Verlassen Sie mich nicht so bald
Weitere Kostenlose Bücher