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Chronik der dunklen Wälder - Seelenesser: Band 3 (German Edition)

Chronik der dunklen Wälder - Seelenesser: Band 3 (German Edition)

Titel: Chronik der dunklen Wälder - Seelenesser: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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aufwachte, war er ganz steif. Alles tat ihm weh. Seine Augen fühlten sich an, als hätte jemand Sand hineingerieben. Ihm fiel kein einziger Grund ein, aufzustehen. Die Dämonen waren los, niemand konnte sie aufhalten.
    Draußen stapfte Renn im Schnee auf und ab. Musste sie solchen Lärm machen? Sie musste doch wissen, dass sich jedes Knirschen ihrer Sohlen wie ein spitzer Eiszapfen in seinen Kopf bohrte!
    Um nicht gleich hinauszumüssen, sah er nach, was von seinen Habseligkeiten noch übrig war. Axt und Bogen hatte er in der Eile zurückgelassen, dafür hatte er den Wassersack noch um den Hals, Zunder- und Medizinbeutel baumelten an seinem Gürtel, und Fas Messer stak wohl verwahrt in der Scheide.
    Der Knauf war eigenartig warm. Vielleicht war das ja ein böses Vorzeichen. Eigentlich müsste er Renn davon erzählen, aber dann würde sie sich wieder aufspielen und alles besser wissen. Bei dieser Vorstellung packte Torak unsinniger Zorn.
    Als er es nicht länger hinauszögern konnte, kroch er nach draußen.
    Über Nacht hatte der Atem des Weltgeistes die Welt verschluckt, hatte sie ausgelöscht, Eis, Meer, alles. Der Wind war fortgezogen. Dadurch war es zwar nicht mehr so bitterkalt, aber das Getöse des berstenden Eises klang inzwischen näher.
    Das hat uns gerade noch gefehlt, dachte Torak. Es taut.
    »Du siehst furchtbar aus«, sagte Renn unwirsch. »Deine Augen … du hättest deinen Blendschutz aufsetzen sollen.«
    »Weiß ich selber«, brummelte Torak.
    »Warum hast du es dann nicht gemacht?«
    Ihre Stimme war grässlich schrill. Andauernd wollte sie ihm vorschreiben, was er zu tun hatte! Sie hatte ihren Blendschutz natürlich den ganzen Tag aufgehabt, denn sie machte bekanntlich immer alles richtig.
    In gereiztem Schweigen bauten sie die behelfsmäßige Hütte ab, trugen das Boot zum Wasser und gingen noch einmal zurück, um das Gepäck zu holen.
    »Zum Glück habe ich dran gedacht, ihre Boote aufzuschlitzen«, brüstete sich Renn, »sonst hätten sie uns längst eingeholt.«
    »Boote kann man flicken«, erwiderte Torak verdrießlich. »Das wird sie nicht lange aufhalten.«
    Renn stemmte die Hände in die Hüften. »Du hättest es natürlich besser hingekriegt, was? Ich hatte es leider ein bisschen eilig, ich musste dich schließlich retten!«
    »Du hast mich nicht gerettet!«, fauchte Torak.
    »Pah!«
    Um ihr endgültig das Maul zu stopfen, erzählte Torak ihr, weshalb die Seelenesser eigentlich hinter ihnen her waren: weil nämlich Seshru gespürt hatte, wie seine Seelen umhergestreift waren.
    Renn war außer sich. »Du hast deine Seelen auf Wanderschaft geschickt? Und mir nichts davon gesagt?«
    »Na und? Jetzt hab ich’s dir doch gesagt.«
    Sie verstummte. Schließlich sagte sie: »Ist ja auch nicht so wichtig, du irrst dich jedenfalls. Deshalb sind sie uns nicht auf den Fersen.«
    »Ach nein? Warum dann?«
    »Ich habe den Feueropal eingesteckt. Darum.«

    »Und wieso hast du mir das verschwiegen?«
    »Tja, jetzt hab ich’s dir ja gesagt. Vorher war dafür keine Zeit.«
    »Es war jede Menge Zeit!«, brüllte Torak.
    »Brüll mich nicht an!«, brüllte Renn.
    Torak schüttelte fassungslos den Kopf. »Dann sind also nicht nur die Seelenesser hinter uns her, sondern auch die Dämonen!«
    »Ich habe Vorsichtsmaßnahmen getroffen«, verteidigte Renn sich. »Ich habe den Stein in Kräuter gewickelt und in Tanugeaks Schwanenfußbeutel getan.«
    »Da bin ich aber beruhigt! Wie konntest du nur so dumm sein?«
    »Wie konntest du nur so dumm sein? Wer ist denn hier ein Seelenwanderer?!«
    Renns patzige Erwiderung hallte laut durch die Eiswüste. Die Stille, die darauf folgte, war noch lauter. Sie funkelten einander schwer atmend an.
    Torak fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, als wäre er eben aufgewacht. »Was ist eigentlich mit uns los?«
    Renn schüttelte sich, um wieder klar denken zu können. »Die Dämonen sind schuld. Sie bringen uns dazu, dass wir uns streiten.« Sie unterbrach sich. »Vielleicht können sie den Stein doch wittern. Oder ihn irgendwie spüren.«
    Torak nickte. »Mag sein.«
    »Nein, nein, ich bin mir ganz sicher.« Renn biss sich auf die Unterlippe. »Ich habe heute Nacht etwas gehört.«
    »Was denn?«
    Sie erschauerte. »Ich habe Wache gehalten. Dann hat Wolf geheult, so wie immer, bevor er jagen geht. Danach waren sie fort.«
    Torak ging ein paar Schritte und wandte sich wieder nach ihr um. »Wir müssen den Feueropal loswerden.«
    »Wie denn? Man muss ihn in der Erde oder unter

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