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Chronik der dunklen Wälder - Blutsbruder (German Edition)

Chronik der dunklen Wälder - Blutsbruder (German Edition)

Titel: Chronik der dunklen Wälder - Blutsbruder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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Er würde Thiazzi aufspüren.
    »Torak«, sagte sie, »was ist im Auerochsenlager passiert? Was hast du getan?«
    Er erzählte ihr in aller Kürze, wie er die beiden Clans gegeneinander gehetzt hatte. Ein schlauer Plan, doch seine Rücksichtslosigkeit schockierte Renn. »Aber … wenn sie sich nun gegenseitig umbringen?«
    »Das wäre wahrscheinlich sowieso passiert.«
    »Vielleicht. Vielleicht waren es auch nur Späher der Waldpferde. Das konntest du nicht wissen.«
    »Ich habe dich gewarnt. Ich schrecke vor nichts zurück, um Thiazzi in die Finger zu bekommen.«
    »Sogar Kriege heraufbeschwören? Menschen umbringen?«
    Wolf warf einen zweifelnden Blick von einem zum anderen.
    Torak achtete nicht auf ihn. »Im vergangenen Frühjahr«, sagte er, »war ich derjenige, der gejagt wurde. Diesmal bin ich selbst der Jäger. Ich habe einen Eid geschworen, Renn. Ja, ich bin rücksichtslos. Wenn du das nicht ertragen kannst, musst du umkehren.«

    Stumm gingen sie weiter. Renn war fest entschlossen, nicht als Erste das Schweigen zu brechen.
    Das Gelände wurde zusehends steiler, die schwarzen Fichten machten Birken Platz. Sie stapften durch hüfthohe Nesseln und stiegen vorsichtig über verfaulte, von Giftpilzen gesprenkelte Baumstämme. Renn fiel auf, dass die Bäume hier höher waren als im Weiten Wald und daher entsprechend schwerer zu erklimmen; die Waldameisen bauten ihre Nesthügel außerdem nicht nur an der Südseite der Stämme, sondern ringsum, wodurch man schneller die Orientierung verlor.
    Nirgends ein Anzeichen von Menschen …
    Und doch …
    Hinter ihr schwang ein Ast zur Seite, als habe sich jemand rasch vor ihrem Blick ins Unterholz zurückgezogen.
    Unwillkürlich glitt ihre Hand zum Messerknauf.
    Der Ast rührte sich nicht mehr. Jäger der Waldpferde, dachte sie, hätten uns längst angegriffen.
    Torak war vorausgegangen und hielt ein Zwiegespräch mit Wolf. Sie rannte, bis sie ihn eingeholt hatte. »Ich habe etwas gesehen!«, stieß sie keuchend hervor.
    »Und Wolf hat etwas gewittert«, sagte Torak. »Er meint, es hätte wie das Helle Tier gerochen.«
    »Das bedeutet Feuer.«
    »Und Asche. Derjenige, der meine Hand genommen hat … es fühlte sich ganz heiß an.«
    Sie sahen sich an.
    »Ich weiß nicht, was da meine Hand genommen hat«, sagte Torak. »Aber es ist uns über den Fluss gefolgt.«

    Gegen Abend beschlossen sie, ihr Lager unter einer Eibe aufzuschlagen.
    Inzwischen waren sie in einem Tal angelangt, in dem emsige Biber einen Bach zu einem schmalen See aufgestaut hatten. In der Seemitte befand sich ihr Bau, ein robustes Durcheinander aufgeschichteter Stöcke, manche davon gelb gestreift, weil die Biber die Rinde abgenagt hatten. Renn vermutete, dass der Bau bewohnt war, da am Ufer noch einige Weiden standen. Fin-Kedinn hatte ihr einmal gesagt, dass Biber immer erst alle Weiden fressen, bevor sie einen Bau aufgeben und weiterziehen.
    Es war schmerzlich, an Fin-Kedinn zu denken. Sie versuchte sich vorzustellen, dass er sicher bei den Raben angekommen war und fleißig Lachse fing, doch sie sah ihn immer wieder vor sich, wie er mit grauem Gesicht und zusammengekrümmt im Kanu gesessen hatte. Vielleicht hatten sich die krank machenden Würmer bereits in sein Mark gebohrt, und keine Renn war zur Stelle, die sie hätte vertreiben können.
    Torak und Wolf waren auf Erkundungstour. Um nicht ständig an Fin-Kedinn zu denken, ließ sie ihre Ausrüstung unter der Eibe zurück und ging auf Nahrungssuche.
    Zumindest die Pflanzen waren ihr bekannt. Sie sammelte büschelweise saftigen Steinbrech und würzigen Sauerampfer; da sie kein Feuer wecken durften, grub sie Kratzdistel- und Gänsefingerkrautwurzeln aus, die auch roh eine genießbare Mahlzeit ergaben.
    Rip und Rek, die beiden Nimmersatte, kamen angeflogen, flatterten mit den Flügeln und stießen klägliche Gurgellaute aus: Hunger! Renn warf ihnen ein paar Wurzeln zu. Während des Winters hatte sie die beiden dazu gebracht, auf ihren Ruf hin zu kommen, aber noch ließen sie sich nicht auf ihrer Schulter nieder, wie sie es bei Torak taten.
    Ein bisschen besser gelaunt, zog sie los, um die Wassersäcke zu füllen. Der See war mit einem dichten gelben Pollenschleier überzogen, und die Bäume lehnten sich neugierig über die Uferböschung, um ihre Namensseelen zu betrachten. Renn tauchte die Säcke tief unter Wasser, damit sie sich nicht vorbeugen und sie vollschöpfen musste. Das hatte sie noch nie zuvor gestört, aber hier…
    Während sich die Säcke

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