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Chronik der dunklen Wälder - Seelenesser: Band 3 (German Edition)

Chronik der dunklen Wälder - Seelenesser: Band 3 (German Edition)

Titel: Chronik der dunklen Wälder - Seelenesser: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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    Torak drehte sich nach Renn um und sah, dass sie lächelte. Zumindest einem war die Flucht gelungen.
    Es dauerte nicht lange, bis auch der Vielfraß herausgehuscht kam und ausnahmsweise mehr darauf bedacht war, das Weite zu suchen, als jemanden anzufallen. Als Nächstes hüpfte der Adler durch den Spalt, tapste unbeholfen durch den Schnee, spreizte die Schwingen und schwang sich in die Lüfte.
    »Pass auf dich auf, mein Freund«, sagte Renn leise. »Möge dein Hüter mit dir fliegen.«
    Dem Adler folgte das Otterweibchen. Es hielt kurz inne und sah Torak eindringlich an, dann schlitterte es den Hang hinunter. Schließlich, als Torak vor Angst schon ganz schlecht war, erschien auch Wolf.
    Er hatte einige Mühe, sich durch den Spalt zu zwängen, aber als er draußen war, schüttelte er sich einfach und kam mit hängender Zunge so munter angesprungen, als würde er jede Nacht aus einer von Dämonen heimgesuchten Höhle fliehen.
    Er stellte sich vor Torak auf die Hinterläufe, legte ihm die Pfoten auf die Schultern und bedeckte sein Gesicht mit nassen Wolfsküssen.
    Torak erwiderte die Liebkosung, ohne sich um Seelenesser und Dämonen zu kümmern, dann liefen alle drei zu den Schlitten, und Wolf sprang übermütig um Renn und Torak herum, als sie eilig ihr Gepäck zusammensuchten.
    Sie hasteten bergab, wobei Wolf immer wieder auf seine beiden Gefährten warten musste. Am Ufer der zugefrorenen Bucht war er ihnen behilflich, das völlig zugeschneite Boot wiederzufinden.
    Als sie das Boot aber zu Wasser gelassen, ihre Sachen eingeladen und ihre Plätze eingenommen hatten, weigerte sich Wolf, hineinzuspringen.
    »Kannst du ihn nicht überreden?«, rief Renn.
    Torak musterte Wolfs angelegte Ohren und die störrisch in den Boden gestemmten Vorderläufe und seufzte tief. »Es hat keinen Zweck. Er kann Boote nun mal nicht ausstehen. Außerdem kommt er an Land schneller voran. Die kriegen ihn nicht.«
    »Bist du sicher?«
    »Nein!«, fauchte er. »Aber ich kann es nicht ändern.«
    Natürlich war Torak nicht sicher. Sogar im Wald lebt ein einzelner Wolf, der sich keinem Rudel anschließt, nicht lange – wie dann in dieser Ödnis?
    Sie hatten nicht mal mehr Zeit, sich richtig zu verabschieden. Wolf sah Torak nur an und ihre Blicke begegneten sich. Ehe Torak etwas sagen konnte, hatte Wolf kehrtgemacht und war auf und davon, ein Silberstreif, der durch den Schnee sauste.
    Als Renn und Torak endlich ablegten und nach Süden ruderten, lugte die Sonne eben über die Berggipfel. Zum Glück hatten sie den Wind im Rücken und nahmen rasch Fahrt auf.
    Als sie außer Pfeilschussweite waren, drehte sich Torak um.
    »Sieh doch!«, sagte Renn.
    Die Bergflanke lag noch im Schatten, aber vom grauen Schnee hob sich etwas Dunkles ab, das sich den Hang hinunter ergoss.
    »Dämonen«, sagte Torak.
    Renn sah ihn an und im trüben Morgenlicht waren ihre Augen schwärzer als das Meer.
    »Es war umsonst. Die Dämonen sind entkommen.«

Kapitel 31

    WEIT WEG, am nördlichsten Saum des Waldes, ging über den Hohen Bergen die Sonne auf. Die Birken um das Lager der Raben schwankten unruhig im Traum.
    »Dämonen«, krächzte Saeunn, die auf einer Weidenmatte hockte und in der Glut las. »Ich sehe Dämonen aus dem Hohen Norden kommen. Eine schwarze Flut, die alles ertränkt, was sich ihr in den Weg stellt.«
    Nur Fin-Kedinn hörte sie. Die Jagd war gut gewesen und der Rest der Sippe schlief, die Bäuche voll gebratenem Rotwild und Vogelbeerenbrei. Der Anführer und seine Schamanin dagegen hatten die ganze Nacht im Eingang seiner Hütte gesessen, bis die Sterne verblasst waren und der Morgen graute. Der Wald ringsum schlummerte im stillen Glanz einer dicken Schicht Neuschnee.
    »Du irrst dich ganz bestimmt nicht?«, hakte Fin-Kedinn nach. »Ist das wirklich das Werk der Seelenesser?«
    Die Rabenschamanin blickte angestrengt in die Glut. Die Adern auf ihrem kahlen Schädel zuckten wie kleine Schlangen. »Der Feuergeist lügt nicht.«
    Ein glühender Ast knackte. Aus der Fichtenkrone über ihnen rieselte Schnee. Fin-Kedinn blickte auf – und wurde ganz still.
    »Wir sind zu weit nach Norden gezogen«, sagte Saeunn. »Wenn wir hier bleiben, sind wir den Dämonen wehrlos ausgeliefert.«
    »Was wird dann aus Renn und Torak?«, fragte Fin-Kedinn, den Blick unverwandt aufs Geäst der Fichte gerichtet.
    »Was wird aus der Sippe?«, gab Saeunn zurück. »Wir müssen uns sofort nach Süden aufmachen, Fin-Kedinn! Wir müssen zum Breitwasser und beim

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