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Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Titel: Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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über die Hauswände, keine hastigen Schritte und keine Flüche waren zu hören. Frank Whittler war nirgendwo zu sehen, doch es würde sicher nicht lange dauern, bis er ihre Finte durchschaute und von selbst darauf kam, dass sie die Stadt verlassen wollte. Spätestens dann würde er am Bahnhof und im Hafen auftauchen. Er würde alle Polizisten, die er finden konnte, nach Norden scheuchen und ihnen befehlen, die Gegend nach ihr abzusuchen. Solange kein Zug oder Schiff die Stadt verließ, musste sie noch in der Nähe sein.
    Ihr Blick wanderte über das Bahnhofsgelände jenseits der Uferstraße. Nur von zwei schwachen Lampen beleuchtet, ragte der klobige Bau dunkel und bedrohlich empor. Dahinter erhoben sich die Masten der ankernden Segelschiffe und die Schlote riesiger Dampfer. An Bord brannten einige Lampen.
    Auf den Gleisen hinter dem Bahnhof waren mehrere Güterwagen abgestellt. Weiter westlich spiegelte sich das Licht einer Lampe in den Fenstern eines Personenwagens. Bei genauerem Hinsehen entdeckte sie drei weitere Waggons. Ein Personenzug, der in Kürze auf das Abfahrtsgleis geschoben würde? Soweit sie sich erinnern konnte, fuhr jeden Morgen ein Personenzug nach Westen, aber es war bestimmt sicherer, auf einen Güterzug zu klettern und damit die Stadt zu verlassen. Leider kannte sie den Fahrplan nicht.
    Sie blieb unschlüssig im Hauseingang stehen und dachte für einen Augenblick sogar daran, sich an Bord eines der Schiffe zu schleichen und dort zu verstecken. Nur was passierte, wenn das Schiff nach China oder Indien fuhr? Was sollte sie in einem Land, dessen Kultur ihr fremd war, und dessen Sprache sie nicht verstand? Wovon sollte sie dort leben? In die Heimat zurücknehmen würde man sie bestimmt nicht mehr. Die Seeleute waren sicher froh, wenn sie das Schiff verließ, und würden sie nicht mehr an Bord lassen. Irgendwo hatte sie gelesen, dass man Frauen auf einem Handelsschiff nicht duldete. Sie bedeuteten großes Unglück, hieß es in den Seemannslegenden.
    Von der Robson Street tönte ein Pfiff herauf. Aufgeregte Rufe hallten als dumpfes Echo von den Häuserwänden zurück. Die Polizei suchte nach ihr. Sie blickte ängstlich zurück, sah einige dunkle Schatten und verließ rasch ihr Versteck. An dem Haus entlang lief sie zur Uferstraße und rannte im Schutz eines großen Bürogebäudes zum Bahnhof. Von der Angst getrieben, die Verfolger könnten sie im Lichtschein sehen, tauchte sie im Schatten unter und tastete sich zu den Gleisen vor. Neben dem Bahnhofsgebäude und nur wenige Schritte von einem der abgestellten Personenwagen entfernt, blieb sie stehen.
    Wieder drang ein Pfiff an ihre Ohren. Auf der Granville Street, die zum Bahnhof führte, erschienen zwei Männer: Frank Whittler und der Polizist, dem sie etwas vorgelogen hatte. Ihr blieb keine Zeit mehr. Kurz entschlossen lief sie zu dem Personenwagen, erklomm die hintere Plattform und betrat den Wagen. Unter einem der Fenster ging sie rasch in die Knie und spähte von der Seite, damit man sie nicht sehen konnte, nach draußen. Ein denkbar ungünstiges Versteck, wie sie erkannte, aber jetzt nicht mehr zu ändern. Die beiden Männer hatten den Bahnhof bereits erreicht und blickten sich suchend um.
    »So dumm, in einen der abgestellten Wagen zu klettern, wird sie doch nicht sein«, sagte der Polizist. »Sie muss doch wissen, dass wir hier suchen.«
    »Wer weiß?«, erwiderte Whittler. »Rufen Sie Ihre Kollegen und suchen Sie das ganze Gelände nach der Diebin ab, auch im Hafen. Blasen Sie schon in Ihre verdammte Pfeife! Oder brauchen Sie was Schriftliches?«
    »Aber so viele Leute sind wir nicht! Das dauert Stunden!«
    »Versuchen Sie es wenigstens, Officer! Und lassen Sie sich nicht von ihren dunklen Augen täuschen! Die Lady hat es faustdick hinter den Ohren!«
    »Wir tun, was wir können, Sir.«
    »Dann fangen Sie endlich damit an!« Er deutete auf den Wagen, in dem sie sich versteckt hatte. »Ich nehme mir inzwischen schon mal die Wagen vor.«
    Clarissa sah ihren Verfolger kommen, schob ihre Reisetasche unter die Sitzbank und kroch rasch hinterher. Sie machte sich so klein wie möglich und zog ihren Mantelkragen vors Gesicht, damit ihre weiße Haut nicht in der Dunkelheit leuchtete. Whittler begann anscheinend am anderen Ende mit der Suche, und es dauerte eine Weile, bis sich die Tür am Ende des Wagens öffnete, ein kühler Windhauch durch den Wagen fuhr, und sich scharrende Schritte durch den Gang näherten. Ihr Puls wurde schneller, und sie kroch

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