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Chronik der Unsterblichen - 12 - Der schwarze Tod

Titel: Chronik der Unsterblichen - 12 - Der schwarze Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wlofgang Hohlbein
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ausnahmslos schrecklichen) Bildern und Erinnerungsfetzen, in denen sich Teile aus seinem Albtraum mit der nicht minder schrecklichen Realität mischten – und vielleicht gab es auch schon lange keinen wirklichen Unterschied mehr zwischen beidem.
    Etwas knallte. Das helle Klirren von Metall drang durch den Schleier, der sich über seine Sinne gelegt hatte und ihm die Sicht raubte, dann ein Schrei und die typischen Geräusche eines verbissenen Kampfes.
    Das sollte nicht sein. Abu Dun war gekommen, um den Kampf zu beenden und ihn zu retten, und alles war gut. So war es immer gewesen.
    Dennoch wurde noch gekämpft, wie der gellende Schmerzensschrei bewies, der wie ein Messer den Nebel durchschnitt, unmittelbar gefolgt vom dumpfen Krachen einer Muskete und einem weiteren, gedämpften Schrei. Schreckliches würde geschehen, wenn er nicht endlich aufwachte und etwas tat.
    Aber er wusste nicht, wie, und er wusste auch nicht, was. Er hatte immer noch Schmerzen, und die Dunkelheit barg plötzlich keinen Schrecken mehr, sondern eine sanfte Verlockung, der er sich nur zu gerne hingegeben hätte.
    Dann hörte er Corinna schreien. Nicht seinen Namen, sondern in schierer Todesangst, und Andrej war von einem Sekundenbruchteil auf den anderen auf den Beinen und fuhr herum. Ihm bot sich ein Anblick wie aus einem Albtraum.
    Die beiden Nubierinnen waren noch immer außer Gefecht gesetzt. Eine von ihnen lag reglos auf der Seite (vielleicht hatte Abu Dun sie umgebracht, so wuchtig, wie er sie gegen die Wand geschmettert hatte), und ihre Schwester versuchte, sich unsicher auf die Knie hochzustemmen, hatte aber sichtlich Schwierigkeiten, ihre Bewegungen zu koordinieren. Ihr Arm hing nutzlos herab und war vermutlich gebrochen. Aber da war plötzlich noch eine dritte Gestalt in wehenden schwarzen Gewändern, die absurderweise einen breitkrempigen schwarzen Hut über einem gleichfarbigen Turban trug und mit gleich zwei Schwertern gegen drei uniformierte Signori kämpfte. Andrej registrierte beiläufig, dass sie die drei Männer zwar mit wütenden Schlägen vor sich hertrieb, die Signori aber dennoch offenbar gut mit ihren Waffen umzugehen wussten. Sie sahen vielleicht aus wie herausgeputzte Operettensoldaten, aber sie waren es nicht. Dennoch war ihm klar, dass sie keine Chance gegen Meruhe hatten. Es war nur eine Frage von Augenblicken, bis die nubische Königin die drei Signori tötete.
    Corinna schrie erneut, und Andrej vergaß Meruhe und die Signori augenblicklich und vollkommen und raste los.
    Corinnas Leibwächter hatte seine Warnung entweder nicht gehört oder in den Wind geschlagen und stand noch genau da, wo er ihn zurückgelassen hatte. Abu Dun raste wie eine zum Leben erwachte Naturgewalt auf ihn zu, unbewaffnet. Der Grauhaarige zog nun das Rapier, das vor wenigen Stunden noch an Andrejs Gürtel gehangen hatte, aber eine solche Waffe würde den Nubier nicht einmal langsamer machen, geschweige denn aufhalten.
    »Pirat! Nicht!«, brüllte Andrej verzweifelt. »Sie gehört zu uns!«
    Doch statt innezuhalten, lief der Nubier schneller und fegte das Rapier des Grauhaarigen einfach mit der bloßen Hand beiseite. Blut spritzte, als der scharfe Stahl tief in seine Hand biss. Abu Dun packte den Mann und warf ihn mit Knochen zerschmetternder Wucht gegen eine Häuserwand. Corinna kreischte.
    »Abu Dun, nein!«, schrie Andrej verzweifelt. »Sie gehört nicht zu ihnen!« Verzweifelt versuchte er, noch schneller zu rennen, und wusste doch, dass er zu spät kommen würde. Abu Dun hatte Corinna erreicht. Er würde sie einfach zerquetschen, so zerbrechlich und klein, wie sie war – nicht mehr als ein Kind, das unter die Füße eines heranstürmenden Flusspferds geraten war.
    Irgendwie gelang es ihr trotzdem, ihm auszuweichen.
    Abu Dun verfehlte sie buchstäblich um Haaresbreite, versuchte, sich in vollem Lauf herumzuwerfen, und geriet prompt ins Stolpern. Mehr brauchte Andrej nicht, um Corinna zu erreichen und sich schützend vor sie zu stellen.
    »Verdammt, Pirat, hör auf!«, keuchte er. »Sie ist auf unserer Seite!«
    Abu Dun hörte nicht auf ihn. Sein Gesicht war zu einer Grimasse aus schierer Mordlust verzerrt, und er stürmte auf eine Art heran, die Andrej klarmachte, wie sinnlos jedes weitere Wort war – und wie vollkommen unmöglich es war, ihn aufzuhalten.
    Blitzschnell stieß er Corinna zur Seite, sodass sie stürzte, täuschte einen Schritt in die entgegengesetzte Richtung an und wirbelte dann abermals herum, um auf Hände und Knie zu

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