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Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Titel: Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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vergiften.“
    Ich ließ mich ins Heidekraut fallen und biss eine Weile auf meinen Knöcheln herum. Die Stille zwischen uns fühlte sich beinahe angenehm an. Beinahe. Wäre ich nicht kurz vorm Heulen gewesen, hätte mich seine Gesellschaft sogar mit tiefer Zufriedenheit erfüllt, mit einer Zufriedenheit, die ich bislang nicht kannte. Ich versuchte mich daran zu erinnern, dass er Griogairs Erstgeborener war, der Sohn, den mein Vater liebte und der mich schon vor meiner Zeugung überflüssig gemacht hatte. Sollte er nun die Dreistigkeit besitzen, mir seine Freundschaft anzubieten, würde ich den Stein wieder aufheben und ihn damit töten.
    „Kennst du Fox MacNeil?“, fragte er nach einer Weile.
    Ja, ich kannte ihn, sagte aber nichts. Fox war etwa so alt wie ich und ein ziemlich netter Junge, einer der wenigen auf dem Hof, die mich wahrgenommen hatten, eines der wenigen Kinder, die mich nicht peinigten. Wäre ich ein Kind gewesen, das unbedingt einen Freund gebraucht hätte, hätte ich mich wohl mit Fox zusammengetan.
    „Er kennt einen Fuchsbau, oben im Kiefernwald“, fuhr Conal fort. „Er kann ihn dir zeigen, wenn du willst.“
    „Sagt wer?“, schnappte ich.
    „Sagt er.“
    „In Ordnung“, sagte ich, weil mir nichts anderes einfiel.
    „Kann ich mich jetzt vielleicht umdrehen?“
    „In Ordnung.“ Hastig wischte ich mir die Nase am Ärmel ab.
    Also drehte er sich um und sah mich an. Ich wollte nicht, dass er mich anlächelte, und er tat es auch nicht. Stattdessen streckte er mir seine Hand entgegen, einfach so.
    Ich biss mir auf die Lippe und starrte seine Hand an. Und dann griff ich danach, einfach so.
    Jetzt lächelte Conal doch. Aber auf einmal machte mir das nicht mehr so viel aus.
    Von nun an hatte ich zumindest einen Freund auf dem Hof. Fox mochte die gleichen Dinge wie ich und wir verbrachten die meiste Zeit gemeinsam. Dass ich Fox’ Freund war, verlieh mir zumindest ein kleines bisschen mehr Ansehen, denn sein Vater, Niall Mor MacIain, war der Stellvertreter von Griogairs Erstem Offizier. Und Niall Mor MacIain behandelte mich freundlicher als mein eigener Vater. So wurde ich dank Conal langsam aber sicher ein Teil des Clan s – so langsam, dass weder ich noch der Clan es bemerkten. Irgendwann kam einfach der Zeitpunkt, an dem ich nicht mehr bloß ein Fehltritt Griogairs war, sondern einer von ihnen.
    Wenn Conal nun mit Griogair nach einer Jagd oder einem Kontrollritt oder einem Höflichkeitsbesuch bei Kate auf den Hof geritten kam, brauchte er nur scharf „Athair! Vater!“ zu sagen, und schon hielt Griogair inne, sah mich an und lächelte beinahe. Das war nicht viel, aber mehr als ich je erwartet hätte. Conal streckte dann eine Hand aus und hievte mic h – und manchmal auch Fo x – vor den Augen des Clans auf den Rücken seines wilden schwarzen Hengstes. Ich platzte schier vor Stolz. Ich mag vielleicht nicht Griogairs Sohn sein, dachte ich dann, jedenfalls nicht richtig, aber seht mich an! Seht mich an, ihr Hunde, die ihr mich verspottet und getreten und gemieden habt: Ich bin Conal MacGregors Bruder!
    Es war alles, was ich jemals sein würde, aber zu jener Zeit genügte mir das vollauf.
    Eines Abends ging ich in dem Glauben zu Bett, dass ich Conal immer noch hasste, denn ich hatte ja vorgehabt, ihn für immer zu hassen, doch schon am nächsten Morgen wachte ich mit der Gewissheit auf, dass ich ihn liebte. Wenn Griogair nicht mein Vater sein wollte, dann eben Conal, und ich würde ihn lieben bis zu meinem letzten Atemzug. Und es bedurfte keinerlei Überzeugungsarbeit, damit ich so für ihn empfand.

3. Kapitel

    A ls ich elf war, lernte ich auf andere Weise zu lieben. Im Laufe der Zeit hatte ich noch einige, wenngleich nicht allzu viele, Freundschaften geschlossen. Da war zum einen Fraser. Er war ein Jahr jünger als ich und für alle Gaunereien zu haben, die Fox nicht einmal in Betracht ziehen wollte. Dann Sinead, ein stilles Mädchen mit goldenen Haaren, das mit traumwandlerischer Sicherheit schießen konnte und mir überallhin folgte, ohne je viel zu sagen. Ich war gern in ihrer Gesellschaft, ich genoss ihre Ergebenheit, und ein, zwei Jahre später beraubten wir uns im kühlen Dunkel der Meereshöhlen jenseits der Bucht unserer Jungfräulichkeit.
    Es gab einige Frauen, die ich im Laufe der Zeit liebte, auf ehrliche, innige Weise und aus tiefstem Herzen. Und es gab noch mehr, die ich mit dem Körper, aber nicht von ganzem Herzen liebte. Ein Sithe-Leben ist einfach zu lang, um immer ganz und

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