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Chronik der dunklen Wälder - Seelenesser: Band 3 (German Edition)

Chronik der dunklen Wälder - Seelenesser: Band 3 (German Edition)

Titel: Chronik der dunklen Wälder - Seelenesser: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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Faden weiter. »Er trug die Tätowierung der Eisfüchse, sah aber nicht wie einer von ihnen aus. Ich habe Seelen um mich her gespürt und mich gewundert, was das zu bedeuten hat.«
    Torak tastete nach seinem Messer. Die Fackeln brannten immer noch. Die Seelenesser kreisten ihn ein und kamen immer näher.
    »Wer bist du?«, fragte der Eichenschamane.
    »Was bist du?«, fragte die Natternschamanin.

Kapitel 30

    GROSS SCHWANZLOS war umzingelt. Tapfer stellte er sich den Gegnern, hielt die große Klaue fest gepackt. Trotzdem konnte er es mit drei ausgewachsenen Schwanzlosen nicht aufnehmen.
    Wolf duckte sich und schlich näher heran. Die Schlechten hörten nichts, merkten nicht, dass er da war.
    Er drehte ein Ohr und hörte ein paar Sprünge entfernt das Weibchen umherschleichen. Ein knisterndes Fauchen, dann wurde dieser Teil der Höhle dunkel. Gut. Das kam Wolf sehr gelegen. Denn anders als die Schlechten konnte er im Dunkeln sehen.
    Groß Schwanzlos sagte etwas Trotziges in seiner Sprache und der nach Bär stinkende Bleichpelz lachte höhnisch. Dann wurde es woanders dunkel. Schließlich war es fast völlig finster.
    Da stürzten sich Stinkfell und Bleichpelz auf Groß Schwanzlos. Der konnte sich nicht mehr rechtzeitig ducken, aber das machte nichts, Wolf war ohnehin schneller. Knurrend sprang er Bleichpelz an, warf ihn zu Boden und grub ihm die Zähne in die Vorderpfote. Bleichpelz brüllte, Knochen knackten. Wolf machte einen Satz rückwärts und schlang einen blutigen Fleischbrocken hinunter.
    Seine klauenbewehrten Pfoten rutschten auf dem Felsboden aus und er wäre beinahe hingefallen. Unbeholfen kam er wieder auf die Beine, denn mit dem gestutzten Schwanz fiel es ihm schwerer als früher, das Gleichgewicht zu halten. Ich muss aufpassen, dachte er, als er seinem armen, blinden Rudelgefährten zu Hilfe eilte, der immer noch mit Stinkfell kämpfte.
    Ganz in der Nähe hielt das Weibchen einen glühenden Ast hoch und kniff die Augen zu, wie es die Schwanzlosen tun, wenn sie nicht richtig sehen können.
    Unterdessen war Natternzunge nicht untätig geblieben. Sie hatte sich durch den stummen Wald an Steingesicht vorbei quer durch den Bau geschlichen, kratzte an der Felswand und zischte und jaulte dabei so schaurig, dass sich Wolf am ganzen Leib das Fell sträubte. Er hörte die Dämonen toben. Er ahnte nicht, was Natternzunge vorhatte, spürte nur, dass er sie aufhalten musste.
    Aber … Groß Schwanzlos brauchte ihn doch! Blind, wie er war, wankte er Stinkfell geradewegs in die Vorderläufe.
    Wolf hielt unschlüssig inne.
    Dann machte er einen Satz und kam seinem Rudelgefährten zu Hilfe, indem er ihn ansprang und umstieß. Groß Schwanzlos rutschte aus, fing sich wieder und griff Wolf ins Nackenfell. Wolf führte ihn davon, außer Reichweite von Stinkfell.
    Leider war es jetzt zu spät, Natternzunge aufzuhalten. Ihr Gejaul steigerte sich zu misstönendem Gekreisch, sie breitete die Vorderläufe aus … und auf einmal klaffte in der Felswand ein Riesenmaul.
    Steingesichts Triumphgeheul bohrte sich Wolf wie ein spitzer, gesplitterter Knochen in die Ohren. Dann reckte sie die Vorderpfote über den Kopf. Der Bau war vom grellen grauen Widerschein des Hellen-Tiers-das-kalt-beißt erfüllt – und aus dem Maul in der Wand kamen lauter Dämonen!
    Groß Schwanzlos ließ Wolf los und sank auf die Knie. Das Weibchen ließ den glühenden Ast fallen und drückte die Vorderpfoten auf die Ohren. Wolf schmiegte sich zitternd an Groß Schwanzlos und der grausige Hauch der Dämonen fuhr ihm durchs Fell wie ein garstiger Windstoß.
    Er hätte sich auf die Dämonen stürzen sollen, dazu war er schließlich da, aber es waren furchtbar viele! Drängend und fallend und übereinander kletternd, kamen sie voller Gier nach dem kalten grauen Licht aus dem Felsmaul geströmt. Sie hatten geifernde Fänge und tückische, helle Augen. Es waren so schrecklich viele …
    Da witterte Wolf auf einmal Zorn.
    Das Schwanzlosweibchen hatte seine Furcht abgeschüttelt und knurrte wütend!
    Der verdutzte Wolf beobachtete, wie sie den noch glühenden Ast aufhob und auf Natternzunge schleuderte. Der Ast erwischte Natternzunge am Rücken – das Weibchen traf sein Ziel fast immer – und Natternzunge jaulte auf. Sie nahm die Vorderpfoten von der Felswand und das klaffende Maul schloss sich krachend.
    Doch inzwischen waren so viele Dämonen herausgekommen, dass der ganze Steinwald von ihnen wimmelte. Sie umschwärmten das Helle-Tier-das-kalt-beißt.

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