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Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Titel: Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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Waldes. Weiße Schleier wehten über die Böschung neben den Schienen und glänzten im matten Tageslicht über dem Fluss. Im klaren Wasser schwammen einige Eisbrocken, ein Zeichen dafür, dass der Winter längst gekommen war. Am jenseitigen Ufer wirkten die Bergriesen noch bedrohlicher als vor einigen Stunden.
    Bei ihrem Anblick zog Clarissa unwillkürlich den Mantelkragen enger. Sie hatte Angst, nicht vor dem eisigen Wind oder dem Schnee, sondern vor dem Gefühl, ständig auf der Flucht zu sein. Wenn man sie entdeckte, müsste sie quälend lange Jahre im Gefängnis verbringen. Jede Minute, die sie länger im Einflussbereich der Canadian Pacific und der Whittlers blieb, bedeutete erhöhte Gefahr. Seit es Telegrafen gab, war es möglich, eine Nachricht innerhalb weniger Sekunden von einem Ort zum anderen zu schicken, und sie würde sich erst wieder sicher fühlen, wenn die Schienen der Canadian Pacific hinter ihr lagen. In einem Zug dieser Gesellschaft befand sie sich im Hoheitsgebiet der Whittlers, und dort fühlte sie sich wie auf ihrem Grund und Boden, auch wenn sie schon etliche Stunden von Vancouver entfernt war.
    Im Wagen war es bereits so kalt, dass die ältere Dame zu zittern begann und sich eng an ihren Mann schmiegte, als endlich das Feuer unter dem Steilufer am Flussufer brannte, und sie sich aufwärmen konnten. Clarissa half dem Ehepaar aus dem Wagen und führte sie durch den aufgeworfenen Schnee und über einen steinigen, aber durch die Böschung geschützten Pfad zum Fluss hinab und zu den Felsen, in deren Schutz das Feuer brannte und sie einigermaßen vor dem Schneetreiben geschützt waren. Der Schaffner hatte einige Decken organisiert und verteilte sie an die Passagiere, nickte jedem freundlich zu und entschuldigte sich wiederholt »im Namen der Canadian Pacific«.
    »Ah, da bist du ja«, empfing sie der Spieler mit einem aufgesetzten Lächeln. Sein Mantel war schmutzig, und an seinen Schuhen und der teuren Anzughose klebte Schnee. »Ich wollte dich gerade holen, mein Schatz.«
    Die vertraute Anrede war für den Schaffner und die Passagiere bestimmt und verfehlte ihre Wirkung nicht, zumindest bei der älteren Dame, die anerkennend lächelte, als er einen Arm um seine angebliche Verlobte legte.
    Der Schaffner hatte einen großen Topf ins Feuer gestellt. »Gleich gibt es Tee für alle«, versprach er, »leider ohne Milch und Zucker. Ich habe nur meine persönlichen Vorräte vorbei, und die reichen gerade mal für eine Runde.«
    Clarissa fand einen einigermaßen großen Felsbrocken und setzte sich darauf. Die Wärme, die von dem Feuer ausging, tat ihr gut und vertrieb für einige Zeit sogar ihre trüben Gedanken. Einer der jungen Männer hatte eine Mundharmonika dabei und unterhielt sie mit fröhlichen Liedern, doch zum Mitsingen oder zum Tanzen war keinem von ihnen zumute, und nach einer halben Stunde hatte auch er genug und steckte sein Instrument wieder ein. Der Tee schmeckte furchtbar, war viel zu dünn und zu bitter, doch alle tranken davon, als der Schaffner mehrere gefüllte Becher herumgehen ließ. So bekamen sie an diesem Nachmittag wenigstens etwas Warmes in den Magen.
    Am späten Nachmittag ließ sich auch der Lokführer am Feuer blicken. Er hatte angestrengt versucht, die Dampfleitung wenigstens notdürftig zu reparieren. Ohne Erfolg. »Da ist leider nichts zu machen«, sagte er zum Schaffner und wischte sich mit dem Ärmel über die rußverschmierte Stirn. »Mit der Lok komme ich keine zwei Schritte weit. Die muss ins Betriebswerk und gründlich überholt werden.« Er schenkte sich Tee ein. »Verfluchte Berge! Ich hab immer gesagt, wir brauchen schon hier zwei Loks, um einigermaßen voranzukommen, nicht erst in den Rockies.« Er fluchte leise in sich hinein.
    Mit der Dunkelheit, die im Spätherbst schon früh auf das Land herabsank, nahm auch die Kälte zu. Obwohl die Männer einen großen Stapel Brennholz unter den Felsen aufgeschichtet hatte, nahmen die Vorräte rapide ab, und sie mussten noch einmal los, um für Nachschub zu sorgen. Der Himmel verfinsterte sich, aber weder der Mond noch die Sterne waren zu sehen, und lediglich der Feuerschein und der reflektierende Schnee schenkten etwas Licht.
    »Lange kann es nicht mehr dauern«, sagte der Schaffner nach ungefähr sechs Stunden, »die Lok ist bestimmt schon unterwegs.« Nach acht Stunden sagte er noch einmal dasselbe, und als sich bereits einige Passagiere in ihre Decken gerollt hatten und dicht am Feuer im Sitzen schliefen, zuckte er

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