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Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Titel: Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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zum ersten Mal schoss ihr der Gedanke durch den Kopf, dass Hört-den-Donner sie ganz bewusst zu den Leonards geschickt haben könnte. Vielleicht erwartete er, dass sie Susan und damit auch den anderen Dorfbewohnern half. Doch als sich ihre Blicke trafen, lächelte Susan und ließ nicht erkennen, dass es ihr an irgendetwas fehlte. War der Händedruck nur ein Ausdruck der Freude gewesen? Fast konnte man den Eindruck gewinnen, wenn man beobachtete, wie fröhlich und scheinbar ausgelassen sie sich um das Feuer bewegte.
    Clarissa vergaß den Vorfall und verbrachte die nächsten Wochen damit, Susan im Haushalt zu helfen und mit den Frauen zum Holzsammeln in die nahen Wälder zu ziehen. Trotz der Kälte übernahmen die Frauen diese Arbeit gern, denn nur abseits des Dorfes konnten sie ungestört über ihre Männer lästern und den neuesten Dorfklatsch austauschen. Auch in einem kleinen Dorf wie ihrem gab es immer etwas zu erzählen. Solange Susan dabei war, fiel kein böses Wort über sie, doch als sie wieder einmal fehlte, bekam Clarissa mit, wie sich zwei Frauen über sie lustig machten. »Die hat bestimmt einen Freund«, sagte die eine, »die treibt es mit dem Sohn des Händlers, wenn du mich fragst. Die treffen sich irgendwo in einer Hütte.« Die andere kicherte. »Der Junge mit den roten Haaren? Gegen den hätte ich auch nichts einzuwenden, aber vielleicht sollten wir lieber zu Bill Leonard gehen. Der braucht bestimmt zwei Frauen, um wieder richtig durchatmen zu können, denn seine eigene bringt es bestimmt nicht mehr.« Wieder ein Kichern. »Ich hab schon von Frauen gehört, die sich für Geld an die weißen Männer verkaufen. Meinst du, sie ist so eine? Sie sieht immer so verweint und fertig aus, wenn sie zurückkommt.«
    Mehr hörte Clarissa nicht, und mehr wollte sie auch nicht wissen. Sie würde sich so bald wie möglich selbst ein Bild machen. Sie mochte Susan und ihren Mann und würde ihnen helfen, falls es ein Problem gab, das sich lösen ließ. Aber Susan als Hure, die sich für Geld an einen Weißen verkaufte? Das konnte sie sich nicht vorstellen. Dazu war sie eine viel zu herzensgute Frau. Vielleicht litt sie an einer Krankheit und ging heimlich zu einem Arzt.
    Doch während der folgenden Wochen blieb Susan stets zu Hause, und es sah beinahe so aus, als hätte sich das Problem von allein gelöst. Wenn Clarissa nachts aufwachte, hörte sie, wie Susan und ihr Mann verstohlen kicherten und Zärtlichkeiten austauschten. In solchen Nächten kehrte stets Alex in ihre Gedanken zurück, erinnerte sie daran, wie unbeschwert und glücklich sie in seiner Hütte gewesen waren, trotz der ständigen Gefahr. Die wilde Flucht durch die Berge hatte sie noch enger zusammengeschweißt, und obwohl beide wussten, wie schwierig eine gemeinsame Zukunft sein würde, war ihr Abschied bei der Witwe Barnes auch ein Anfang gewesen, das Aufblühen der Hoffnung, dass er im Frühjahr zurückkehren würde und dass es vielleicht doch einen gemeinsamen Weg für sie gab.
    Frank Whittler hatte diese Hoffnung zunichte gemacht. Er würde dafür sorgen, dass Alex für längere Zeit ins Gefängnis kam und nicht nach ihr suchen konnte. Die Liebe schaffte vieles, aber auch sie war nicht immer stark genug, um solche Hindernisse zu überwinden, denn wer wusste schon, ob Alex diese Zeit unbeschadet überstand und nach seiner Entlassung noch die Kraft besaß, seinen Gefühlen zu folgen? Als Fallensteller war er das unabhängige Leben in der Wildnis gewöhnt, befreit von allen Zwängen, und schon ein paar Nächte in einer dunklen Zelle konnten ihn zerbrechen. Es war etwas anderes, mit Schwerverbrechern in einem Gefängnis in Vancouver als mit einem harmlosen Säufer in einer Zelle in Beaver Creek eingesperrt zu sein. Über ihre Wangen rannen Tränen, als ihr bewusst wurde, dass sie schuld an seinem Leid war. Ohne sie wäre er niemals in diese Zwangslage geraten.
    Und doch blieb die Hoffnung, ihn wiederzusehen, in ihrem Herzen bestehen. Nicht nur, weil Hört-den-Donner sie gemeinsam in seinen Träumen gesehen hatte. Oder weil sie darauf hoffte, dass es Frank gelang, sich durch geschicktes Taktieren aus seiner Zwangslage zu befreien. Sie liebten sich, verdammt noch mal, und wenn sie füreinander bestimmt waren, musste es auch einen Weg geben, den sie beide gehen konnten. Selbst wenn Frank Whittler sie fand und ebenfalls hinter Gitter brachte, durfte sie nicht aufhören, daran zu glauben. Sie würden sich wiedersehen, und weder ein Frank Whittler noch sonst

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