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Chronik der dunklen Wälder - Seelenesser: Band 3 (German Edition)

Chronik der dunklen Wälder - Seelenesser: Band 3 (German Edition)

Titel: Chronik der dunklen Wälder - Seelenesser: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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ihr denn gar nichts? Er will uns gegeneinander ausspielen.«
    »Ich sage die Wahrheit!«, rief Torak und wandte sich abermals an Nef und Thiazzi. »Ihr habt doch bestimmt an den Spuren erkannt, dass mich ein Mädchen begleitet hat.«
    Er sah den Mienen der beiden an, dass er richtig vermutet hatte.
    »Du hast im Berg irgendwelche umherstreifenden Seelen gespürt«, wandte sich Nef an Seshru, »aber du hast uns nicht verraten, was für welche.«
    »Sie hat Bescheid gewusst«, bekräftigte Torak. »Die Seelen des Mädchens hatten ihren Körper verlassen.« Ein Plan nahm in seinem Kopf Gestalt an. Ein verzweifelter, gefährlicher Plan, der sowohl sein eigenes als auch Renns Leben aufs Spiel setzte, aber etwas Besseres fiel ihm nicht ein.
    »Das Mädchen ist eine Seelenwanderin. Sie hat auch den Feueropal.«
    »Dann bring uns zu ihr«, erwiderte Nef.
    »Das ist eine List!«, protestierte Seshru. »Er will uns reinlegen!«
    »Was kann er uns schon tun?«, brummte Thiazzi.
    »Wenn ihr mich leben lasst, bringe ich euch hin. Das schwöre ich bei allen meinen drei Seelen«, sagte Torak.
    Seshru trat stumm vor ihn hin und kam mit dem Gesicht ganz dicht an seines heran. Torak spürte ihren warmen Atem und glaubte, in ihrem unergründlichen Blick zu ertrinken.
    Sie zog bedächtig den Fäustling aus und hob die Hand.
    Torak wich zurück.
    Ihr schöner Mund lächelte. Ihre kalten Finger wischten ihm das Zeichen gegen das Böse von der Stirn. »Das brauchst du jetzt nicht mehr«, sagte sie leise und strich ihm mit dem langen, schlanken Zeigefinger über die Wange, sanft zwar, aber doch so, dass der spitze Fingernagel ihn kratzte.
    »Dein Vater wollte uns damals hintergehen, darum haben wir ihn umgebracht«, zischelte sie, beugte sich noch weiter vor und raunte Torak ins Ohr: »Wenn du mich hintergehst, sorge ich dafür, dass du mich nie mehr loswirst.«
    Torak schluckte. »Ich bringe euch zu eurem Feueropal, ich schwör’s.«
    Nef steckte Fas Messer ein und sah Torak mit schwer zu deutender Miene an. »Wie?«
    »Der Wolf.« Torak deutete mit dem Kinn auf die Pfotenabdrücke. »Wir brauchen bloß der Wolfsfährte zu folgen.«

Kapitel 36

    WOLF WAR hin- und hergerissen.
    Er musste das Weibchen suchen. Er musste Groß Schwanzlos vor den Schlechten retten. Er musste auch die Dämonen wieder ins Drunten scheuchen. Es war alles zu viel für ihn allein. Er brauchte Hilfe. Um Hilfe zu beschaffen, fiel ihm nur eine Lösung ein. Eine gefährliche Lösung, die allergefährlichste überhaupt für einen einzelnen Wolf. Trotzdem musste er es wagen.
    Ohne anzuhalten, stürmte er durch das glitzernde Dunkel. Das Helle Weiße Auge hielt sich im Oben verborgen, aber seine zahlreichen Welpen warfen ihr Licht über das Land.
    Im Laufen dachte Wolf an Groß Schwanzlos und wieder nagten Sorgen an ihm. Würde Groß Schwanzlos verstehen, weshalb er fortgegangen war? Würde er auf seine Rückkehr warten oder würde er blindlings davonstolpern und zur Beute des Großen Nass werden?
    Das war ein gar zu schrecklicher Gedanke, darum versuchte Wolf, sich mit den Geräuschen und Gerüchen abzulenken, die ihm der Wind zutrug. Das verstohlene Scharren eines Schneehuhns, das sich tiefer in seinen Bau verzog, das ferne Knurren des Großen Weißen Kalt vor ihm, die vertraute, unverkennbare Witterung der Rudelgefährtin.
    Wolf folgte der Witterung. Wieso, wusste er selbst nicht, aber er musste das Schwanzlosweibchen unbedingt einholen, ehe er sich auf die Suche nach jemandem begab, der ihm im Kampf gegen die Dämonen beistand. Das sagte ihm die sonderbare Gewissheit, die ihn manchmal überkam.
    Er hetzte einen hohen, glitzernden Hang hinauf und machte Halt. Da unten. Da unten lag sie und schlief.
    Noch eine andere Witterung stieg ihm in die Nase. Sein Fell sträubte sich und es kribbelte ihn in den Pfoten. Dämonen! Am liebsten wäre er ihnen sofort nachgesetzt, er konnte sich kaum beherrschen. Nein. Noch nicht. Und nicht allein. Erst musste er Hilfe holen.
    Er machte auf der Hinterpfote kehrt, preschte den Hang wieder hinunter und bog unvermittelt ab.
    Das Dunkel dauerte an, und immer noch stürmte Wolf unermüdlich durch das Helle Weiße Kalt. Er kam in einen öden Landstrich, wo verkrüppelte Weiden mit ihrem verdorrten Laub raschelten, und fiel in gemächlichen Trab.
    Die noch frischen Duftmarken des Leitwolfs rochen kräftig und streng. Daraus schloss Wolf, dass die Fremdwölfe eben erst Beute gemacht hatten und das Rudel sich noch in der Nähe aufhielt.
    Er

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